Der schnelle Weg zum Geschäftsmodell

Unsplash / William Stitt / CC0

Lean Startups, Minimum Viable Products, kompakte Business Model Canvas – die aktuelle Gründerszene zeichnet sich vor allem durch Dynamik und Schnelligkeit aus. Wie aber kommt man auf diese Weise zu guten Geschäftsideen? Die Initiative Smart-up der Hochschule Luzern hat mit dem CREATON eine Workshop-Methodik entwickelt, die Studierende befähigt, in weniger als einer Woche solche Ideen zu generieren, mehrfach zu testen und potenziellen Finanzgebern überzeugend zu präsentieren.

Im Modul Ideation kommen Studierende am Anfang der Woche in einer interdisziplinären Gruppe zusammen und werden von den Dozierenden durch einen Design-Thinking-Workshop geleitet. Die Produkt- oder Serviceideen sind bereits am Mittwochabend komplett vorhanden, der Donnerstag wird zur Entwicklung eines Geschäftsmodells (Lean Canvas) und zur Vorbereitung auf den Pitch vor Investoren am Freitag genutzt.

Die Studierenden kommen dabei nicht mit einer fertigen Idee, sondern beginnen mit Problemstellungen, die sie umtreiben: „Ich bin am Ende bei der Gruppe ‘Food-Waste’ gelandet“, berichtet einer der Teilnehmenden: „Das Thema interessiert mich sehr, ich möchte gern dazu forschen, um diese Problematik zu verbessern.“ Im nächsten Schritt befragen sie Personen auf der Straße, um herauszufinden, ob und inwiefern das Problem die Menschen tatsächlich bewegt und somit Potenzial für eine Geschäftsidee bietet. Beim Thema Food-Waste war dies der Fall: „Man sah den Befragten die Besorgnis um diese Thematik förmlich an.“ Die Befragung klärt auch, welche Aspekte und spezifischen Herausforderungen künftige Kunden bewegen. Meist sind dies andere als von den Studierenden selbst erwartet.

Über verschiedene Schritte werden nun Prototypen von Lösungsideen gebaut, in Straßenbefragungen präsentiert und basierend auf den erhaltenen Feedbacks geändert oder verworfen und komplett neu entwickelt. Diverse Interventionen ermöglichen es den Studierenden, ihr Thema nochmals von einer ganz anderen Seite zu betrachten. So werden sie aufgefordert, über offene Geschäftsmodelle nachzudenken, einen futuristischen Prototypen für die Zeit in 30 Jahren zu entwerfen oder die über Nacht eingegangenen Anregungen der Mitglieder der Crowdwerk-Community aufzunehmen. „Jeden Abend hatte sich unsere Idee komplett verändert“, berichtet eine Studierende: „Das war spannend, und die verschiedenen Schritte haben uns geholfen, unsere Idee immer mehr an die Kundenbedürfnisse anzupassen.“

Nach Abschluss der Ideenentwicklung füllen die Studierenden einen Lean Canvas aus, um einen Überblick über die reale Problemstellung, die Kundenprofile (Pains, Gains, Job-To-Be-Done, Anwendungsfälle) und das daraus abgeleitete Wertangebot zu erarbeiten. Die eigene Lösung wird mit den am Markt bereits existierenden Alternativen verglichen und die Finanzflüsse abgeschätzt. Dadurch wird das eigene Angebot nochmals geschärft.

Die entwickelten Ideen haben das Gremium aus Dozierenden und Investoren am Ende überzeugt. Der diesjährige Gewinner war eine in die Erde zu schraubende Safe-Box zum sicheren Aufbewahren persönlicher Wertsachen im Strandbad oder bei Aktivitäten im Freien. Die Studierenden hatten bei ihren Befragungen auch einen Bademeister interviewt, der von der Idee begeistert war: „Sobald Ihr das fertig entwickelt habt, kommt Ihr wieder zu mir, dann verleihe ich das hier!“

Über die Autoren

Foto: HSLU

Prof. Dr. Patrick Link ist Co-Leiter der Initiative Smart-up der Hochschule Luzern und Dozent für Produktinnovation am Departement Technik und Architektur.

Prof. Dr. Patricia Wolf ist Leiterin des Zukunftslabors CreaLab und Forschungskoordinatorin des Instituts für Betriebs- und Regionalökonomie an der Hochschule Luzern.

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