“Mitmach-Zukunft als Re-Souveränisierung”

Wie sieht unsere Zukunft aus? 10 Fragen an prominente Forscher und Denker.

Dr. Rita Trattnigg ist Politikwissenschaftlerin und Expertin für Zukunftsfähigkeit. Aktuelle Publikation: „Zukunftsfähigkeit ist eine Frage der Kultur“ (Oekom Verlag, München 2013). Foto: Thomas Haderlapp

Quelle: Trend Update 02/2014

1. Welcher Trend wird die Zukunft viel stärker prägen, als wir denken?

Wir werden uns viel stärker unserer Rolle als GestalterInnen bewusst werden und mit innovativen Methoden gemeinsam politisch tätig sein. Diesen kulturellen Wandel hin zur „Mitmach-Zukunft 2.0“ bezeichne ich als „Re-Souveränisierung“.

2. Was ist Ihrer Meinung nach ein überschätzter Trend?

Überschätzt werden Lösungsansätze, die auf dem End-of-Pipe-Denken basieren: Probleme erst im Nachhinein in den Griff zu bekommen, statt bei deren Grundlagen zu beginnen.

3. Was wird in unserer Gesellschaft in 20 Jahren anders sein?

Wir werden die derzeitigen Paradigmen und Grundannahmen wie etwa das BIP-zentrierte Wirtschaftswachstum hinterfragen, indem wir grundlegende Ansätze wie Zukunftsfähigkeit und Lebensqualität in den Blick nehmen.

4. In welcher Form beeinflussen Trends Ihre Arbeit?

Trends können beim Erkennen von Strömungen eine wichtige Rolle spielen. Wie wollen wir als Gesellschaft sein? Wie gelingt ein gutes und zukunftsfähiges Leben für alle?

5. Wann hat Sie ein Trend zum letzten Mal so richtig überrascht?

Überrascht hat mich, wie schnell bei jungen Menschen das Handy dem Auto den Status-Rang abgelaufen hat.

6. Welche Prognose der vergangenen Jahre lag am meisten daneben?

Sämtliche Prognosen und Argumentationen, die von sogenannten Alternativlosigkeiten ausgehen.

7. Wer ist Ihr Lieblingsdenker zum Thema Zukunft?

Heinz von Foerster und seine „Teil-der-Welt-Haltung“.

8. Welche Innovation wünschen Sie sich?

Ich wünsche mir, dass soziale Innovationen ebensolche Wertschätzung erfahren wie technologische Innovationen. Es gilt, das Potenzial der gegenseitigen „Ergänzung“ zu erkennen.

9. Was treibt Sie zur Verzweiflung?

Verzweiflung treibt mich zur Verzweiflung, weil sie das Denken in Alternativen lähmt.

10. Was gibt Ihnen Anlass zur Hoffnung?

Hoffnung geben die unzähligen aufkeimenden Pionier-Projekte, wo Menschen versuchen, mit Zukunftsherausforderungen selbstorganisiert umgehen. Außerdem die Rückmeldungen aus meiner Erfahrung mit partizipativen Zukunftsgestaltungsprozessen wie: „Wir waren uns gar nicht bewusst, welches Lösungspotenzial in uns schlummert.“

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10 Fragen

Wie sieht unsere Zukunft aus? 10 Fragen an prominente Forscher und Denker zu unterschätzten und überschätzten Trendprognosen, Überraschungen in ihrem eigenen professionellen Umfeld, Wünschen, Sorgen und Hoffnungen rund um das Thema Zukunft.

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