Shopping-Feiertage haben einen besonders starken Einfluss auf den Umsatz. Was den Amerikanern ihr Black Friday ist den Asiaten der 11.11. – ein Shopping-Event der Extraklasse. Insbesondere wegen des chinesischen E-Commerce-Giganten und Amazon-Konkurrenten Alibaba ist der „Singles’ Day“ zum erfolgreichsten und umsatzstärksten Shopping-Feiertag überhaupt geworden. Alleine Alibaba verzeichnete am 11.11.2018 einen Umsatz von 30,8 Milliarden US-Dollar – hingegen wurden an Thanksgiving, Black Friday und Cyber Monday in den USA gerade einmal 14,2 Milliarden US-Dollar umgesetzt.
Singles’ Day: Shopping-Feiertag der Superlative
Der Singles' Day ist ursprünglich eine Erfindung der chinesischen Nanjing Universität aus dem Jahr 1993. Er war den vielen männlich Singles gewidmet, die als Folge von Chinas Ein-Kind-Politik keine Partnerin finden konnten. Das Datum 11.11. besteht aus vier Einsen und steht symbolisch für das Single-Dasein. Bis heute erfreuen sich die Singles’ Day Festivals in China großer Beliebtheit, um neue Freundschaften zu schließen oder auch um den Partner oder die Partnerin fürs Leben zu finden.
Inzwischen wird der Tag allerdings auch zum Shopping genutzt und mit zahlreichen Schnäppchen gefeiert. 2018 wurden bei Alibaba allein in den ersten zwei Minuten des 11.11. Produkte im Wert von mehr als 1,27 Milliarden verkauft. Black Friday und Cyber Monday erzielten zusammen in Deutschland 1,7 Milliarden Euro Umsatz – an beiden Tagen zusammen.
In Deutschland ist der Singles’ Day noch weitgehend unbekannt. Einige wenige Händler reagierten mit besonderen Aktionen auf den Singles’ Day: Media Markt warb mit dem Motto „Wir lassen euch nicht allein“, Saturn feiert den 11.11. „mit 111 unwiderstehlichen Angeboten” oder Douglas rief den Tag der starken Frauen mit der Kampagne „Real love starts with yourself“ aus. Allerdings waren diese Aktionen mit wesentlich weniger Erfolg verbunden als die Cyber Week.
Cashfree Retail: Den Anfang machte Fernost
Ein weiteres Phänomen des chinesischen Handels ist der starke Fokus auf Mobile Payment. Während alternative Bezahlmethoden in Deutschland noch relativ neu sind, gehört Bargeld in China schon fast der Vergangenheit an. Die Marktforscher von eMarketer gehen davon aus, dass knapp die Hälfte der Chinesen Mobile Payment nutzt. Laut Berechnungen des Marktforschungsunternehmens Ipsos tätigen über 90 Prozent der mobilen Internetnutzer auch Zahlungen mit dem Smartphone.
Grund dafür ist der Mangel an Alternativen zum Bargeld: Will man in China beim Imbissverkäufer oder Blumenhändler bezahlen, geschieht dies in aller Regel mobil über einen der zwei größten Bezahldienste Alipay oder WeChat Pay. In China liegt die Penetrationsrate von Alipay und WeChat Pay zusammen bei 87 Prozent. Alipay gibt es seit 2004 und hat sich seither zu einer Plattform entwickelt, über die Nutzer viele Aspekte ihres Lebens steuern können – so etwa auch Taxibestellungen. WeChat Pay ist in dem gleichnamigen Chat-Programm integriert und bietet Bezahlen ebenfalls als eine von mehreren Funktionen an.
Ein sensibler Punkt der mobilen Bezahldienste ist seit jeher der Datenschutz; bei jeder Transaktion werden Kundendaten gespeichert. Während etwa der chinesische Staat Zugriff auf solche Daten hat – und ihn auch aktiv nutzt, um etwa nach politischen Gegnern zu fahnden – erscheint dieses Risiko in Deutschland und anderen europäischen Ländern durch die rechtlichen Regelungen zum Datenschutz und nicht zuletzt die europäische Datenschutz-Grundverordnung überschaubar.