Über Bomben
Wenn die Wirtschafts-Gurus dieser Tage unentwegt von “digitalen Revolutionen” oder “disruptiven Ereignissen” sprechen, dann bedienen sie sich damit unbewusst der Muster des Terrors. Man glaubt, dass wir die Zukunft nicht gestalten können, ohne organisatorische oder technische Bomben zu legen. Disruption meint hierbei: “Alles muss anders werden, und zwar jetzt, und zwar schnell, und überhaupt.”
Natürlich: Wer Bomben legt, zerstört. Nach der Zerstörung geht es immer wieder um einen Aufbau. Und dieser Aufbau verspricht dann das Neue, das – vielleicht – Innovative. Keine Frage: Denken wir an die “Lazy Eight”, dann brauchen Organisationen, die kurz vor oder bereits in der Krise stecken,
Wirkliche Innovationen halten sich nicht an die Management-Ideen und Entscheidungs-Kaskaden von Organisationen
dekonstruktive Kräfte. An dieser Stelle muss man Organisationen überfordern und gegebenenfalls auch gezielte Krisen evozieren.
Aber: Gleich mit dem Marktgeschrei der Revolution oder der Disruption auszubrechen, ist eher ein Zeichen von ungekonnter Hektik als wirklicher Dekonstruktion. An Stellen, an denen die Disruption nötig ist, braucht es keinen, der danach schreit. Im Gegenteil: Es braucht Menschen und Visionäre, denen es gelingt, eine neue Zukunftserzählung zu etablieren. Es braucht Richtungs-Sinn und Vertrauen, dass es ein “Danach” gibt.
Lassen Sie sich also, wenn Sie Zukunftsarbeit machen wollen, nicht von dieser Art Geschrei irritieren. Schauen Sie lieber genau hin: Wenn Ihre Organisation, Ihr Team, Ihr Unternehmen tatsächlich am Punkt der hohen Bedingtheiten und Komplexität angelangt ist, dann hilft es, an der richtigen Stelle Krisen zu erzeugen. Die initiierte Krise ist der kleine Brand, der hilft, den großen nicht erleben zu müssen. Dieser kleine Brand verbrennt auch etwas, richtet Schaden an und erzeugt Irritationen und Ängste. Doch bei ihm ist es leicht, gleichzeitig ein neues Vertrauen in die Zukunft zu erzeugen.