„Erfolg stellt sich ein, wenn Werte mit gesellschaftlichem Wandel korrespondieren“

Veranstalter Daniel Döller hat mit dem Austria Triathlon viel vor – und sich dafür Verstärkung beim Zukunftsinstitut geholt. Gemeinsam wurde daran gearbeitet, Trends für die Etablierung von Triathlon als Breitensport zu nutzen, wie er im Interview berichtet.

Daniel Döller (Mitte) und sein Team arbeiten an der Zukunft des Triathlons als Breitensport – © Austria Triathlon

Austria Triathlon bereitet mit der Plattform „Home of Triathlon" auf LAOLA1.at den Weg des Sports in die Breite. Der Blick in die Zukunft trägt dabei veränderten Sehgewohnheiten nach den Lockdowns Rechnung und vermittelt Inhalte zu Schwimmen, Radfahren und Laufen über Streams. Die Idee entstand in der Zusammenarbeit mit dem Zukunftsinstitut – und sie soll nicht die letzte sein ...

Die digitale Destination Home of Triathlon ist Ergebnis einer Zukunftsstrategie für Austria Triathlon und verbindet den Purpose im Inneren mit dem Wandel im Außen. Wie kam es zur Zusammenarbeit mit dem Zukunftsinstitut?

Daniel Döller: Durch einen Freund, der sich im Bereich Innovation stark engagiert, lernte ich Marcel Aberle kennen. Ich kannte die wissenschaftlichen Studien des Zukunftsinstituts und die Megatrend-Map mit ihrem U-Bahn-System, aber der Consulting-Bereich des Zukunftsinstituts war eine schöne Überraschung.

Mit der Business Map hat das Zukunftsinstitut ein systemisches Modell entwickelt, das eine ganzheitliche Entwicklung von Wissensstrategien ermöglicht. Was hat Sie an dieser Methode fasziniert?

Döller: Ich habe als ersten Punkt in der Zusammenarbeit mit Marcel Aberle begonnen, an Zielvorstellung, Vision und Mission zu arbeiten, um unseren Corporate Purpose, den inneren Antrieb, klar zu fassen. Mit der Business Map ist es gelungen, die einzelnen Themen zu einem Bild zusammenzufassen, das man herzeigen konnte. Sie hat eine Verknüpfung der einzelnen Elemente hergestellt. Mein Gefühl zu gewissen Punkten wurde durch konkrete Fragestellungen und Verschriftlichung verdichtet, sichtbar gemacht und auf den Punkt gebracht. Es war für mich spannend zu sehen, wie strukturiert man Werte aufschlüsseln und sichtbar machen kann.

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Die Analyse zeigte Purpose und inneren Antrieb im Zusammenhang mit lustvollem Wettbewerb, Spirit of Sports und Freude an Bewegung. Von außen traten Megatrends wie Gesundheit, Gender Shift und Neo-Ökologie, aber auch Verbundenheit und Vernetzung hinzu. Gab es hier Überraschungen?

Döller: Die Überlegungen, welche Themen sich aus der Analyse der Werte ergaben, haben durchaus Aha-Erlebnisse mit sich gebracht. Zunächst war ich der Auffassung, Triathlon spiele stark mit einer „Ich-Kultur“ zusammen. Bei der Trend-Analyse hat sich eine Verschiebung zugunsten einer „Wir-Kultur“ gezeigt – wie man an Beispielen wie „Occupy Wall Street“, „Me Too“ oder „Black Lives Matter“ deutlich erkennt. Menschen wollen Teil von etwas sein, nicht alleine im Leben stehen. Auch beim Triathlon ist es de facto so: Es kommt nie ein Teilnehmer oder eine Teilnehmerin allein. Meist sind zwischen ein bis fünf Begleitpersonen dabei, die dann am Streckenrand stehen und das Ereignis miterleben und mitgestalten. Dieser starke Trend zu Verbundenheit ist auch in unserer Business Map zu sehen.

Für die Zukunftsstrategie war auch die Perspektive der Lebensstile aufschlussreich. Hatten Sie das breite Spektrum Ihrer Tribes bereits auf der Agenda?

Döller: Das Konzept der Lebensstile war für mich neu. Ich komme aus dem klassischen digitalen Marketing, das mit dem Konzept der Persona arbeitet. Die Lebensstile haben mich vor allem deswegen positiv überrascht, weil sie sich nicht auf Kriterien wie Alter oder Einkommen festlegen, sondern auf die Werte der Menschen abzielen. Die Analyse war aufschlussreich: Die Menschen in unserem Umfeld und vor allem die Triathleten sind sehr vielfältig, das wurde deutlich belegt.

Wie spiegeln sich diese Ergebnisse in den weiteren Planungsschritten?
 
Döller: Die Plattform „Home of Triathlon“ ist als Anlaufstelle für den Breitensport konzipiert, der sich vor allem in den Disziplinen Schwimmen, Radfahren und Laufen wiederfindet. Deshalb spricht sie nicht nur zukünftige TriathletInnen an, sondern alle Sportler, die in einem dieser Bereiche aktiv sind. Die Sehgewohnheiten haben sich durch die Lockdowns geändert – auf einmal wurde es wichtig, Inhalte über Streams zu vermitteln. Wir schaffen damit unseren Blue Ocean.

Wie lassen Sie die Erkenntnisse über Werte, Potenziale und Antrieb in Ihre Organisation einfließen?

Döller: Erfolg stellt sich ein, wenn die Werte mit dem gesellschaftlichen Wandel korrespondieren. Corona hat einiges verändert. Ein Gefühl der Demut ist spürbar, plötzlich ist nicht mehr alles selbstverständlich. Die Leute rücken mehr zusammen, wie auch jetzt beim Krieg in der Ukraine. Die Veränderung zeigt sich auch im 35 Jahre langen Track Record. Ganz am Anfang, als der Triathlon noch wenig Reichweite hatte, wurde die Veranstaltung als besonderes Ereignis gesehen. Die Leute waren der Organisation dankbar. Mit der Zeit wurde Triathlon wie eine Dienstleistung betrachtet, die gefälligst zu funktionieren hatte. Mit Corona spürte man dann wieder Dankbarkeit. Und wir hatten einen Riesenerfolg: 2020 gelang es uns, der größte Triathlon-Veranstalter Europas zu sein.

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Als weitere relevante Trends haben sich Wir-Kultur, Kollaboration und Holistic Health herauskristallisiert. Welche Trends sind besonders einflussreich?

Döller: Holistic Health passt perfekt zu Triathlon. Alles was einseitig ist, ist schlecht – gerade bei Bewegungsabläufen. Triathlon punktet außerdem damit, dass man viel draußen ist und sich als Teil der Natur empfindet.

Verbunden mit der Kommunikation nach außen ergeben sich hier perfekte Möglichkeiten, die Marke authentisch darzustellen.

Döller: Unsere Werte sind jetzt wissenschaftlich gedeckt. Das hat Power und schafft Leichtigkeit in Betrieb und Verkauf. Home of Triathlon hat dazu geführt, dass wir von möglichen Kooperationspartnern kontaktiert werden. Das ist die Folge von klareren Messages an mögliche Sponsoren. Wir entwickeln ein gemeinsames Narrativ, in dem Storytelling und Werte harmonieren. Das gilt selbstverständlich auch für die Kooperation mit Athleten und Athletinnen.

© Austria Triathlon

Wie setzen Sie die neuen Schwerpunkte – Stichwort Gender-Gleichheit – in der Kommunikation um?

Döller: 50 Prozent der Teilnehmenden sollen Frauen und Mädchen sein. Bisher sind es 10 bis 30 Prozent, je nach Distanz. Wir unterstützen ein Programm des Verbandes für Frauen und Mädchen, „Tri-Women“, das kurz und einfach ist und somit einen idealen Einstieg darstellt. Wir beobachten Unterschiede zwischen Frauen und Männern im Freizeitsport. Frauen treten – außer im Profibereich – weniger offen in Konkurrenz. Bei männlichen Hobbysportlern sieht man mehr dieser kompetitiven Anteile.

Das könnte aber auch mit unterschiedlicher Sozialisierung zu tun haben.

Döller: In der Tat gibt es bei Triathlon-Kindern weniger Unterschiede zwischen Mädchen und Buben. Es könnte sein, dass sich da was ändert.

Wie werden Sie die öffentliche Wahrnehmung verstärken?

Döller: Die Kooperation mit dem Zukunftsinstitut geht weiter. Als nächstes wollen wir eine Studie zum Prozess herausbringen, inklusive einer Einschätzung, wie sich Triathlon entwickelt.

Welche Tools oder Prozesse waren für Ihre Fragestellung besonders hilfreich?

Döller: Business Map, Lazy Eight und Lebensstile. Die Arbeit mit dem Zukunftsinstitut war vor allem für die Kommunikation mit dem Außen wichtig, ebenso die Einsicht, dass das Organisationspotenzial nicht zugunsten des Storytellings vernachlässigt werden darf. Es geht um eine Balance.

Auftragsstudien

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Wie haben Sie insgesamt die Kooperation mit dem Zukunftsinstitut und die eingesetzten Methoden erlebt?

Döller: Herausragend. Ich kenne verschiedene Beratungsprozesse, und man weiß zu Beginn nie, was herauskommen wird. Beim Zukunftsinstitut ist es gelungen, die Themenfülle zu trichtern und zu kanalisieren, einen Überblick und eine Struktur zu gewinnen, die unzähligen Themen zu einem validen Bild zu verdichten. Die inneren Wertestrukturen wurden immer mit dem Außen abgeglichen – erst dann folgte die Überlegung: Wie kann ich das Außen erreichen? Mit einem Schritt weg aus dem Persönlichen weitet sich der Blick und es entsteht eine Offenheit, in der man eine Lösung findet, wie man die Leute erreichen kann, wie man ihnen helfen kann.



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