Um Innovationen zu beschleunigen hat die ZKW Gruppe mit dem Zukunftsinstitut Research Team im Rahmen einer Studie die Zukuft von Licht und Mobilität erforscht. Ergebnis ist der Trendradar, ein ausgefeilter, praxisorientierter Leitfaden. Im Gespräch geben Hannes Scheer und Philipp Elsler Einblicke in den Prozess der gemeinsamen Studie.
„Wir wollten herausfinden, ob wir mit den richtigen Themen unterwegs sind“

Zukunfts- und Trendforschung ist ein weites Feld. Welche Argumente haben Sie dazu bewogen, das ZI mit der Studie zu beauftragen?
Hannes Scheer: Ich kenne das Zukunftsinstitut aus früherer Kooperation. Wege und Zugangsweisen waren mir daher geläufig und ich war überzeugt davon, dass bei einer Zusammenarbeit nachvollziehbare Ergebnisse zu erwarten sind. Unsererseits gab es im Vorfeld bereits technische Evaluierungen und Daten, die wir extern mit den gesellschaftlichen Trends abgleichen wollten.
Aus den allgemeinen Gesellschaftstrends – in Megatrends strukturiert – zu umsetzbaren Erkenntnissen für Licht und Mobilität ...
Scheer: Für unsere Agenda war wichtig, das bestehende und zukünftige Produktportfolio mit wesentlichen Trends gegenzulesen und eine Gap-Analyse zu machen. Wir wollten nachvollziehbar herausfinden, ob wir mit den richtigen Themen unterwegs sind. Wir spielten die Erfahrungen aus Kundengesprächen mit unserer eigenen Forschung und den Trendreports zusammen. Eine wesentliche Frage war: Wo sehen wir uns in 5 bis 15 Jahren?
Wie wurde der Prozess angelegt?
Scheer: Die tatsächliche Durchführungsweise ergab sich nach einem telefonischen Kickoff-Gespräch mit Vorschlägen zur Entwicklung innovativer Cluster, gefolgt von einem persönlichen Treffen. Im persönlichen Gespräch konkretisierte sich auch der Wunsch einer speziellen Darstellungsform des Trendradars – dieser wurde schließlich in Ellipsenform – analog zum ZKW Logo – eingearbeitet.
Philipp Elsler: In der Folge wurden mit dem Zukunftsinstitut die relevantesten Trends auf der Megatrend-Map verdichtet und in Verbindung mit Licht- und Mobilitätstrends gebracht, um ein größeres Feld für Innovation aufzumachen.
Die Arbeit mit Innovation Clustern und Matrix veranschaulicht, wie Trendentwicklungen umgesetzt werden können. Welche Erkenntnisse konnten Sie durch diese systemischen Sichtweisen gewinnen?
Scheer: Die Matrix aus Megatrends repräsentiert den potenziellen Raum, in dem sich die Zukunft von Licht und Mobilität abspielen kann. Durch Zusammenfassung in Innovationscluster wurde Handlungsspielraum entworfen.
Elsler: Für uns war relevant, herauszufinden, auf welche Megatrends wir uns fokussieren wollen. Die Fragen waren also: Welche Megatrends sind wichtig? Welche Licht- und Mobilitäts-Trends zahlen auf das Thema Vermarktung ein? In der folgenden Arbeit mit der Matrix bedeutet das, technische Trends mit Megatrends zu matchen und die größeren Nodes herauszufiltern.
Scheer: Bestehende und zukünftige Technologien sowie Vor-Entwicklungsthemen wurden den Trends zugeordnet und mit den Entwicklungszielen gematched sowie intern in einem eigenen Kapitel der Executive Summary visualisiert. Diese Portfolio/GAP-Analyse zeigt sehr übersichtlich den Status Quo und die Entwicklungsräume.
Elsler: Wir haben die gesamte Umwelt einbezogen. Es geht zukünftig um Multi-Modality, unterschiedliche Arten von Mobilität. Ein wichtiges Thema ist auch Connectivity mit Smart Cities. Durch die Kooperation mit dem Zukunftsinstitut entstand eine unterschiedliche, neue Gewichtung der einzelnen Themen.
Wie ergibt sich der Zusammenhang von Licht und Mobilität?
Scheer: Licht ist ohnehin für uns als ZKW immer als wichtiges Thema präsent. Mobilität erhielt nun zusätzlich einen stärkeren Fokus als bisher, darum wurde seitens des Zukunftsinstituts auch Mobilitätsexperte Dr. Stefan Carsten hinzugezogen. Licht beeinflusst Mobilität mehr als uns im Alltag bewusst ist, als Sicherheitsgeber und Kommunikator.
„Die Matrix aus Megatrends repräsentiert den potenziellen Raum, in dem sich die Zukunft von Licht und Mobilität abspielen kann.“
Straßenverkehr ist ohne Lichtzeichen nicht realisierbar.
Elsler: Licht steuert Aufmerksamkeit. Im Theater etwa gehört es wesentlich zur Inszenierung. Im Verkehr steht es für Absichtserklärungen, Gebote und Richtungsanzeigen. Hier entsteht eine direkte Verbindung zu Mobilität.
Im Bereich Mobilität wirken sich viele Trends aus. Das zeigt sich etwa bei der Zunahme von Elektrofahrzeugen, Car Sharing, autonomem Fahren etc. Welche Megatrends sind für die Entwicklung von Innovation Clustern zentral?
Scheer: Im Megatrend Individualisierung liegt ein großes Potenzial für die Produktentwicklung, weil man durch Licht inszeniert. Es werden Marken direkt durch Lichtdesign kenntlich gemacht. Wir reagieren auf den erweiterten Individualisierungswunsch mit der Idee, über den OEM den Benutzer selbst die lichtgebenden Elemente mitbestimmen zu lassen.
Elsler: Bezüglich Gender Shift und Silver Society finden sich Ansätze zu mehr Sicherheit in der Dunkelheit. Die Frage, wie Licht unterstützen kann, bezieht sich aber ganz allgemein auf alle Gender- und Altersgruppen.
Welche Ergebnisse zeichnen sich ab?
Scheer: Unsere Studie wurde als Executive Summary in Form eines Booklets rund 150 mal in die Fachbereiche verteilt und ist darüber hinaus natürlich auch für alle Mitarbeiter elektronisch zugänglich. Wir wurden ziemlich zur gleichen Zeit der Fertigstellung der Studie von einem großen Autobauer zu einem Management Meeting „Vision 2025 – 2030“ eingeladen, um einen mehrstufigen Blick in die Zukunft zu machen. Darin haben wir vorgegebene Fachbereiche mit dem Trendradar und den geclusterten Themenfeldern in Beziehung gesetzt und besonders relevante Aspekte herausgearbeitet. Mit Erfolg! Wir wurden im Nachhinein mit der Vorentwicklung eines Projekts beauftragt!
Wie praktikabel sind die Ergebnisse der Studie? Können Sie damit direkt planen?
Elsler: Die Studie bietet einen Leitfaden. Mit dem Trendradar lässt sich herausfinden, wo wir mehr Forschung/Entwicklung brauchen. Die Vorentwicklung eines Produkts mit dem OEM zeigt, wie Theorie und Praxis sich miteinander verbinden lassen, wenn die Grundlage passt.
Welche Entwicklungen ergaben sich aus der Covid-Krise?
Scheer: Covid traf uns während des Prozesses, daher inkludierten wir kurzerhand ein weiteres internes Kapitel mit möglichen Auswirkungen. Zentrale Frage war, ob und wie sich die Trends kurz oder langfristig in deren Bedeutung ändern könnten. Experten des Zukunftsinstituts nahmen für die einzelnen Trends Gewichtungen vor und unsere Kollegin Yvonne Danzinger erarbeitete daraus unter Einbeziehung der Lazy Eight die relevanten Szenarien.
Zusammenfassend: was waren die wichtigsten Elemente für das erfolgreiche Ergebnis in Kooperation mit dem ZI?
Scheer: Ein ganz wesentlicher Erfolgsfaktor war die breite Aufstellung der beiden Teams und deren professionelles Zusammenspiels. Das 1. Kapitel wurde vom Zukunftsinstitut erstellt, die Portfolio/GAP-Analyse kam von ZKW, das Covid-Kapitel entstand in Rücksprache mit dem Zukunftsinstitut. ZKW definierte ein klares Ziel, wofür die Studie eingesetzt werden würde. Wichtige richtungsweisende Impulse und präzisierende Fragestellungen kamen vom Zukunftsinstitut, um eine Weichenstellung zu ermöglichen. Zudem war genug Flexibilität vorhanden, um Fragen, die im Zuge der Arbeit aufkamen, einzuarbeiten. Eine große Rolle spielten die harmonische Zusammenarbeit und generell die persönliche Ebene.