Mit Ihrer Arbeit versuchen Sie einen Teil dazu beizutragen.
Meine Arbeit ist keine Lösung, aber ich denke, sie bringt Menschen dazu, das Big Picture zu begreifen und darüber nachzudenken. Das „Daily Overview“-Projekt nutzt Satellitenbilder, um jene Orte auf der Welt zu zeigen, an denen Menschen den größten Impact haben. Die Inspiration davon kommt aus der Raumfahrt der 1960er Jahre und vom sogenannten Overview-Effekt. Irgendwann sah ich ein Interview mit Astronauten, die die Erde aus dem Orbit oder von der ISS aus gesehen hatten. Sie erzählten vom Einfluss, den diese Erfahrung auf sie als Menschen hatte. Sie hatten auf den ganzen Planeten hinuntergeblickt, gesehen, wie fragil er ist, dass wir alle durch ihn verbunden sind. Und wenn das auf einer breiten Basis passiert, viele Menschen ihr tägliches Verhalten ändern, dann tritt auf den ganzen Planeten
Wir müssen uns bewusst werden, dass das, was auf der einen Seite des Planeten passiert, die andere Seite beeinflusst
hinuntergeblickt, gesehen, wie fragil er ist, dass wir alle durch ihn verbunden sind. Und vor allem war ihnen bewusst geworden, dass wir die Erde beschützen müssen. Durch die während des Apollo-Projekts entstandenen Bilder von der Erde wurde diese umfassende Perspektive auch der Bevölkerung zuteil. Meine Misson ist es heute, die Eindrücke, die solche Bilder erzeugen, einer breiten Masse zu ermöglichen. Die komplexen Hintergründe der faszinierenden Bilder in ein paar verständliche Sätze zu packen ist eine Herausforderung, aber das ist notwendig, um die Menschen zu einer tieferen Beschäftigung mit dem jeweiligen Thema zu animieren. Dabei ist mir klar, dass ich mit dem Bild eines schönen Strandes sicherlich mehr Likes generieren kann, als mit dem eines Flüchtlingscamps. Aber es geht mir darum, das ganze Spektrum abzubilden: Gut und Schlecht, saubere und schmutzige Energie, positive und negative Entwicklungen. Ich sage nicht, woran wir Schuld sind, sondern zeige, wozu wir im Stande sind.
Wie sieht Ihre Utopie der Welt aus?
Es gibt einige große, offensichtliche Probleme, die gelöst werden müssen, dabei würde ich aber nicht von meiner persönlichen Utopie sprechen. Dass Menschen Zugang zu sauberem Trinkwasser, Nahrung, Energie, aber auch Dingen wie dem Internet haben, ist für die ganze Welt wichtig. Ich sehe aber auch, dass wir in einer Zeit leben, in der man sich wieder auf nationalistische Gedanken besinnt, während Phänomene wie der Klimawandel sich nicht an Grenzen halten. Wir versuchen Menschen daran zu hindern, Grenzen zu überschreiten, aber die Luftverschmutzung macht an der Grenze nicht Halt. Das sind globale Probleme, die in krassem Gegensatz zu den Tendenzen stehen, die aktuell auf der ganzen Welt ausgemacht werden können. Wir müssen größer denken, in Verbindungen. Wir müssen uns bewusst werden, dass das, was auf der einen Seite des Planeten passiert, die andere Seite beeinflusst.
Sie legen in Ihrer Arbeit einen starken Fokus auf die Umwelt, die Vermeidung von beispielsweise Plastik, etc. Viele Menschen assoziieren damit schnell Restriktionen.
Das Verhältnis von Restriktion gegenüber bewusster Entscheidungen ist ein interessanter Punkt. Ich glaube, dass dieses ‚Du darfst nicht ...’ nicht der richtige Weg für Innovation und die Entwicklung der Zukunft ist. Es geht darum, das Leben des Einzelnen durch Innovationen zu verbessern, die gleichzeitig auch besser für die Umwelt sind.
Future Day 2018 - Interview Benjamin Grant