Roadmap in die
Post-Corona-Ökonomie

Die Corona-Krise markiert den Beginn eines langen Erneuerungszyklus der Wirtschaft. Drei Phasen der Erneuerung helfen Unternehmen zu verstehen, worauf sie sich jetzt einstellen müssen, um aus der Krise als Gewinner hervorzugehen.

Foto: Pexels/Snapwire

Kein Zurück zur alten Welt

Mit der Corona-Krise erlebt unsere Welt eine gigantische Dekonstruktion des Alltags mitsamt seiner wirtschaftlichen Wirkungsbeziehungen. Es wird sichtbarer, was die Welt zusammenhält – und was nicht. Welche Stärken wir hatten – und welche Schwächen. Das zu erkennen ist wichtig. Aber nicht für eine linear weitergedachte Zukunft, denn ein Zurück in diese Welt gibt es nicht. Der Shutdown hat Entwicklungen angestoßen, die nicht reversibel sind. Nostalgie ist Privatsache, aber kein Programm für die Zukunft. Daher gilt die Devise: Let it go – lassen wir die Welt vor Corona ziehen. Ihre Fortschreibung ist nicht unsere Zukunft.

Stattdessen geht es nun darum, uns an die neue Welt anzupassen. Für Unternehmen gilt es dabei vor allem, in den Lernmodus umzuschalten. Denn selbst das langsame „Wiederhochfahren“ der Wirtschaft wird unter „unnormalen“ Bedingungen stattfinden. Improvisation, Nostalgie ist Privatsache, aber kein Programm für die Zukunft Rollenfindung und das Loslassen alter Routinen stehen deshalb auf der Tagesordnung. Das erfordert inmitten der Krise ein kreatives Mindset und eine Kultur des Lernenwollens. Der Vorhof der Post-Corona-Ökonomie markiert den Beginn eines langen Erneuerungszyklus der Wirtschaft. Diese Erneuerung kann in drei Phasen gegliedert werden.

1. Zerstörung und Revision: Whatever it takes!

Der radikale Shutdown lehrt uns Komplexität.

Um das Coronavirus einzudämmen, blieb den Regierenden aller Länder nur ein Mittel: der Shutdown. Nie zuvor in der Geschichte wurde die ganze Welt in die Zwangspause geschickt. Die Folgen sind dramatisch, die vielfältigen Konsequenzen und Auswirkungen bekommen wir erst nach und nach zu spüren.

Ökonomische Debatten strapazieren eindimensionale Kurvenentwicklungen: U, V, W. Wird es ein langes Tal, ein U, das wir durchschreiten müssen? Oder ein schnelles V: blitzartig rein in die Krise, ebenso schnell wieder raus? Oder wird es ein W, eine Phase des Auf und Ab? Linear verlaufende Prognosen geben ein verfälschtes Bild der Welt ab. Damit kann die Wirtschaftstheorie leben – Unternehmerinnen und Unternehmer aber nicht. Die Krise verschiebt die Grenzen der Komplexität. Wir verabschieden uns vom linearen Denken, das uns nicht nur in der Wirtschaft in Sackgassen geführt hat.

Was es nun vor allem braucht, sind Entscheidungsfähigkeit und Selbstorganisation in jedem einzelnen Unternehmen. Die durch Corona initiierte Krise löst alte Wirkungsbeziehungen auf, die sich nicht einfach „wieder hochfahren“ lassen. Zudem begegnen wir der Welt nun mit einem erhöhten Bewusstsein für globale Zusammenhänge und Abhängigkeiten. Der Mensch und seine Gesundheit werden in die ökonomische Gleichung eingesetzt – vor Corona kaum vorstellbar. Nach der Schockbewältigung wird dies zu vielfachen Revisionen der Wirtschaft führen. Antworten auf die Auswirkungen finden wir nicht im linearen Denken. Deshalb gilt ab jetzt: Umschalten auf Komplexität und Adaption.

 

2. Fenster der Möglichkeiten: Now or never!

Eine neue Ära des Unternehmertums beginnt.

In Zeiten eines massiven Umbruchs entstehen Lücken und Möglichkeitsräume, die so schnell nicht wiederkommen werden. Die Phase der Krise wird zur unternehmerischsten Zeit vieler Jahrzehnte. Jede Zeit am Ende oder nach einer Krise ist die Zeit der Visionäre.

Jede visionäre komplexe Vorstellung von Welt und Wirtschaft steht nun in der Pole Position. Viele gute Entwürfe lassen sich dort beobachten, wo Kreative ihre Ideen einer anderen möglichen Welt bereits umgesetzt haben. Wer solche Ideen schon zu Ende gedacht hat, hat jetzt die besten Voraussetzungen für unternehmerischen Erfolg. Denn die Post-Corona-Ökonomie entwickelt neue Netzwerke in einer nie geahnten Geschwindigkeit – und plötzlich wird möglich, was zuvor kaum jemand für möglich hielt.

In der „Now or never!“-Phase kommt es auf ein komplexes Selbstbewusstsein an. Die herrschenden Dynamiken sind fordernd und verlangen ein sehr klares Verständnis der eigenen Stärken und Potenziale. Unternehmen werden ihre Strategie stärker an ihre Identität binden und klarer auf das Wohl des großen Ganzen ausrichten. Für den Vorsprung im neuen Spiel kommt es weniger darauf an, wie groß oder finanzkräftig ein Unternehmen ist. Vielmehr ist nun Einfallsreichtum gefragt. Auch Geschwindigkeit spielt eine Rolle: Im rasenden Stillstand der Krise ergeben sich Möglichkeiten in kürzester Zeit, für die es sonst Jahre gebraucht hätte. Die Dekonstruktion der Gegenwart – so schmerzlich diese auch ist – erzeugt eine neue Zukunft.

3. Adaption und neue Modelle: Manything goes.

Der Weg zu neuen Wachstumspfaden fordert Resilienz statt Effizienz.

Mit veränderten Rollen, neuen Beziehungsmustern und einem systemischen Wirtschaftsverständnis eröffnen sich die neuen Möglichkeitsräume auch in der Praxis: „Manything goes.“ Neue Strukturen etablieren sich, Innovationen werden sichtbar und beginnen zu wirken. Aus Prototypen entwickeln sich reale, ganzheitliche Angebote und Wachstumspfade. Die Phase der Adaption bringt eine Wirtschaft hervor, die real-digital und glokal agiert. Glokal, das bedeutet: Die Wirtschaft wird sich in vielen regionalen Netzwerken stärken und ihre Verbindung zum Globalen reflektiert betreiben. In der Phase der Adaption steht die Resilienz im Vordergrund. Es geht um krisenfestes, ganzheitliches Wachstum.

Im Zeitalter des „Manything goes“ endet das klassische Effizienzdenken, da es sich nur auf endliche Spiele und Engpässe bezieht. Auf die Effizienz folgt die Resilienz. Resiliente Unternehmen bleiben beweglich und passen sich auch in Krisen bestmöglich an. Beratergetriebene Unternehmensführung hat in vielen Unternehmen zur Steigerung der Effizienz geführt, mit Cost Cutting und Prozessen am Rande des Möglichen als Quell des Profits. Doch genau diese Kultur der Effizienz gerät durch Corona an ein Ende. Unternehmerinnen und Unternehmer der Post-Corona-Ökonomie werden zunehmend auf Prinzipien vertrauen, die auf Wissen um Komplexität basieren. Damit gelingt der Sprung in eine Resilienzbewegung hin zu neuen, glokalen und adaptiven Netzwerken.


White Paper

Wie verändert sich die Wirtschaft nach Corona? Was kommt nach der Krise? Adaption und Resilienz prägen die Zukunft einer Wirtschaft, die Komplexität besser versteht. Eine Analyse des Zukunftsinstituts zeigt: Die nächsten Monate sind dafür entscheidend.

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