War Impact-Analyse: Space Gesellschaft
Was bewirkt der Ukraine-Krieg auf gesellschaftlicher Ebene? Welche Veränderungen sind spürbar oder werden angestoßen? Eine Einordnung anhand der Trend Canvas War Impact-Analyse.
Was bewirkt der Ukraine-Krieg auf gesellschaftlicher Ebene? Welche Veränderungen sind spürbar oder werden angestoßen? Eine Einordnung anhand der Trend Canvas War Impact-Analyse.
Um Organisationen dabei zu unterstützen, die Folgen und Auswirkungen des Ukraine-Krieges auf ihr Unternehmen abzuschätzen und entsprechend agieren zu können, haben wir unser erprobtes Tool Trend Canvas in Form einer War Impact-Analyse aufgesetzt.
Für jeden Space der Trend Canvas stellen sich die Fragen: Was bewirkt der Ukraine-Krieg in diesem jeweiligen Kontext? Welche Veränderungen sind spürbar oder werden angestoßen? Welcher Druck entsteht und welche neuen Entwicklungen ergeben sich? Die vier linken Spaces der Trend Canvas – vom Markt bis zum Produkt – sind für jedes Unternehmen individuell unterschiedlich. Die vier größeren Kontexte Natur, Mensch, Gesellschaft und Wirtschaft stellen sich indes in ihrer Rahmengebung für alle Unternehmen mehr oder weniger identisch dar. Daher haben wir diese Spaces mit unserem Team bereits vorbefüllt.
Auf der Trend Canvas finden Sie komprimiert die Erkenntnisse unseres im Team erfolgten Diskurses. Im Folgenden wollen wir näher auf den Space Gesellschaft eingehen.
Ausgehend vom Space Mensch lässt sich beobachten, wie sich Veränderungen des humanen Daseins auf den Bereich der Gesellschaft auswirken, auf gesellschaftliche Übereinkünfte, Grundhaltungen und Trends. Dabei hilft der Blick auf die zwölf Megatrends, mit denen das Zukunftsinstitut arbeitet. So spiegelt sich die individuelle Erschöpfung direkt im Megatrend Gesundheit, in Form einer kollektiven Erschöpfung und einem verstärkten Rückzug ins Private.
Einen starken gesellschaftlichen Impact übt der Faktor Identität aus, der auf zahlreiche Megatrends einwirkt – etwa auf den Megatrend Individualisierung, der ein neues Wir-und Demokratie-Verständnis im Angesicht des Krieges fördert, speziell in Europa. Von besonderer Bedeutung sind zudem die Megatrends Konnektivität – die Frage nach digitalen Zugängen und Vernetzungsstrukturen – und Globalisierung: Die multipolare Weltordnung formiert sich neu und schafft dabei auch eine neue europäische Verbundenheit.
Gerade diese stark aus dem Space Mensch wirkenden Faktoren scheint Putin unterschätzt zu haben. Ein breites europäisches beziehungsweise „westliches“ Wir-Gefühl förderte Vernetzungsinitiativen von Staaten und Unternehmen, aber auch von Entwicklern und Hackerinnen sowie zahllosen Zusammenschlüssen der Zivilgesellschaft.Der Megatrend Individualisierung tendiert schon seit Längerem hin zu einer neuen Wir-Kultur, die Pandemie hat diese Entwicklung weiter gefördert. In Zukunft werden westliche Gesellschaften dieses neue Wir-Verständnis noch stärker generieren (müssen). Damit verbunden sind auch Abgrenzungen – im ersten Schritt natürlich von Russland, in Folge gegenenfalls aber auch von von anderen Nationen, etwa China.
In jedem Fall wird es zu einem überfälligen Reframing Europas auf dem Weltatlas kommen, nachdem das europäische Projekt für Jahr immer ein bisschen weniger geworden war: weniger Relevanz, weniger Energie, weniger Vertrauen. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, an dem eine Neuaufstellung möglich ist und es eine Entscheidung geben muss: Wozu braucht es Europa?
Themen wie Versorgung, Verteidigung, aber auch Zukunftsfähigkeit und Future Literacy erhalten dabei eine neue Bedeutung. Jahrelang wurden über solche und andere Themen Debatten geführt, die kein Richtig und kein Falsch produzieren konnten (und zum Teil nicht einmal lösungsorientiert waren). Jetzt wird deutlich, dass keine Zeit mehr vorhanden ist, um zu debattieren. Europa geht über in die Zeit der Festlegung. Es steht vieles auf dem Prüfstand, etwa im Kontext der Megatrends Wissenskultur, Gesundheit, Neo-Ökologie oder Mobilität.
Dabei muss auch neu entschieden werden, wohin Ressourcen fließen. Es werden neue Grenzen gezogen, etwa in der Energiepolitik, die nicht mehr in einem freien, liberalen Markt stattfindet. Auch weil die westliche Welt plötzlich bereit ist, etwas aufzugeben. Für einen größeren Sinn, für Solidarität, Souveränität, Freiheit und Einigkeit.
Zentrale Rollen spielen in diesem Prozess auch die Megatrends Neo-Ökologie, Wissenskultur und Sicherheit – die ihrerseits angetrieben werden von der hohen Orientierungslosigkeit und Verunsicherung im Kontext Mensch. So fördert der Megatrend Neo-Ökologie die Entwicklung hin zu mehr Regionalisierung und Glokalisierung, die bereits durch die Corona-Krise forciert worden war. Der Megatrend Wissenskultur wirft im Zeichen hochgradig unsicherer und manipulativer Informationslagen die Frage nach der Digital Literacy neu auf: Je heftiger der Kampf der Narrative samt Propaganda und Fake News künftig ausgetragen wird, umso wichtiger werden Faktoren wie Quellenkritik und Verlässlichkeit.
Den zentralsten Impact auf die Gesellschaft übt jedoch der Megatrend Sicherheit aus: Angesichts überbordender Unsicherheitsgefühle sowie ganz konkreter Bedrohungslagen rückt die Verteidigung von Grenzen und Werten in den Fokus. Die Bedeutung von Bündnissen steigt rapide an, und zum obersten Gebot wird die langfristige Sicherung der eigenen Existenz – die Zukunftskraft Resilienz.
Mit dem Workbook Trend Canvas lernen Sie Schritt für Schritt, Trends und Entwicklungen ganzheitlich für sich zu analysieren. Sie erhalten Arbeitsmaterialien und weitere vorausgefüllte Trend Canvases.