Garden Towns & Garden Villages: Wohnen im Grünen
Man könnte die soziale Struktur einer Town als Matrix für ein balanciertes Leben zwischen Soziabilität und Individualität sehen – glokal, eben urbane Ländlichkeit. Aber kann man eine Town nachbauen oder auf die grüne Wiese setzen? Vor 25 Jahren ließ Prinz Charles eine nachhaltige Town namens Poundbury in Dorset erbauen. Dafür erntete er viel Kritik, vor allem für den altmodischen Stil und für die Wahl des Architekten: der kontrovers diskutierte, anti-modernistische Architekt Léon Krier. Heute ist Poundbury eine beliebte Town geworden, in der rund 3.000 Menschen leben.
Dennoch arbeiten derzeit viele englische Städte und Regionen an einer Renaissance der „Garden Towns“ und „Garden Villages“, die eine Art Nachbau der idyllischen, sozial verbindlichen Lebensweise in der Provinz sind, allerdings ohne einen historisch gewachsenen Ortskern. Sie sind nicht als Erweiterung schon existierender Kleinstädte oder Dörfer gedacht, sondern werden als neue Orte mit eigenen Gemeindeeinrichtungen gestaltet. Von Cornwall bis Cumbria sind derzeit 14 solcher neuen Siedlungsprojekte in Planung, die jeweils 1.500 bis 10.000 Wohnungen beinhalten sollen. Die Bauherren der Projekte sind großteils lokale Gemeinden.
Idylle und Naturnähe trifft auf High-Tech
Ein 600 Hektar großer ehemaliger Flugplatz in der Nähe von Corby in Northamptonshire ist einer der Orte, an denen sich bald 1.000 neue Häuser rund um einen Dorfplatz, Geschäfte und eine Gemeindehalle befinden werden. Dunton Hills, ein Gartendorf in der Nähe von Brentwood in Essex, wird mindestens 2.500 Wohnungen sowie neue Stellplätze für Caravans und Wohnmobile haben.
Der vielleicht beste Plan ist die Vision für das West Carclaze Garden Village in Cornwall: Dort soll ein Öko-Dorf mit 1.500 neuen, energieeffizienten Häusern, einer Grundschule, einem Solarpark und 350 Hektar Grünfläche mit Fahrradwegen entstehen. Und natürlich gibt es Platz für ein Pub, in guter alter englischer Dorftradition. Der zuständige Wohnungsbauminister Gavin Barwell sagte, dass die neu entstehenden Garden Villages von der lokalen Gemeinde und nicht von der Regierung geführt werden sollten, um wirklich erfolgreich zu sein (Elgot 2017). Diese Regelung ist jedoch in die Kritik geraten, weil durch diese neuen Towns immer mehr Grünflächen bebaut werden. Es muss eine gesunde Balance zwischen dem Bedarf an mehr Wohnraum und dem Schutz der Landschaft gefunden werden.