Zuhause bedeutet sich wohlzufühlen – ist also immer weniger ein physischer Ort als mehr ein psychischer Zustand. Wie sehr die beiden Komponenten zusammenhängen, zeigte nun die Corona-Krise. Plötzlich drehte sich alles um die eigenen vier Wände, Third Places waren geschlossen oder nur mit Beschränkungen zugänglich. Die eingeschränkte Mobilität machte das Home wieder zu einem physischen Raum, zum Aufenthaltsort – selbst wenn man sich in den Gedanken in ein anderes Zuhause träumte.
Kaum verwunderlich, dass die aktuellen Wohntrends allesamt um das Home kreisen. Dies verdeutlicht auch, dass Trends nicht aus dem Nichts entstehen. Ihre Entwicklung lässt sich durch eine Beobachtung der Gegenwart erkennen. Um sie besser zu verstehen, hilft eine Einbettung in das Modell der Megatrends, mit dem das Zukunftsinstitut bereits seit vielen Jahren erfolgreich arbeitet.
Megatrends, die besonders auf die Wohn- und Baubranche wirken
Die Wohntrends 2021 „Romancing the Balcony“ und „Home Suite Home“ beschreiben den Wunsch, sich Frei-Räume im Zuhause zu schaffen: Ein wenig Outdoor-Feeling auf Balkon, Terrasse oder im Garten und ein wenig Urlaubs-Feeling durch die Orientierung an Hotelkonzepten zur Umgestaltung des Wohnraums. Diese Wohntrends sind Ausdruck der Megatrends Individualisierung und Sicherheit. Sie knüpfen an die Trends Neo-Biedermeier, Hygge und Scandi-Secret an.
Der Wohntrend „Hoffice“ bringt den Megatrend New Work ins Spiel, indem das Büro in der Krise für viele Menschen Teil des Zuhauses wurde. Im Trend Hoffice verschmelzen Wohnen und Arbeiten – und zugleich wird deutlich, dass diese Entwicklung gekommen ist, um
„Die Urbanisierung zeigte in den vergangenen Jahren die Macht der Städte, nun wurde aber auch ihre Vulnerabilität sichtbar.“
zu bleiben. Wir werden künftig anders arbeiten. Nun gilt es, smarte Lösungen zu entwickeln, um dies auch durch die Gestaltung der Räume optimal zu unterstützen.
Der Megatrend Globalisierung erlebt einen Boom in der Ausprägung seines Gegentrends, nämlich der Glokalisierung. Die nahe Umgebung, das Stadtviertel, die Nachbarschaft werden wichtiger, und vieles in nächster Nähe wird neu entdeckt. Der Wunsch, alles in Laufnähe zu haben oder zumindest mit dem Rad schnell zu erreichen, wird die Städte weltweit grundlegend umkrempeln. Die Urbanisierung zeigte in den vergangenen Jahren die Macht der Städte, nun wurde aber auch ihre Vulnerabilität sichtbar. Infrastrukturen sind die Basis für eine funktionierende Stadt, doch eine lebenswerte Stadt beruht auf ihrer sozialen Stärke. Künftig ist die urbane Resilienz entscheidend, um Krisen zu meistern und sogar gestärkt aus ihnen hervorzugehen. Ein wichtiger Faktor für resiliente Städte ist auch ihre nachhaltige Orientierung. Der Megatrend Neo-Ökologie äußert sich nicht nur durch mehr Grünflächen und weniger Autoverkehr in den Metropolen, sondern auch in der Berücksichtigung des Kreislaufprinzips beim Bauen und bei der Inneneinrichtung.
Diese Kontextualisierung der Trends und Entwicklungen im Bereich Wohnen und Bauen in die Megatrend-Systematik soll den Blick für das große Ganze und die epochalen Veränderungen von Wirtschaft und Gesellschaft öffnen. Mit den Wohntrends möchten wir Ihnen eine kritische Beurteilung des Potenzials von Produkten und Services sowie des eigenen Handelns erleichtern.