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Moral im Netz: Wir brauchen eine Digitalethik

Verantwortungsbewusstes Handeln endet nicht in der realen Welt. Aber wer trägt im virtuellen Raum Verantwortung – und welche Regeln müssen online gelten?
Digitale Ethik

Unser Alltag ist digital. Die permanente Vernetzung mit der Umwelt verändert unser Leben in allen Bereichen. Doch was passiert mit uns, wenn wir immer online sind, wenn die Grenzen zwischen On- und Offline – auch durch Technologien wie Augmented Reality – immer stärker verschwimmen? Wer trägt Verantwortung für digitales Handeln in Zeiten, in denen anonyme rassistische und sexistische Beleidigungen, Public Shaming und Shitstorms in sozialen Netzwerken die Norm sind? Wie gehen wir in Zukunft mit digitaler Propaganda, virtuellem Mobbing oder verstörenden Videos von Terrororganisationen um?

Das 2013 gegründete und deutschlandweit bislang einzige Institut für Digitale Ethik befasst sich mit genau diesen Fragen. Es versteht sich als eine Art Kompass, ein Werkzeug zur Sensibilisierung für ethisch-moralische Fragen im Netz. Ihr Credo lautet: Unsere Gesellschaft braucht eine wertebasierte Medienkompetenz, um die vielfältigen Herausforderungen der digitalen Welt bewältigen zu können. Verbunden damit sind die Fähigkeiten, Medien und mediales Handeln zu bewerten, Folgen abschätzen und verantwortungsbewusst gegensteuern zu können.

Aus Sicht der digitalen Ethik stellt sich dabei im Kern die Frage, wie ein gelingendes Leben im postmodernen Zeitalter aussehen kann. Eine besonders drastische und tiefgreifende Veränderung bringt die Digitalisierung hinsichtlich der Veröffentlichung des Privaten mit sich. Die Sammlung privater Daten und personenbezogener Informationen, ihre Auswertung und Verwendung war noch nie so einfach wie heute. Der Preis, den wir für die Errungenschaften einer digitalisierten Welt bezahlen, ist die Datafizierung der Privatsphäre. Der User kann nicht mehr kontrollieren, wer was in welchem Zusammenhang über ihn weiß oder was mit den erhobenen Daten passiert. Das beeinträchtigt letztendlich seine Entscheidungs- und Handlungsfreiheit.

Der "gläserne Mensch" wird mehr und mehr zur Realität: IT-Unternehmen können ihre Kunden zunehmend tracken, scoren und deren zukünftiges Verhalten prognostizieren. Die App YouAreWhatYouLike oder die Website Apply Magic Sauce zeigen, wie so etwas funktionieren kann. Sie sind in der Lage, auf Basis von Facebook-Likes Persönlichkeitsprofile von Usern zu erstellen. Die Lösung des Problems ist denkbar einfach: Wenn ich weiß, welche Daten Online-Dienste von mir sammeln, kann ich selbst entscheiden, ob die Vorteile mir den Preis wert sind, den ich ihnen in Form von persönlichen Daten dafür zahlen muss. In Zusammenarbeit mit der EU-Initiative Klicksafe entwickelt das Institut für Digitale Ethik momentan ein Handbuch für Schüler, in dem es unter anderem um Fragen der Privatsphäre gehen soll: Was gebe ich von mir preis – und welche Folgen hat das für mich?

Der Entscheidungs- und Handlungsspielraum wird im Netz stark durch Algorithmen determiniert. Nicht jeder bekommt auf dieselbe Suchanfrage bei Google auch die gleichen Ergebnisse. Das liegt daran, dass der Nutzer den Suchdienst mit jeder Anfrage weiter mit seinen Daten füttert und sich dadurch irgendwann in einer Art Filterblase bewegt. Gleiches gilt für den eigenen Facebook-Stream und die meisten Nachrichten-Seiten. Der Algorithmus von Suchmaschinen vermindert die Selbstbestimmung der User. Wir lassen uns – mehr oder weniger freiwillig – in unserer Autonomie einschränken.

Um diesem Szenario zu entgehen, braucht es eine für alle Akteure geltende Transparenz. Die Parameter und Kategorien, auf denen die Algorithmen basieren, müssen – auch hinsichtlich ihrer Entwicklung – offengelegt werden. Die Gesellschaft für Informatik (GI) hat hierzu einige Leitlinien erarbeitet. Diese legen unter anderem fest, dass auch und gerade von Seiten der Techniker eine ethische und risikobezogene Perspektive eingenommen werden muss. Ein Informatiker sollte beispielsweise keine Überwachungstechnik installieren, ohne die Betroffenen über die Wirkmechanismen des Programms zu informieren.

Die Verantwortung liegt aber nicht allein bei Unternehmen oder Entwicklern. Von zentraler Bedeutung ist es, als User selbst Veantwortung für digitale Praktiken zu übernehmen. Das heißt zunächst: darüber nachzudenken, welche Konsequenzen das eigene Handeln im Netz hat. Dabei geht es nicht nur um den Kontrollverlust, der ab dem Moment einsetzt, in dem Bilder, Text oder Videomaterial online gepostet werden. Es geht auch um menschenwürdige Kommunikation, um Akzeptanz und um das Erlernen von Etiketten, die im "echten" Leben ganz natürlich greifen, im virtuellen Raum hingegen noch keine Verbindlichkeit erlangt haben.

Auch im Cyberspace agieren wir als Personen: Warum sollten dort nicht die gleichen moralisch-ethischen Prinzipien gelten wie in der analogen Welt? Bestimmte kulturelle Standards des zwischenmenschlichen Umgangs haben wir für den persönlichen Kontakt und klassische Massenmedien bereits festgelegt. Jetzt besteht die Herausforderung darin, diese Normen auch für den digitalen Raum festzulegen.

Aber welche Regeln der analogen Welt lassen sich in die Online-Welt übertragen – und wie? Viele Menschen verlieren jegliches Gefühl dafür, welche Wirkung ihre Äußerungen bei einem Gegenüber haben kann, sobald sie online sind. Man spricht hier von einer empathischen Kurzsichtigkeit: Man ist der Meinung, aufgrund seiner Anonymität keine Konsequenzen fürchten zu müssen. Andere veröffentlichen abwertende Kommentare unter ihrem echten Namen, weil sie mit dem Rückhalt einer breiten Anzahl von Gleichgesinnten rechnen.

Abhilfe schaffen könnten "Ethics by design". Diese entstehen bei der Entwicklung eines Projektes durch Überlegungen, nach welchen ethischen Prinzipien eine simulierte Welt oder eine Online-Plattform erstellt werden soll. Das Thema kam bereits einmal auf, nachdem es in der Online-3D-Welt Second Life mehrere Fälle von Missbrauch und Vergewaltigung gab.

Diese maßgeschneiderten moralischen Regeln lassen allerdings auch kritische Stimmen laut werden. Digitale Ethik gerät unter den generellen Verdacht der Zensur, zumal in der Netzgemeinschaft ein starker Drang besteht, die Freiheit des Netzes zu verteidigen. Nichtsdestotrotz: Im Kontext der fortschreitenden Digitalisierung und angesichts der Verabschiedung des neuen EU-Gesetzes über künstliche Intelligenz im März 2024, das Sicherheit gewährleistet, fundamentale Rechte schützt und gleichzeitig Innovation fördert, wird Digitalethik – zusammen mit Transparenz und Anonymität – künftig eine Schlüsselrolle im Umgang im und für das Internet spielen. Das Gesetz verbietet bestimmte KI-Anwendungen, die die Rechte der Bürger bedrohen könnten, und setzt klare Richtlinien für den Einsatz von KI-Systemen, die ein hohes Risiko darstellen könnten. Es markiert einen wichtigen Schritt in Richtung einer ethisch verantwortungsvollen Nutzung von Technologie, indem es sicherstellt, dass menschliche Werte und Rechte im Zentrum der technologischen Entwicklung stehen.

So steht unsere Gesellschaft vor der Aufgabe, die digitale Transformation in einer Weise zu gestalten, die nicht nur technologischen Fortschritt, sondern auch menschliche Werte und ethische Prinzipien berücksichtigt. Die Entwicklung und Durchsetzung von "Ethics by design" in allen Bereichen der digitalen Welt, von sozialen Netzwerken bis hin zu KI-Anwendungen, ist ein wesentlicher Schritt, um sicherzustellen, dass unsere digitale Zukunft eine ist, in der Technologie zum Wohle aller eingesetzt wird.

Foto: / Pro Juventute, TBWA\Zürich / Kampagnenplakat: "Stopp Cyber Mobbing" / bearbeitet durch Zukunftsinstitut GmbH

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