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Das bedingungslose Grundeinkommen als Resilienzbaustein

Die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens (BGE) birgt große Potenziale für die Gestaltung einer resilienten Gesellschaft: als Beseitigung existenzieller Ängste – und als Vertrauensvorschuss zur Steigerung von Selbstorganisation und Solidarität. – Ein Auszug aus der Studie Zukunftskraft Resilienz – Gewappnet für die Zeit der Krisen.

Geld wechselt die Hände
Foto: Pexels/cottonbro

Der Diskurs um das bedingungslose Grundeinkommen (BGE) hat im Kontext der jüngeren Krisen einen starken Schub erfahren. Das wachsende Interesse am Thema zeichnet sich bereits seit den 2010er-Jahren ab, insbesondere im Anschluss an die Finanzkrise 2008/2009 sowie im Zuge einer generell steigenden sozialen Ungleichheit und der Angst vor einer automatisierungsbedingten Massenarbeitslosigkeit. Die Corona-Krise markiert auch hier einen Tipping Point: Erschien die Idee des BGE vor der Pandemie noch als tendenziell exotisch, ist sie inzwischen im Alltag angekommen. Immer deutlicher treten dabei auch die Potenziale für die Entwicklung gesellschaftlicher Resilienz zutage.

Die Vision einer besseren (Arbeits-)Welt

Im Kern wirft das bedingungslose Grundeinkommen die Frage auf, wie sich Arbeit in Zukunft neu denken und umsetzen lässt. Könnten wir in Zeiten zunehmender Automatisierung weniger und vor allem sinnhafter arbeiten, mit mehr Würde, Selbstwertgefühl und Begeisterung – im Gegensatz zu der heutigen Fetischisierung der Erwerbsarbeit, die allzu oft nur ein Selbstzweck ist? Die Idee des BGE stützt die Vision einer Welt, in der nicht mehr die Ökonomie oberste Priorität hat, sondern nachhaltige und „konviviale“ Lebensformen, etwa die Betreuung von Kindern und Älteren, die Kultivierung lokaler Gemeinschaften oder die Sicherung eines wirklich inklusiven und zukunftsgewandten Bildungssystems. Künftig wird Arbeit wieder stärker beurteilt werden müssen nach dem realen, inneren Wert, den sie für eine Gemeinschaft, eine Gesellschaft und für das einzelne Individuum hat.

Damit würde das bedingungslose Grundeinkommen auch die unbezahlte Care-Arbeit aufwerten, die bereits Millionen von Menschen, insbesondere Frauen, Tag für Tag leisten. Bislang bleiben diese Tätigkeiten „unsichtbar“, da sie zusätzlich zur bezahlten Erwerbstätigkeit stattfinden oder Frauen in veraltete Rollenmuster zwingen. Das BGE eröffnet einen Weg, um dieses Dilemma aufzulösen.

Letztlich steht hinter dem bedingungslosen Grundeinkommen auch die Frage nach dem Menschenbild: Erhält man Geld für (irgend)eine Arbeit – oder um eine (bestimmte) Arbeit zu machen? Die Einführung des BGE würde den Fokus automatisch verlagern auf die (System-)Relevanz von Berufen, die gut für die Gesellschaft sind, aber heute noch schlecht bezahlt werden, etwa im Pflegesektor. Insgesamt könnte es somit einen enormen Impact ausüben auf soziale Themen, die durch reale finanzielle Nöte und Ungleichheiten bedingt sind.

Wie, wo, wann und selbst warum wir unseren Job ausüben, wandelt sich dramatisch. Einige Lebensstile sind Vorreiter dieser neuen Arbeitswelt, die von einem neuen Verständnis von Arbeit geprägt ist.

Lebensstile

Zusammenhalt durch Ermächtigung

Soziale Resilienz basiert auf Solidarität, Selbstorganisation und Partizipation. Eine, wenn nicht die zentrale Voraussetzung dafür ist die Abwesenheit von Angst – und das heißt zuallererst: Angst um die eigene Existenz. Ist diese existenzielle Sicherheit nicht gegeben, können sich die kreativen Zukunftskräfte, die eine Gesellschaft nachhaltig resilient machen, nicht voll entfalten. Erst wenn Menschen zur Selbstorganisation ermächtigt werden, können sie ihrem sozialen Grundtrieb folgen und etwas Wertvolles zur Gemeinschaft und zur Gesellschaft beizutragen. Ermächtigung ermöglicht Selbstwirksamkeit und (Selbst-)Vertrauen – die Grundlage für sozialen Zusammenhalt.

Der heutige Sozialstaat produziert jedoch eher das Gegenteil. Einrichtungen wie der Hartz-IV-Rechtfertigungszwang schaffen vor allem Verunsicherung und Misstrauen, sie reduzieren die individuelle Eigenständigkeit und Eigenmächtigkeit und unterstützen reaktive, passive Haltungen. Anstatt Menschen dazu zu motivieren, ihr Leben selbst zu gestalten, werden Angst, Not, Stress und Druck gefördert. Das BGE kann ein mächtiges Werkzeug sein, um diese Spirale zu durchbrechen: als spürbares Vorschussvertrauen anstelle des Misstrauens, das den heutigen Sozialstaat kennzeichnet. Die (Grund-)Sicherheit eines bedingungslosen Grundeinkommens wäre damit auch eine gesamtgesellschaftliche Versicherung gegen kommende Krisen. Denn wer sich sicher fühlt, kann auch kreativer mit Krisen und Unsicherheit umgehen.

Leitidee für mehr Resilienz

Den positiven Impact eines bedingungslosen Grundeinkommens haben Experimente in verschiedenen Ländern – beispielsweise in den USA und Finnland – langfristig belegt. So führt die Grundeinkommenssicherheit „zu einer besseren Gesundheit, einem Schuldenabbau, einer produktiveren Arbeit, einem verbesserten Status für Frauen und harmonischeren familiären Beziehungen“ resümiert etwa der britischen Ökonomen Guy Standing. Zugleich konnten dabei auch die klassischen Kritikpunkte gegenüber dem bedingungslosen Grundeinkommen entkräftet werden: Menschen, die ein Grundeinkommen erhalten, verschwenden das Geld nicht, sie verweigern auch keine Arbeit oder verwahrlosen, sondern fühlen sich grundsätzlich sicherer und sind offener für Selbstentfaltung und persönliches Engagement.

Zukunftskraft resilienz

Damit könnte das BGE tatsächlich die Basis bilden für das aktive Erlernen einer kollektiven Unsicherheitskompetenz – und das verwirklichen, was der Autor und Historiker Rutger Bregman eine „Utopie für Realisten“ nennt: Würden sich Bürgerinnen und Bürger jeden Monat gegenseitig ein Grundeinkommen zugestehen – als regelmäßiges Signal auf dem Kontoauszug, das anzeigt: Du bist und bleibst ein Teil unserer Gemeinschaft –, könnte gleichsam der Grundstein eines fundamental neuen Gesellschaftsvertrages gelegt werden, der den aktuellen Spaltungstendenzen entgegenwirkt.

In den kommenden Jahren wird sich die Diskussion um das bedingungslose Grundeinkommen noch weiter intensivieren, unterstützt von dem großen Wertewandel in Richtung einer sinnhafteren Ökonomie. Zunehmend erreicht der Diskurs, der bislang primär als Idee der Zivilgesellschaft verhandelt wurde, nun auch das politische System – so verankerten etwa die deutschen Grünen das BGE Ende 2020 in ihrem Grundsatzprogramm als „Leitidee“ für eine Reform der sozialen Sicherungssysteme. Je mehr sich alle politischen Akteure zum Thema positionieren müssen, umso deutlicher werden auch die Potenziale des bedingungslosen Grundeinkommens für die Schaffung einer resilienten Gesellschaft. 

 

Dieser Text ist ein Auszug aus der Studie Zukunftskraft Resilienz – Gewappnet für die Zeit der Krisen.