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Super-Prognostiker

Gibt es Menschen, die Zukunft besser voraussagen können?

Um es gleich vorneweg zu klären: DIE ZUKUNFT ist als TOTALES GANZES niemals prognostizierbar: Der berühmte Laplace`sche Dämon, nach dem man jedes Ereignis, jede „Lage“ der Zukunft genau vorherbestimmen kann, hätte man nur alle Daten, ist ein rein theoretisches Konstrukt von Denkern des 19. Jahrhunderts.  Das ist gut und logisch so. Denn wenn die Zukunft ABSOLUT bekannt wäre, gäbe es keine! Alles wäre eine einzige Gegenwart, die nie mehr aufhört - Evolution, Wandel, Veränderung, Innovation somit unmöglich. 

Trotzdem lassen sich kognitive Schneisen in das Morgen schlagen. Der kanadische Psychologe Philipp Tetlock  beschäftigt sich seit mehr als  30 Jahren mit der Frage, ob und auf welche Weise PROGNOSTISCHE KOMPETENZ entsteht. Im Jahre 1987 begann er mit seinem ersten grossen Evaluations-Projekt: Er bat 300 Fachleute aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft um Prognosen über einen Zeitraum von zwanzig Jahren. Tetlock sammelte 27.500 Vorhersagen in Bereichen wie Technologie, Politik, Kriege, Wirtschaftsentwicklung .  2005 zog er in seinem Buch Expert Political Judgment eine nüchterne Bilanz: Experten sind sauschlechte Prognostiker. Je spezialisierter ein Experte in seinem Fach, desto schlechter war seine Prognose. Und je BERÜHMTER, umso NOCH schlechter!

Wie kann das sein? Müssten nicht Fehlprognosen schnell den Ruf ruinieren und den jeweiligen Experten aus dem öffentlichen Diskurs aussortieren - und damit Platz schaffen für BESSERE Prognostiker (eine Art Selbst-Evolution der Vorhersage)? Nein. Denn es gilt die  „magische Paradox-Formel“: JE MEHR FEHLPOROGNOSEN, DESTO GRÖSSER DIE NACHFRAGE NACH PROGNOSEN! So hat die Finanzkrise von 2009 keineswegs die ökonomischen Besserwisser zum Schweigen gebracht. Im Gegenteil: auf allen Kanälen WIMMELT es nur so von “Experten”, die das sichere Ende des Euro/ des Wohlstands/ den Absturz Europas/ Amerikas/ das Stiegen/ Fallen des Goldpreises/ den Crash/ das Weitersteigen des DAX voraussagen. Alles davon ist “wahr”, wenn man nur lange genug wartet. Und auf Ängste setzt.   

Tetlock nutzte zur Interpretation seiner Ergebnisse die Metapher mit den Füchsen und den Igeln - ein Vergleich, der auf Isajah Berlin zurückgeht und unsere kognitiven Kompetenzen unterscheiden soll. „Igel“ sind Mono-Spezialisten, die „von einer Sache sehr viel, von allen anderen sehr wenig verstehen“. Füchse wissen von Allem ein Bisschen und können dieses Wissen verknüpfen. Füchse schnitten in Tetlocks Prognose-Studie besser ab als Igel. Aber auch nicht gerade VIEL besser...

In der öffentlichen Wahrnehmung wurde Tetlocks Studie eher als Abgesang an Prognosen ÜBERHAUPT gesehen: Entweder die Welt ist zu komplex, um etwas über die Zukunft auszusagen, oder diejenigen, die das versuchen, sind anyway zu blöde. Aber Tetlock ging es nie um eine solch prinzipielles Urteil. Er fragte sich stets: Gibt es so etwas wie prognostische Kompetenz? Und wie kann man sie erlernen? So begann er  im Jahre 2011 mit einer neuen Studie, dem „Good Judgement Project“.  Diesmal nutzte er das Internet, und erhöhte er die Zahl der Teilnehmer auf 20.000.  Jeder Teilnehmer kann nun seine Prognose korrigieren, wenn er fühlt, dass sich die Dinge ändern. Und nicht mehr nur Experten und Koryphäen nehmen Teil. 

Drei Jahre nach Beginn des Projekts zeichnet sich eine interessante Entwicklung ab. Es gibt tatsächlich Menschen, die die Zukunft besser sehen können als andere. Die „Super-Füchse“ oder auch EULEN, die den Kopf in alle Richtungen drehen können. Was aber unterscheidet diese SUPERPROGNOSTIKER?

  • Inter-Disziplinarität.  Superprognostiker sind “taktische Universalisten”: Sie wissen, was sie wissen, aber auch, was sie nicht wissen - aber gerne lernen wollen.
  • Feedback-Lernen: Die Superprognostiker korrigieren ihre Prognosen öfters und haben keine Scheu, sich selbst zu widersprechen.
  • Teamwork: Die Superprognostiker bezogen sich öfters auf Andere und holten deren  Meinung ein. Sie wurden in ihren Aussagen NOCH BESSER, wenn sie sich in Gruppen zusammentaten.
  • Irrtums- Affinität: Superprognostiker  lernten schneller an ihren Irrtümern. Und verstanden das Konzept der Probabilität besser. Sie arbeiteten weniger mit Entweder-Oder-Kategorien.  
  • Selbst-Reflexion: Superprognostiker erkennen ihre inneren “Affenfallen“: sie wissen Bescheid über ihre Sehnsüchte, Hoffnungen, Ängste...
  • Variable Mustererkennung: Superprognostiker arbeiteten mit Allegorien in Bezug auf historische Verläufe, ohne diese jedoch Eins-Zu-Eins auf die Zukunft zu übertragen.

Man kann die Summe dieser Eigenschaften als eine Art lernendes System darstellen:

Grün steht für positive, rot für negative Verstärkungen. Entscheidend geht es darum, dass die Super-Prognostiker ihre inneren Vor-Urteile und “Biases”, also Wahrnehmungsverzerrungen, besser wahrnehmen können. Denn die Zukunft ist nichts Heroisches, Eindeutiges, “Klares”. Sie ist, in der Wirklichkeit wie in unseren Köpfen, das Produkt produktiver Zweifel.  Und dafür kann man tatsächlich, in all den Daten und Informationen und Ambivalenzen, die auf uns einstürmen, ein “geschultes Gefühl” entwickeln.

Image Credits: Flickr / 周小逸 Ian / Visionary / CC-BY 2.0