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Leisure Travel: Tourismus der Zukunft

Touristische Mobilität wird künftig stärker als End-to-End-Leistung verstanden: Wer mitmischen will, muss Kunden die Mühsal der „Letzten Meile“ abnehmen
Leisure Travel

Der moderne Mensch ist unstet. Immer unterwegs, immer auf dem Weg. Das gilt auch für die Zeiten, in denen er sich von den Mobilitätszwängen aus Job und Alltag eigentlich erholen könnte: in der Freizeit. Der Tourismusbereich boomt nach wie vor in allen erdenklichen Formen – Flugreisen, Kurzreisen, Erlebnisreisen, Fernreisen, Städtereisen, Wochenendreisen, Busreisen. Und so weiter, und so fort. Reisen erzeugt Verkehr. Und so ist der Tourismus in all seinen Schattierungen ein zentrales Phänomen unserer gegenwärtigen und künftigen Mobilität. Gerade vor dem Hintergrund einer global schnell wachsenden Mittelschicht – schon heute ist diese in den Schwellenländern zahlenmäßig größer als in den alten Industriestaaten – wird tourismusinduzierte Mobilität in den nächsten Jahrzehnten eine massive Herausforderung bleiben.

Dabei erweitert Reisen werden im 21. Jahrhundert gleichermaßen Konsumgut wie Selbsterfahrungstrip sich das Spektrum der Reiseanlässe parallel zur Übernahme eines freizügig-individuellen Lebensstils in weiteren Bereichen der Erde. Immer mehr Menschen haben Teil an der globalen Reisegesellschaft. Reise- und Genussmobilität sind ein Segment, in dem der große Boom also erst noch kommt. Reisen werden im 21. Jahrhundert gleichermaßen Konsumgut wie Selbsterfahrungstrip. Unter diesen Voraussetzungen werden Auslandsreisen zum Megamarkt: Bis 2020 werden die Einnahmen in der Tourismusbranche weltweit von 852 Milliarden 2009 auf schätzungsweise knapp 1,9 Billionen Dollar anwachsen.

„Old Europe“ liegt als weltweites Reiseziel ganz vorn: 413 Milliarden Dollar setzte die Tourismusbranche hier 2009 um. Seit dem Jahr 2000 hat sich dieser Wert fast verdoppelt und wird sich bis 2020 auf rund 900 Milliarden Dollar steigern. Fast die Hälfte des Weltmarktes (47 Prozent) entfällt auch dann noch auf Europa. In Asien, wo 2009 mit Touristen rund 204 Milliarden Dollar verdient wurden, wird auch 2020 rund ein Viertel (24 Prozent) der weltweiten Umsätze generiert. Nord- und Südamerika kommen mit 165 Milliarden Dollar in 2009 (2020: 355 Milliarden Dollar) auf einen Weltmarktanteil von 19 Prozent. Das beliebteste Reiseziel der Welt ist Frankreich: 2009 zog es über 73 Millionen Besucher an.

Neue Mobilitätskonzepte

Durch Freizeitreisen erzeugte und erzwungene Mobilität wird anders empfunden als Alltags- oder Business-Mobilität. Die Konzepte der Tourismusmobilität müssen daher signifikant anders geplant werden als die der Business- oder Warentransportwelt. Fast immer ist es Distanzmobilität. Nicht der Weg zum Freibad um die Ecke, sondern durchaus nennenswerte Strecken, bis hin zur interkontinentalen und globalen Dimension, kennzeichnen die freiwillige Form der Mobilitätsteilnahme.

Die Toleranzschwellen sind dabei in der Regel deutlich höher, was die sprichwörtlichen Stauevents zu Ferienbeginn in der Vergangenheit immer wieder malerisch unterstrichen haben. Dennoch werden die gewandelten Ansprüche der Reisenden, ein immer weiter auf den Market-of-One zustrebender Grundansatz und auch ein gestiegenes Bewusstsein für die Kollateralkosten des Reisens die Mobilitätssegmente im Tourismus zu intensiver Arbeit an veränderten Konzepten zwingen. End-to-End-Betrachtungen werden in diesem Umfeld stark an Bedeutung gewinnen. Denn der Urlaub und die Erholung muss im Bewusstsein von immer mehr Reisenden beim Schließen der eigenen Haustür beginnen.

Schon heute sind hierbei fast immer mehrere Formen der Mobilität im Spiel, kombiniert als ÖPNV- und Flugreise für den „großen Sommerurlaub“, als Bahn- und Taxireise für den Kurztrip nach Amsterdam oder als Auto- und Fahrradreise auf dem Alpencross. Eine multimodale Sicht ist für das Freizeitreisen also schon längst ein Thema. Auch in Zukunft kommen Reisende vor allem für die Vor-Ort-Flexibilität nicht ohne individuelle Mobilitätslösungen aus. Auch langfristig werden sie dafür nicht völlig auf Autos verzichten, aber eben nicht nur den Pkw nutzen.

Zugleich steigt – gerade vor dem Hintergrund des Megatrends Neo-Ökologie – die Attraktivität alternativer Mobilitätslösungen durch den öffentlichen Verkehr. Die bisherige Dominanz des Pkw resultiert in erster Linie aus dem Bedürfnis nach individuellen und Autonomie gewährleistenden Mobilitätslösungen. Auf diese Flexibilitätsansprüche werden in Zukunft auch Anbieter wie die Bahn und Nahverkehrsanbieter mit den entsprechenden Angeboten und Geschäftsmodellen für eine vernetzte, intermodale Mobilität reagieren. Das wird allerdings nur dann gelingen, wenn sie sich als „Intermediäre“ mit integrierten Mobilitätskonzepten an den Schnittstellen verschiedener Fortbewegungsarten positionieren. Einzelne Verkehrsmittel stehen dabei nicht länger in Konkurrenz zueinander, sondern ihre Nutzung muss intelligent und innovativ miteinander verzahnt werden. Langfristig schafft diese Entwicklung große Chance für ein neues Kräfteverhältnis auf den Mobilitätsmärkten.

Entschleunigungsmobilität

Mobilität bedeutet nicht einfach nur, von A nach B zu kommen, sondern ist immer auch Ausdruck eines Lebensstils. In den 90er Jahren, als die Billigflieger in großem Stil Flugreisen für jedermann erschwinglich machten, ging es darum, für wenig Geld möglichst weit weg zu kommen. Die Bedürfnisse der Reisenden waren einfach zu benennen: „Vor 20 Jahren ging es nur um das Wohin. Das Reiseziel und das Urlaubsbedürfnis standen im Vordergrund. Baden, erholen, entspannen“, so TUI Hotel-Entwicklerin Stefanie Schulze zur Wiesch. Inzwischen haben sich die Reisegewohnheiten radikal gewandelt. Mal billig, mal pauschal, mal individuell – ein klares Muster gibt es nicht mehr.

In einer als überkomplex wahrgenommenen Gesellschaft verfügen die Menschen durch Multirollen-Alltag und Patchwork-Lebensmodelle gefühlt über immer weniger Freizeit. Urlaube werden vor diesem Hintergrund zum Fluchtpunkt der Sehnsucht, Schnäppchen werden in Zukunft nicht mehr so leicht das Bedürfnis nach Living-Well-Komfort in den Hintergrund drängen um Stress und ständiger Verfügbarkeit zu entfliehen. Die Zeit erfährt aus ihrer empfundenen Knappheit heraus eine neue Wertschätzung, die sich vor allem in den Entschleunigungssequenzen von Feierabend, Wochenende und Urlaub manifestiert. Schnäppchen werden in Zukunft nicht mehr so leicht das Bedürfnis nach Living-Well-Komfort in den Hintergrund drängen. Vielmehr wird Letzteres ausschlaggebend für Wohlbefinden und Zufriedenheit von Reisenden.

Komfort bedeutet jedoch nicht einfach nur ein Mehr an Luxus, sondern wird individuell nach persönlichen Vorlieben gefordert. In der Vergangenheit haben sich die individuellen Zugänge zu Komforterlebnissen vervielfacht – Genuss kann heute neben dem teuren französischen Rotwein eben auch das Innehalten in einer Instant-Geborgenheit von Hide-away-Hotels sein.

Slow Travel: Der Transit wird Teil des Reisegrunds

Entschleunigung ist Trumpf. Nicht für alle, aber für immer mehr. Anders als in der effizienzdominierten Jobmobilität zählt im Tourismus immer öfter „Langsamkeit“. „Slow Travel“ wird zur neuen Variation des erfolgreichen Slow-Food-Ansatzes und bezeichnet jene neue Form von Urlaubsmobilität, in der Entspannen, Weit-weg-sein vom alltäglichen Trubel, offline und ohne App, dem Traveller das Gefühl von Freiheit gibt, das er, eingebunden in Zeit- und Fahrpläne, umgeben von einem stets piependen Datenstrom, längst aus den Augen verloren hat.

Nicht mehr die Ankunft läutet den Urlaub ein, sondern die Abreise von zu Hause. Künftig wird der Weg zum Erlebnis – zum Urlaub selbst. So wie es die ersten englischen Touristen im 19. Jahrhundert auf ihrer „Grand Tour“ vorgemacht hatten. Effizienz der Distanzvernichtung weicht der Renaissance der erlebten Entfernung als genossener Transit.

Reiz der Nähe: Genussfaktor Geringmobilität

Auch der Nahurlaub wird vor dem Hintergrund der Langsammobilität wieder attraktiver. Laut der 27. Deutschen Tourismusanalyse verbrachte in der Reisesaison 2010 mehr als jeder dritte Reisende seinen Urlaub im Inland. Trotz der Vielfalt und Konkurrenz der Reiseziele in Europa und Übersee will jeder vierte Deutsche seinen Urlaub in den nächsten zehn Jahren im eigenen Land verbringen. Das ergab eine Repräsentativbefragung der Stiftung für Zukunftsfragen.

In den kommenden Jahren werden die Vermarktungspotenziale von Nah-Destinationen massiv steigen. Eine wachsende Zielgruppe sucht 360-Grad-Entschleunigung, kombiniert mit neoökologischen Einstellungen, um Burn-out und Massentourismus gleichermaßen zu entfliehen. Denn wirkliches Genießen bedeutet: Langsamkeit entdecken, weniger mobil sein. Zumindest aber das Unterwegssein in einer neuen Qualität zu erfahren. Für die Genussreisenden von morgen kommt es nicht mehr darauf an, dass man überall hinfahren kann, sondern ob es sich lohnt, dort anzukommen.

Feel-Good-Mobility: Klimaneutral reisen

Privates Reisen und das damit verursachte Mobilitätsaufkommen sind volkswirtschaftlich erfreulich. Zunehmend plagt Touristen und kommunale Verantwortliche dabei jedoch die Erkenntnis, Teil eines bedrohlichen globalen Problems zu sein. Dass die Mobilitätsentwicklung oft schwerwiegende Folgen für Ökosysteme mit sich bringt, ist den Reisenden mittlerweile klar.

Zu einer bewussten Einschränkung des Reiseverhaltens hat das bislang dennoch nicht geführt. Künftig wird es daher für die Anbieter der Mobilitätsketten sowie der Mobilität in den Destinationen darum gehen, intelligente Wege zu einer Reduktion der negativen Mobilitätsfolgen zu entwerfen. Erreichbarkeit wird weiterhin ein zentraler Faktor der Infrastrukturplanung bleiben, durch bessere Verknüpfung von Mobilität mit den touristischen Einrichtungen vor Ort lassen sich jedoch die schlimmsten Folgen einer ungesteuerten Individualmobilität vermindern.

End-to-End-Mobility: Mobilitätsketten entscheiden

Kurzurlaubsreisen werden immer beliebter: 86 Millionen Kurzurlaubsreisen (zwei bis vier Tage) wurden laut deutschem Tourismusverband 2010 getätigt. Zum Vergleich: 2002 waren es mit 53 Millionen fast 40 Prozent weniger Bundesbürger, die einen Kurztrip unternahmen. Die Haupturlaubsreise wird dagegen seit Jahren abgespeckt. Waren es 1983 noch 17,4 Tage, sind es 2010 nur noch 13,2 Tage. Nicht verwunderlich also, dass der Städtetourismus als Vom Ermöglicher der früheren Jahrzehnte wird das Auto immer öfter zum Verhinderer Korrelat stark aufblüht. Wie aus der Reiseanalyse 2011 der Forschungsgemeinschaft für Urlaub und Reisen hervorgeht, kommt aktuell für 50 Prozent der Bevölkerung in Deutschland eine Städtereise in den nächsten drei Jahren in Frage. Das entspricht fast einer Verdopplung des Potenzials im letzten Jahrzehnt. Die tatsächliche Nachfrage verzeichnet sogar noch stärkere Wachstumszahlen: von zehn Prozent „Städtetriplern“ im Jahr 2002 auf ganze 23 Prozent im Jahr 2011.

Doch die Besuche in den Coolness-Zentren der Welt oder den Shopping-Paradiesen der nächsten Großstadt erzeugen gewaltigen Mobilitätsstress. In die urbanen Zentren zu gelangen und sich dort zu bewegen, womöglich noch mit dem eigenen Pkw, wird immer anstrengender. Für viele wird die Mobilitätsfrage zur Grundlage ihrer Reisezielentscheidung – nach dem Motto: Städte sind schön, könnte man sich in ihnen nur so bewegen, wie man möchte. Vom Ermöglicher der früheren Jahrzehnte wird das Auto immer öfter zum Verhinderer: Gar nicht erst losfahren, weil man dem unumgänglichen Stau rund um die Urlaubsziele nicht entrinnen kann oder die Mobilitätskosten einschließlich Parken den Gesamtwert der Reise übersteigen.

Das schlägt sich mittlerweile auch im messbaren Verhalten nieder: 22 Prozent der Autofahrer in Deutschland nutzen heute für Reisen über 300 Kilometer öfter als früher auch andere Verkehrsmittel als den Pkw. Immerhin zehn Prozent nutzen inzwischen für solche Langstrecken meistens andere Verkehrsmittel als das Auto (Deutsche Internetversicherung: Umfrage zum Mobilitätsverhalten: Autonutzung auf längeren Strecken, 2010). Klar zeigt die Umfrage aber auch: 90 Prozent der Familien nutzen fast nur das Auto, um in den Urlaub zu fahren, die Verfasser vermuten hier wohl zu Recht die mangelnde Flexibilität der alternativen Verkehrsmittel als Grund.

So wird das Bedürfnis nach einer reibungslosen Mobilitätskette nicht nur für die klassischen Urlaubsorte immer wichtiger, sondern auch zu einem strategischen Faktor des Standortmarketings. Gerade wer einen Kurzurlaub macht, möchte möglichst keine sinnlose Zeit bei An- und Abreise verlieren, beim Warten auf Anschlüsse, beim Wechsel des Verkehrsmittels oder weil er unterwegs spontan die Anlaufpunkte ändern möchte. Das Stichwort lautet „End-to-End-Mobility“: Lösungen, die alle Glieder der Kette einbeziehen und akzeptieren, dass der moderne Tourist vor allem erst einmal Individualist ist. Einige Angebote lassen sich schon in Grundzügen erkennen und zeigen die Richtung an, in die der Weg führen wird.

Situativ buchen: Verknüpfte Mobilitätsnetzwerken

Die politische Grundidee einer reibungslosen Mobilität entstand bereits 1985 mit der Besiegelung des Schengener Abkommens. Die damalige Devise lautete „Reisen ohne Grenzen“. Heute geht es beim Reisen jedoch nicht mehr rein um Grenzübergänge (denn diese sind im Schengenraum schon so in Vergessenheit geraten, dass viele EU-Bürger an den Außengrenzen verwundert nach den Personaldokumenten suchen, nur um festzustellen, dass sie bereits vor zwei Jahren abgelaufen sind), sondern um die Öffnung der Mobilitätsketten für die individuelle Ad-hoc-Planung. Auch als Tourist werden die Menschen künftig eine wesentliche höhere Verkehrsmittelneutralität suchen, Flug-, Bahn- und Autonutzung intensiver kombinieren wollen, ohne das alles schon lange im Voraus festgelegt zu haben.

Entsprechende Dienstleistungen werden künftig entlang der Mobilitätskette gedacht, um den Reisenden einen reibungslosen und spontanen Urlaub zu ermöglichen. Es geht um die Übergänge von Bahn zu Bus, vom Flieger zum Auto, von der Haustür zum Urlaubsdomizil.

Das Problem der letzten Meile

Das Problem der letzten Meile stammt ursprünglich aus der Telekommunikation, bezeichnet jedoch ein Phänomen, das sich sehr gut auch auf die Mobilität übertragen lässt und für den Bereich der Freizeitmobilität besondere Bedeutung hat. Die „letzte Meile“ stand stellvertretend für die Schwierigkeit, eine Verbindung von den Innovative Konzepte sind gefragt, um dem Reisenden problemlose und spontane Mobilitätsübergänge zu ermöglichen großen, schnellen und leistungsfähigen zentralen Datensträngen hin zum einzelnen Verbraucher zu schaffen. Die letzte Meile war in der Regel kaum kostendeckend zu installieren und brachte folglich für den Endanwender in der Regel sehr schlechte Datenleistung mit sich, verglichen mit dem Hauptnetz. Die Parallelen zur Freizeitmobilität liegen auf der Hand. Zu einer reibungslosen Mobilitätskette gehört auch das letzte Glied, welches vor allem dann an Bedeutung gewinnt, wenn es um Urlaubsorte geht, die abseits gut angebundener Metropolen liegen.

Hier existieren erhebliche Mängel, die sich in den vergangenen Jahrzehnten in vielen Gegenden auch tendenziell zugespitzt haben, wodurch der Urlaub in idyllischen Regionen schnell zur Strapaze wird, bevor er überhaupt begonnen hat. Diese „Mobility Divide“ ist in den letzten Jahren vor allem dadurch immer größer geworden, dass große Infrastrukturprojekte mit dem Ziel einer Beschleunigung und Erweiterung der Verkehrskapazitäten stets Vorrang hatten vor dem regionalen Ausbau. Wie umstritten solche Planungen aus den 90er Jahren heute in der Akzeptanz sind, zeigen Projekte wie Stuttgart 21 oder der Bahntunnel bei Turin.

Die Folgen sind vor allem in der zentralen Tourismusregion der Alpen heute sehr plastisch zu sehen: Während die großen Transittrassen den Durchgangsverkehr enorm beschleunigt haben, führt die potenzielle Kapazitätserweiterung im Tourismusfeld regelmäßig zu Verkehrsinfarkten in den abgehenden Seitentälern, deren Infrastruktur auf solche Spitzen nicht ausgelegt ist.

Urlaubsorte, die rein geographisch nah sind, scheinen mit einem Male völlig fern. Die Mobility Divide bedeutet für viele solcher Regionen große Probleme, denn eine schlechte Anbindung verringert nicht nur die Chancen im Tourismus, sondern führt in der Folge auch häufig zu Abwanderung und schrumpfenden Gemeinden. Hier sind innovative Konzepte gefragt, die dem Reisenden problemlose und spontane Mobilitätsübergänge ermöglichen – oder ein alternatives Reise-Erleben nahebringen. Die Konzentration auf den Verkehrsträger Pkw scheint in diesem Zusammenhang auf alle Fälle am Ende einer Sackgasse angekommen.

In Zukunft wird es für die Regionen, aber auch für die Städte darauf ankommen, den Reisenden Flexibilität und zugleich Komfort zu bieten. Die Flexibilität wird dabei aus der Infrastruktur kommen, den Car-Sharing- Hubs an den Third Places wie Bahnhof und Flughäfen oder den Bike-Points im Zentrum. Neue Komfortoptionen bieten hingegen intelligente Services zur besseren Nutzung und Kombination von Verkehrsangeboten, (auch alternativen) Unterkünften und der schnelleren Erschließung der vielen Angebote einer städtischen oder kommunalen Struktur.

Mit dem immer schnelleren Wachstum sozialer Netzwerke und dem damit verbundenen enorm steigenden Datenbestand, der Möglichkeit, über Location-based Services den aktuellen Standort des Neuankömmlings exakt zu erfassen, eröffnen sich in der näheren Zukunft den Destinationen völlig neue Möglichkeiten, die Qual der letzten Meile signifikant zu verringern. Nach dem Motto: Wenn der Reisende schon warten muss, kann man ihm immerhin schon mal anbieten, einen Tisch im angesagten Restaurant seines Reiseortes zu reservieren (oder die Reservierung zu verschieben), ihm das Programm der städtischen Bühnen vorzustellen oder ein Video über die Geschichte des Urlaubsorts anzusehen. Viele Optionen also, die nicht immer auf gewaltige Infrastrukturveränderungen hinauslaufen müssen.

Wie das von Seiten der Tourismusbranche aussehen könnte, zeigt die Kuoni Travel Group India mit ihrem Unternehmen SOTC in Mumbai. Sie zeigen, wie Kunden an Orten abgeholt werden können, die primär erst einmal nichts mit der Reisebuchung zu tun haben. Zusätzlich stellen sie ihren Kunden eine reichhaltige Urlaubsplanung (Unterkünfte, Transportmittel etc.) zur Verfügung, welche nach persönlichen Vorlieben genutzt werden kann. Denn gerade bei Individualreisen kann die Organisation leicht in einer Komplexitätsflut versinken. Damit kommt das Unternehmen den Mobilitätsservices von morgen bereits heute nach und kann sich damit über die Auszeichnung zur „India’s Most Customer Responsive Travel & Tourism Company“ des „Avaya Global Connect Customer Responsiveness Award 2010“ freuen.

Third Places: Neue Mobilität, neue Orte

In Zukunft wird die Bedeutung der großen Verteiler weiter zunehmen. Die Aufwertung des Zugverkehrs, eine bessere Ausstattung des öffentlichen Nahverkehrs, die weitere Differenzierung des Flugverkehrs: all das braucht attraktive, smarte und leistungsfähige Mobility Hubs. In vielen Ländern der Erde wird die Bahn neu entdeckt und neu definiert – selbst hartleibige Autonationen wie die USA wollen in Zukunft wieder vermehrt innerstädtische Bahnen und Fernschnellzüge aufbieten. Die Zeiten, in denen die Bahnhöfe Treffpunkt zwielichtiger Gestalten waren und von Reisenden nur mit leichtem Schauder durchmessen wurden, die Hand immer fest aufs Portemonnaie gepresst, sind passé. In Zukunft werden die Bahnhöfe zu den Flughäfen aufschließen, erste Ansätze, Kaufdruck mit Entspannungsangeboten zu kombinieren, gibt es bereits.

Lange regierten die Betreiber von Flughäfen und neuen Bahnhöfen jedoch im Vollgefühl des Sieges über den Sozialismus: Die meisten Flughäfen sind heutzutage Shopping Malls mit angeschlossenem Flugsteig, die nach immer neuen Wegen suchen, Reisende zum Geldausgeben zu verleiten. Doch auch hier werden die Reisenden der Zukunft neue Ansprüche stellen. Je mehr diese Ort zu den Third Places werden, an denen man sich zwar aus freiwilligem Grund, aber oft doch nur auf der Durchreise aufhält, desto wichtiger wird es sein, alternative Angebote zum reinen Konsumrausch zu bieten.

Der Amsterdamer Airport Schiphol geht einen solchen anderen Weg und bietet seinen Besuchern seit 2010 einen ebenso kreativen wie exklusiven Aufenthaltsservice in zentraler Lage: die erste Flughafenbücherei weltweit. Initiiert von ProBiblio, einer Organisation für öffentliches Bibliothekswesen, und vom niederländischen Ministerium für Bildung, Kultur und Wissenschaft mit rund 300.000 Euro pro Jahr finanziert, können die Flughafengäste auf über 1.200 Bücher in rund 30 verschiedenen Sprachen plus DVDs und Musikdateien zugreifen. Ausleihen kann man die Bücher zur Nutzung im gesamten Terminal für eine Dauer von fünf bis sieben Stunden – erfolgreich wird darauf vertraut, dass sie anschließend zurückgebracht werden. Im eigens eingerichteten Download Room kann man zudem Filme und Musik für Langstreckenflüge herunterladen. Der Taiwan Taoyuan International Airport folgt dem Beispiel und geht sogar noch weiter: Dort wurde 2011 die weltweit erste E-Book-Bibliothek eröffnet. Zusätzlich zu 2.000 Print-Exemplaren verkürzen hier 400 E-Books die Wartezeit. Diese werden in Englisch oder Chinesisch auf iPads und E-Readern zur Verfügung gestellt.

Relax on the way: Changi Airport

Der Flughafen Changi in Singapur verfolgt ein konsequent kundenfreundliches, will sagen, travellerfreundliches Konzept. Damit gehört er sicher zu den spektakulärsten weltweit. Was zunächst gar nicht so außergewöhnlich aussieht, wird vor allem bei genauerer Betrachtung einzigartig. Menschenschlangen kommen hier genauso selten vor wie Langeweile unter wartenden Passagieren.

Flughafenparks, Ruhezonen oder gar tropische Gärten bieten Naturliebhabern optimale Erholungsmöglichkeiten. Wer in der Zwischenzeit lieber eine Abkühlung in entspannter Atmosphäre sucht, findet diese gegen einen kleinen Aufpreis im Pool auf dem Flughafendach. Außerdem Pool, Fitness, Lounges, Beauty – ein Vorgeschmack auf die Zukunft der Flughafenhotels verfügt jedes Terminal über ein Hotel. Für 35 Singapur-Dollars (umgerechnet ca. 20 Euro) kann für sechs Stunden ein kleines Zimmer mit TV gebucht werden. Zusätzlich stehen „Pay-per-use“ Fitnessgeräte (Sportkleidung wird bereitgestellt), luxuriöse Lounge- Konzepte oder auch Massage und Beauty-Angebote zur Verfügung – ein kleiner Vorgeschmack auf die Zukunft der Flughafenhotels.

Wer mehr Entertainment sucht, kann sich auf Stadtrundfahrten, Kinos mit aktuellen Hollywood-Filmen, Spielzonen mit PCs, Playstation 3- oder Xbox 360-Stationen oder jede Menge Bars mit Livemusik freuen – und zwar alles kostenfrei! Ein weiteres Highlight stellt die zwölf Meter hohe Riesenrutsche dar, die sich über vier Stockwerke erstreckt. Für zehn SGD oder eine gleichwertige Flughafenrechnung (ca. 5,50 Euro) können Flughafengäste diese Erlebnisattraktion nutzen. Wer jetzt denkt, er würde bei dem ganzen Angebot den Überblick verlieren, wird eines Besseren belehrt. Ein ausgeklügeltes Informationsgestaltungssystem stellt den Reisenden übersichtliche Wegweiser inklusive Zeitangaben bereit, so dass einer unkomplizierten Aufenthaltsgestaltung nichts im Wege steht.

Flughafen-App mit Augmented Reality

Die neue Flughafen-App am Kopenhagener Flughafen ermöglicht einen „intelligenten“ Aufenthalt. Der Nutzer kann mittels der App über die iPhone-Kamera Zusatzinformationen einsehen, wie zum Beispiel Bewertung und Entfernung zu einem bestimmten Restaurant, oder sich zum richtigen Gate navigieren lassen. Dabei greift die Augmented-Reality-Software auf eine Datenbank zurück, in der sämtliche relevanten „Points of Interest“ gespeichert sind. Alle sechs Sekunden wird der Standort des iPhones geprüft, so dass der Service im größten Teil des Flughafens im Abstand von fünf Metern korrekt arbeitet. Das Besondere an dieser App ist, dass sie die Signalstärke zwischen den WiFi-Hubs des Terminals nutzt (die Software funktioniert nur, wenn WiFi auf dem Smartphone aktiviert ist) und nicht wie die herkömmlichen Augmented-Reality- Apps auf GPS-Features eines Smartphones zurückgreift, welche oft innerhalb der Flughafengebäude versagen. Die App steht kostenlos auf Dänisch und Englisch zum Download bereit.

Key Learnings

  • Die Urlaubswünsche werden sich in Zukunft weiter diversifizieren. In der Folge entwickelt sich ein stark fragmentierter Angebotsmarkt. Be- und entschleunigtes Reisen werden dabei genauso großes Potenzial eröffnen wie authentische Kultur- oder kreative Individualisierungsangebote. Bei all dem wird jedoch eines wichtiger denn je: persönlicher, flexibel zugänglicher Komfort.
  • Entschleunigtes Reisen: Getrieben durch die Sehnsucht nach einer „entschleunigten Welt“, darf der Urlaub für viele ruhig zwei, drei Gänge langsamer (als der Alltag) ablaufen. Dabei wird der Weg zum Ziel und somit auch zur entscheidenden Variable für kundenorientierte Angebote. Bike- oder Wandertouren, Reisebus- oder Kreuzfahrten – überall dort, wo die Reise selbst zum Erlebnis wird, wächst das Potenzial.
  • Beschleunigtes Reisen: Aufgrund weiter zunehmenden Zeitdrucks und forcierter Flexibilitätsforderungen steigt die Suche nach innovativen Mobilitätskonzepten für nahtloses Reisen. Landesweite oder gar transnationale Universaltickets werden Teil neuer Angebotspakete sein, die den Urlaub als Ganzes abdecken. Dafür bedarf es der Angebotserweiterung von Fluggesellschaften um lokale Anbindungsleistungen oder Partnerschaften zwischen Flug- und Bahnunternehmen.
  • Smarte Technologien werden wesentlicher Bestandteil von Urlaubsreisen. Reiseanbieter müssen in den Ausbau intelligenter Kommunikationssysteme (an Schnitt- und Übergangsstellen) investieren, beispielsweise die Eingliederung kundeneigener Smartphones. Damit kann das Angebot noch besser an individuelle Kundenwünsche angepasst werden, denn Reisende werden genau die Informationen kommunizieren, die sie benötigen, um ihr persönliches Komforterlebnis zu steigern. So werden neue zusätzliche Serviceklassen entstehen – physische und virtuelle.
  • Klimaneutrales Reisen ist keine Vision mehr, sondern längst Teil eines fortschreitenden Prozesses und damit Teil der Zukunft. Getrieben durch ein kollektives Umweltbewusstsein, werden neue ökologisch-verträgliche Angebote auf dem Markt erscheinen, die auch gegen einen entsprechenden Aufpreis auf hohe Nachfrage stoßen.
  • Das künftige „Mehr“ auf dem Angebotsmarkt wird intelligente Konzepte fordern, die dem Kunden einen unkomplizierten und übersichtlichen Produktzugang erlauben, ohne dabei völlig überfordert in der Angebotsflut zu versinken. 
 Bildrechte: Nelos / Fotolia
 

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