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Mental Health @ Work

Macht uns das Smartphone krank oder hält es uns durch Gesundheitsapps fit? So schwierig wie diese Frage zu beantworten ist: es kommt immer darauf an.

Was ist Mental Health?

Mentale Gesundheit bezieht sich auf den Zustand des emotionalen, psychologischen und sozialen Wohlbefindens einer Person. Es umfasst die Fähigkeit, mit Stress umzugehen, effektiv zu denken, Emotionen zu regulieren, zwischenmenschliche Beziehungen aufzubauen und Herausforderungen im täglichen Leben zu bewältigen. Ein guter mentaler Gesundheitszustand trägt dazu bei, ein erfülltes Leben zu führen und die Lebensqualität zu verbessern. Es ist wichtig zu beachten, dass mentale Gesundheit nicht nur das Fehlen von psychischen Erkrankungen bedeutet, sondern vielmehr eine positive Dimension des Wohlbefindens und der persönlichen Entwicklung umfasst.

Psychische Probleme sind mittlerweile einer der Hauptgründe für Krankschreibungen. Betrachtet man die gängigen Gesundheitsreports der Krankenkassen, so zeigt sich ein weitestgehend einheitliches Bild: psychische Erkrankungen sind aus vielerlei Gründen auf dem Vormarsch! In einer zunehmend komplexen VUCA-Welt (VUCA steht übersetzt für Flüchtigkeit, Unsicherheit, Komplexität und Mehrdeutigkeit) wundert es auch nicht, dass Menschen krank werden. Die krankheitsbedingen Fehlzeiten bei den bei der Techniker Krankenkasse (TK) Versicherten sind im letzten Jahr erneut gestiegen. So war jede bei der TK versicherte Erwerbsperson 2023 im Schnitt 19,4 Tage krankgeschrieben - der bisherige Höchstwert seit Beginn der TK-Auswertungen. Hinter Erklärung liegt Mental Health auf Platz 2 der Gründe. Es wird gar vermutet, dass die Wirtschaft um 0,2% geschrumpft statt ist, statt um 0,5% zu steigern. Das ist ein Symptom eines in sich kranken Gesundheitssystem mit langen Wartezeiten, Verschleppung von Krankheiten, Schnittstellenproblemen. Statt auf Prävention zu setzen, dokumentieren wir jedes Jahr neue Rekorde.

Die Diagnostik und Therapie sind ebenso ein bekanntes Problem und eine Katastrophe für eines der reichsten Länder der Erde. Durch den zunehmenden Anstieg der Nachfrage und der künstlichen Beschränkung der Therapieplätze auf der Angebotsseite, kommt es zu monatelangen Wartezeiten. Und überhaupt ist für viele Arbeitnehmer unklar, wer überhaupt der erste (kompetente) Ansprechpartner ist. Der Hausarzt? Der Psychologe? Der Psychotherapeut? Der Neurologe? Oder muss doch erst etwas Somatisches ausgeschlossen werden? Und so versucht der Arbeitnehmer, da er ja weiterarbeiten und sich vor allem nicht stigmatisieren will, erst selbst zu helfen und irrt dann meist monatelang durch unseren Gesundheitsdschungel in der Hoffnung auf die richtige Diagnostik und Therapie. Und stellt dann fest, dass die Therapiemöglichkeiten sich in den letzten Jahrzehnten wenig bis kaum verändert haben.

Die "warme Hand des Therapeuten" ist sicher immer noch für viele Menschen die erste Wahl, auf die muss man allerdings monatelang warten. Human first, digital second! Und doch gibt es heute interessante digitale Lösungen wie Mindzeit, 7Mind und Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) wie HelloBetter, deprexis, edupression.com, Mindable, Selfapy, somnio und andere.

Mental Health Ansätze am Arbeitsplatz

Schauen wir uns das Setting „Betrieb“ mal näher an. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, wie Arbeitgeber und Mitarbeitende gemeinsam daran arbeiten können, den Stress am Arbeitsplatz zu reduzieren. Der Arbeitgeber als sog. Caring-Company (Gegenteil: Fluid-Company) kann bereits im Kontext der sog. Verhaltens- und Verhältnisprävention tun, um den Arbeitnehmer zu unterstützen. Die Verhaltensprävention bezieht sich unmittelbar auf den einzelnen Menschen und dessen individuelles Gesundheitsverhalten. Hierunter fallen beispielsweise Maßnahmen, welche die eigene Gesundheitskompetenz stärken. Das Ziel dabei ist, potenzielle Risikofaktoren durch Fehlernährung, Bewegungsmangel, Rauchen und übermäßigen Alkoholkonsum zur reduzieren. Die Verhältnisprävention berücksichtigt hingegen unter anderem die Lebens- und Arbeitsverhältnisse. Dazu zählen beispielsweise die Arbeitsumgebung und auch andere Faktoren, welche die Gesundheit beeinflussen können, so etwa die Bildung.

Es werden im Folgenden ein paar Denkimpulse und nützliche digitale Möglichkeiten aus der jeweiligen Perspektive vorgestellt.

Für Arbeitgeber:

  1. Positive Arbeitsumgebung: Stelle sicher, dass die Arbeitsbedingungen, die Beziehungen zu Kollegen und Vorgesetzten, die Arbeitsbelastung und -aufgaben angemessen sind und den Bedürfnissen der Mitarbeitenden entsprechen. Das können bei dezentralen Teams auch mal kurze digitale Lunches sein, bei dem man gemeinsam Mittag digital zugeschaltet Smalltalk beim Essen hält oder andere Möglichkeiten wie das Socializing mit Avataren.
  2. Biete Schulungen zur Stressbewältigung an: Fördere das Bewusstsein der Mitarbeitenden für Stress und dessen Auswirkungen und stelle ihnen Werkzeuge und Strategien zur Verfügung, um Stress zu bewältigen. Hierfür gibt es mittlerweile zahlreiche Apps, die den Umgang mit Stress wie bei einer kognitiven Verhaltenstherapie anbieten.
  3. Ermutige zu Pausen: Ermutige Mitarbeitende dazu, regelmäßig Pausen zu machen und sich zu erholen, insbesondere bei längerem Arbeiten am Computer oder bei Aufgaben, die viel Konzentration erfordern. Hierfür gibt es kurioserweise auch Apps, die einem erklären, wie man sein Smartphone auch mal weglegen kann. Wenn Sie einen Fuhrpark habeb, dann statten Sie ihn durch Elektroautos aus, dann sind Pausen am Supercharger garantiert.
  4. Flexibilität bei der Arbeitsgestaltung: Biete flexible Arbeitszeiten oder Möglichkeiten zum Telearbeiten, um Arbeit und Privatleben besser in Einklang zu bringen. Hierfür können verschiedene Apps genutzt werden, um die Kollaboration in Projekten zu erleichtern.
  5. Regelmäßige Überprüfung der Arbeitsbedingungen: Bitten Sie Ihre Mitarbeitenden um Feedback, um Verbesserungsmöglichkeiten zu erkennen und anzupassen. Hierfür können Online-Umfrage-Tools genutzt werden, um die Zufriedenheit der Mitarbeitenden zu messen und Feedback einzuholen.

Für Arbeitnehmer:

  1. Selbstfürsorge: Nimm dir Zeit für regelmäßige körperliche Aktivität, Schlaf, gesunde Ernährung und Entspannungstechniken. Es gibt rund 300.000 Gesundheits-Apps, da ist auch eine passende für Dich dabei und mittlerweile gibt es auch „Apps vom Arzt“ als Rezept zu Lasten der gesetzlichen Krankenversicherung für die einzelnen Handlungsbereiche. Hier finden Sie eine Übersicht: https://diga.bfarm.de/de
  2. Zeitmanagement: Strukturieren Sie Ihren Arbeitstag und priorisieren Sie Ihre Aufgaben, um Ihre Arbeitsbelastung zu reduzieren. Hierfür können die To-Do-Apps genutzt werden, um die Konzentration und Produktivität zu steigern.
  3. Erholungsphasen: Nutze Pausen und Urlaub, um dich zu erholen und neue Energie zu tanken. Hierfür können Smartphones, Smartwatches und Co. genutzt werden, um das eigene Wohlbefinden zu tracken oder als Pausen-Reminder, um diese mal wegzulegen.
  4. Grenzen setzen: Lerne, "Nein" zu sagen, wenn Sie überfordert sind und Ihre Grenzen erreicht haben. Hierfür gibt es ebenso Apps, um die Ablenkung durch Benachrichtigungen zu minimieren oder schalte einfach alle Pop-up-Mitteilungen bei allen Apps aus, um mal wieder in den Flow zu kommen. Ansonsten empfehle ich das analoge Buch „Das NEINhorn“ von Marc-Uwe Kling.
  5. Bewusstsein für den eigenen Stresslevel: Achte auf Anzeichen von Stress und suche bei Bedarf Unterstützung von Ärzten. Hierfür können über telemedizinische Angebote schneller Termine in der ambulanten Versorgung oder direkt für die Onlinekonsultation gebucht werden. Telefonieren war gestern!

Der Mitarbeiter als "Smarter Patient"

Ein Arbeitnehmer kann zu „smarten Mitarbeiter“ werden, indem er nicht nur die mentalen Gesundheitsangebote seines Arbeitgebers nutzt, sondern auch aktiv danach strebt, diese zu fördern und einzufordern. In einer modernen Arbeitswelt, die von ständiger Veränderung und hoher Leistungsanforderungen geprägt ist, wird die Bedeutung der mentalen Gesundheit am Arbeitsplatz zunehmend anerkannt.

Um zu einem smarten Arbeitnehmer zu werden, ist es wichtig, sich bewusst für die eigenen mentalen Bedürfnisse einzusetzen. Dies beginnt mit der aktiven Teilnahme an den von Arbeitgebern angebotenen mentalen Gesundheitsprogrammen. Sei es durch Stressbewältigungskurse, Workshops zur Förderung der Work-Life-Domain (alter Begriff: Work-Life-Balance) oder den Zugang zu psychologischer Beratung – die Inanspruchnahme solcher Angebote trägt dazu bei, die eigene Resilienz zu stärken. Bei dem Unternehmen Airbus bspw. coachen ehem. Drogenabhängige Mitarbeiter, die aktuell ein Drogenproblem haben. So gesehen Peer-to-Peer. Das ist glaubwürdig und ein Erfolgsmodell.

Darüber hinaus sollte ein smartes Verhalten am Arbeitsplatz auch das Eintreten für die mentalen Gesundheitsbelange anderer umfassen. Dies kann die Schaffung einer unterstützenden Teamkultur bedeuten, in der offene Kommunikation über Herausforderungen und der respektvolle Umgang miteinander gefördert werden. Der smarte Arbeitnehmer erkennt an, dass die Förderung der mentalen Gesundheit nicht nur auf individueller Ebene geschieht, sondern auch durch die Schaffung eines positiven Arbeitsumfelds. Ein weiterer Schritt in Richtung Smartness am Arbeitsplatz ist die aktive Einbeziehung von Arbeitgebern in den Dialog über mentale Gesundheit. Dies kann die Teilnahme an Feedbackgesprächen, Mitarbeiterversammlungen oder auch die Initiativen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen umfassen. Indem der Arbeitnehmer „mental health“ nicht nur als persönliche Verantwortung betrachtet, sondern auch als Teil des gemeinsamen Unternehmensziels, trägt er dazu bei, eine Kultur des Wohlbefindens zu etablieren.

So wird ein Arbeitnehmer durch die Verbindung von individuellen Bemühungen um mentale Gesundheit und dem aktiven Einfordern entsprechender Maßnahmen zu einem intelligenten und vorausschauenden Teammitglied. Diese Herangehensweise fördert nicht nur das eigene Wohlbefinden, sondern trägt auch zur Schaffung eines gesunden und produktiven Arbeitsumfelds bei.

Ausblick

Es ist wichtig zu betonen, dass die Reduzierung von Stress am Arbeitsplatz eine gemeinsame Aufgabe von Arbeitgeber und Mitarbeitenden verstanden wird. Allein durch den Begriff „Mental Health“ ist eine geringere Stigmatisierung vorhanden. Der Arbeitgeber unterstützt den Arbeitnehmer, indem er auf Hilfsmöglichkeiten hinweist oder Rahmenverträge mit Mental Health Anbietern abschließt, bei denen der Arbeitnehmer außerhalb der Arbeitswelt Kontakt aufnehmen kann und keine Konsequenzen im Beruf befürchtet. Bevor es die erste Gesetzliche Krankenkasse nach Bismarck gab, gab es schon Arbeitgeber, die damals vor über 300 Jahren Gulden für ihre Arbeitnehmer eingesammelt haben, um diese im Krankheitsfall zu unterstützen. Corporate Health Management ist daher nicht neu, aber es gibt viele neue und innovative Möglichkeiten hier praxisrelevant und schnell zu helfen.

Der Autor des Artikels

Prof. Dr. David Matusiewicz

David Matusiewicz ist Professor für Medizinmanagement an der FOM Hochschule – einer der größten Hochschulen in Europa. Seit 2015 verantwortet er als Dekan den Hochschulbereich Gesundheit & Soziales und leitet als Direktor das Forschungsinstitut für Gesundheit & Soziales (ifgs). Er ist Founder und CEO der DXM Group, die technologie-getriebene Start-ups im Gesundheitswesen berät und in diese investiert. Matusiewicz ist zudem in verschiedenen Beiräten und Aufsichtsräten von Digitalunternehmen, die sich mit der digitalen Transformation des Gesundheitswesens beschäftigen. Er ist als Keynote Speaker, Moderator, Autor, Kolumnist und Herausgeber eine der bekanntesten Stimmen der Digitalen Gesundheit in Deutschland.