Megatrends meets SDG: Treiber für das Erreichen der Nachhaltigkeitsziele
Ein freies und friedliches Leben in Wohlstand auf einem gesunden Planeten für alle Menschen: Um diese Vision einer resilienten Weltgemeinschaft im 21. Jahrhundert kollaborativ zu realisieren, entwickelten die Vereinten Nationen 2015 die 17 Sustainability Development Goals (SDG), die am 1. Januar 2016 in Kraft traten. Für einen Zeitraum von 15 Jahren wurden Zielsetzungen formuliert, die der Erreichung eines globalen, nachhaltigen und umweltverträglichen Wohlstands dienen sollen. Als Kern der Agenda 2030 läuten die SDG eine neue Qualität der globalen Politik ein: Alles Handeln weltweit soll auf ein nachhaltiges, umweltverträgliches und faires Zusammenleben ausgerichtet sein.
Die Evaluierung dieser Bemühungen durch die Vereinten Nationen 2020 erbrachte jedoch eine ernüchternde Zwischenbilanz: Zwar sind viele übertragbare Krankheiten rückläufig, die Sterblichkeit von Müttern und Kindern ging zurück, mehr Kinder konnten eine Schule besuchen, und auch der Zugang zu Energie und Trinkwasser hatte sich verbessert. Insgesamt jedoch hat sich zu wenig verändert, und dieses zu langsam – oder sogar weiter verschlechtert. Insbesondere die Zerstörung unserer Umwelt, das Artensterben und die Ausbeutung von Ressourcen schreiten schneller voran als je zuvor.
Die Weltgemeinschaft steht an einem historischen Entscheidungspunkt – und die Stapelkrisen unserer Zeit spielen dabei eine wichtige Rolle: Indem die Krisen alle Länder und Organisationen zwangen, ihr Handeln abrupt in neue Bahnen zu lenken, ermöglichten sie erstmals eine beinahe vollständige Synchronisation globaler Handlungen.
Gerade Corona hat uns gelehrt, dass globale Krisen nur in enger Kollaboration und mit gegenseitiger Unterstützung zu bewältigen sind – und wenn die Schwächsten einer Gemeinschaft als Erste geschützt werden. Damit steht die Welt vor der einzigartigen Chance, das kommende Jahrzehnt zu einer Episode der internationalen Kollaboration zu machen und die globale Resilienz zu erhöhen. Die SDG formulieren dafür einen ehrgeizigen Plan – und erhalten Rückenwind von den aktuell dominanten Megatrends.
Der Impact der Trenddynamiken
Als langfristige, ubiquitär wirksame Entwicklungen finden Megatrends unabhängig von der Agenda 2030 statt. Doch der Blick auf die komplexen Verbindungen zwischen den 12 durch das Zukunftsinstitut identifizierten Megatrends und den SDG zeigt deutlich, wie diese großen gesamtgesellschaftlichen Wandlungsdynamiken auch die Erreichung der 17 Nachhaltigkeitsziele vorantreiben.
Die Visualisierung macht deutlich, welche Megatrends – und welche Subtrends – besonders relevant für die Zielerreichung der Agenda 2030 sind.
Ein positives Zeichen ist es dabei bereits, wenn unterschiedliche Megatrends oder Subtrends auf ein SDG ausgerichtet sind – ein deutliches Indiz dafür, dass ein Thema in der breiten Gesellschaft angenommen und auf verschiedenen Ebenen bearbeitet wird. So zeigt die Grafik etwa, dass das Ziel der Nachhaltigkeit in Konsum und Produktionsweisen von besonders vielen Subtrends gefördert wird – während eher wenige das Ziel adressieren, mehr Landökosysteme zu schützen.
Ein solches Ungleichgewicht hängt auch damit zusammen, dass sich manche Ziele besser in das aktuelle Gesellschaftssystem integrieren lassen, während andere Ziele eine Anpassung des Gesamtsystems erfordern: Konsum und Produktionsweisen nachhaltig zu gestalten, lässt sich deutlich leichter mit einer wachstumsorientierten Wirtschaftsweise verbinden als das Einrichten großer Naturschutzflächen auf dem Festland und in Gewässern.
Auffällig ist auch, dass manche Subtrends eine wichtige Rolle für die Umsetzung mehrerer Nachhaltigkeitsziele spielen. So fördert etwa die globale Protestkultur die Umsetzung von gut einem Drittel der SDG, während andere Subtrends, zum Beispiel Road Diet, ausschließlich auf ein SDG ausgerichtet sind. Verständlicherweise haben die Subtrends des Megatrends Neo-Ökologie einen besonders starken Impact auf die SDG und sind auch in Summe deutlich überrepräsentiert. Dieser Megatrend hat demnach folglich zentralen Einfluss darauf, ob die Nachhaltigkeitsziele in den kommenden zehn Jahren erreicht werden können.
Die unterschiedlich große Präsenz der verschiedenen Megatrends lässt sich aber auch als Hinweis auf potenzielle Blindspots lesen. So führt etwa der eher geringe Einfluss des Megatrends Silver Societyauf die SDG auch zu der Frage: Ist eine alternde Gesellschaft tatsächlich weniger förderlich für die Umsetzung der SDGs als andere Megatrends – oder sehen wir das eigentliche Potenzial der Silver Society einfach noch nicht und sollten diesen Megatrend viel stärker in den Nachhaltigkeitsfokus rücken?
Fest steht jedoch: Insgesamt fördern sämtliche Megatrends die Erreichung der 17 Nachhaltigkeitsziele. Je interdisziplinärer und internationaler die Menschheit dafür künftig zusammenarbeitet, umso größer sind die Chancen, diese Ziele bis 2030 tatsächlich zu erreichen.