Erfüllung im Ruhestand?

Alte Menschen suchen immer mehr nach einer erfüllenden Tätigkeit in ihrem Ruhestand. Doch Social Businesses, die sich ihnen widmen, sucht man fast vergeblich.

Von Luisa Bischoff (07/2017)

StockSnap.io / Samantha Sophia / CC0

Der zentrale Megatrend, der den demografischen Wandel und seine Folgen beschreibt, ist die Silver Society. Alter wird dabei nicht als Belastung, sondern als Chance verstanden - der Begriff „Alter“ wird in Zukunft grundlegend neu definiert. Auch in Bezug auf die Erwerbstätigkeit wird ein Sinneswandel hin zur Flow Economy gefordert. Arbeit soll nicht vornehmlich erwerbsorientiert, sondern im Hinblick auf Sinn und Spaß ausgewählt werden.

Laut der Generali Altersstudie engagieren sich 45 Prozent der 65- bis 85-Jährigen in elf verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen. 25 Prozent der Befragten könnten sich vorstellen, sich prinzipiell oder noch mehr zu engagieren. Es suchen sich also immer mehr Rentner und Rentnerinnen sinnstiftende Tätigkeiten und üben diese meist in Form eines Ehrenamtes aus - also unentgeltlich. Dieser Sachverhalt wird auch daran deutlich, dass man bei Erfahrung ist Zukunft, einer Initiative der Bundesregierung, fast ausschließlich weitere Initiativen und zahlreiche Vereine findet. Die Social Businesses, die gefühlt in allen anderen gesellschaftlichen Bereichen wie Pilze aus dem Boden schießen, nehmen sich dem Thema nur zögernd an. Doch es gibt Hoffnung, wie diese drei Vorreiter zeigen:

  • Die Museumsausstellung Dialog mit der Zeit beleuchtet vor allem die positiven Seiten des Alter(n)s und macht sie aktiv erlebbar - begleitet durch Guides, die mindestens 70 Jahre alt sind. Diese können durch ihre Tätigkeit ein bisschen zu ihrer Rente hinzuverdienen, andere gleichaltrige Menschen in ihrer Stadt kennenlernen und einer erfüllenden Tätigkeit nachgehen. Durch die Konzeption der Ausstellung wird Erfahrung zum Vermögen, ein Bewusstsein für die Zukunft des Alterns erzeugt und der Dialog zwischen den Generationen initiiert.
  • Bei Kuchentratsch backen alte Menschen, die liebevoll Omas und Opas genannt werden, Kuchen nach alten, bewährten Rezepten, die dann von Privatpersonen, Cafés und Firmen gekauft werden. Durch dieses Geschäftsmodell können die Omas und Opas einer (wenn sie wollen bezahlten) Tätigkeit nachgehen, die Freude bereitet und sie mit anderen Gleichaltrigen zusammenführt. Und die Menschen in München können mal wieder einen Kuchen von Oma genießen, auch wenn die Eigene ganz weit weg wohnt.
  • Generationsbrücke nennt sich ein Sozialunternehmen, das Schulklassen und Kindergartengruppen mit Altenheimen zusammenbringt und über ein ganzes Schuljahr regelmäßige Treffen organisiert. Zu Beginn bekommt jede Person einen Partner, woraufhin zusammen gespielt, gemalt, gesungen, gelacht und voneinander gelernt wird. Das Konzept scheint zu funktionieren: Die Resonanz ist sehr positiv, wurden doch schon zahlreiche Preise eingeheimst und ausschließlich zufriedene Teilnehmer festgestellt.

Die Ansätze dieser drei Social Businesses zeigen, dass auch Senioren Arbeit leisten können, die über das Ehrenamt hinausgeht und sinnstiftende Arbeit in einem unternehmerischen Kontext zulässt. Zusätzlich wird durch sie der Dialog zwischen den Generationen ermöglicht, der vor allem in Zukunft immer wichtiger wird.

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