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Silverpreneure: Vom Beruf zur Berufung

Die gesellschaftliche Alterung ist weltweit sichtbar und wird alle Bereiche unseres Lebens verändern. Die immensen Umbrüche verlangen nach neuen Antworten.

Raus aus dem Beruf, rein in die Rente, endlich die Füße hochlegen? Dieses Klischeebild einer passiven Seniorenexistenz ist für Silverpreneure, zu denen in Deutschland immerhin 5,3 Prozent der Bevölkerung, ganze 3,73 Millionen Männer und Frauen gehören, eine Schreckensvision. Keiner von ihnen ist gewillt, das Berufsleben abrupt zu beenden, denn das ist nicht selten das Zentrum ihrer Identität und Existenz.

Leben und Werte

Sie schätzen die Kontinuität – solange sie dabei ihre eigenen Wege gehen können. Ein Lebensstil, dem die demografische wie die lebensbiologische Entwicklung in den vergangenen Jahren reichlich Auftrieb verschafft hat. Wer heute 70 ist, fühlt sich wie 63, neueste Forschungen zeigen, dass 65-Jährige über höhere körperliche Kraft verfügen als die meisten 18-Jährigen. „Alt“ ist man heute ab 77, wenn man die Deutschen befragt. Das zeigen auch die Zahlen: 2011 gab es doppelt so viele Erwerbstätige im Rentenalter wie 2001 (DIW 2013).

Ihre Mission gehen die Anti-Rentner gezielt an, mit der Professionalität, die ihnen auch im Job immer zu eigen war. Und mit dem Optimismus, der aus der Erfahrung einer erfolgreichen Laufbahn erwächst. So planen Silverpreneure oft lange vor Rentenbeginn ihren zweiten Aufbruch, sei es im vertrauten Berufsumfeld als selbständiger Berater, als Firmengründer oder im Ehrenamt.

Hauptantrieb ist ihr Wunsch, die neue, frei verfügbare Lebenszeit produktiv zu nutzen. Das heißt vor allem: ihr Wissen und ihre Erfahrung konstruktiv einzusetzen, für viele auch mit dem Ziel, etwas an die nächsten Generationen weiterzugeben. „Ich bin sehr glücklich, wenn ich einen sinnvollen Beitrag leiste“, sagt Ben Lipps: Mit 73 Jahren leitet der ehemalige Vorstandsvorsitzende eines Dax- Konzerns nun ein Startup, das den Gesundheitsmarkt revolutionieren will. Der Immernoch-Leistungsträger lebt in Palm Springs, sagt aber von sich: „Ich fange fast immer noch jeden Tag um vier Uhr früh an zu arbeiten“.

Silverpreneure genießen das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun, Bestätigung zu erhalten und so die Lebensqualität zu steigern – die eigene wie auch die anderer Menschen: 71 Prozent legen großen Wert auf soziales Engagement, Umweltschutz ist gar für 94 Prozent ein wichtiges Thema.

Beruflicher Erfolg als Anti-Aging-Strategie

Die Herausforderungen und Anregungen eines fortwährenden beruflichen Engagements machen für Silverpreneure gleich mehrfach Sinn. Zum einen sorgt die Weitergabe wichtigen Wissens für Selbstbestätigung und Wertschätzung. Selbstverwirklichung ist für Silverpreneure nach wie vor ein wichtiges Lebensziel. Zugleich leben sie gesundheitsbewusst und schätzen den Anti-Aging-Eekt einer beruflichen Betätigung, die geistig wach und flexibel hält. Hinzu kommt ein pragmatischer Aspekt: Wer länger arbeitet, entlastet sich finanziell, kann also deutlich unbeschwerter leben und konsumieren. So fügen sich Selbstverwirklichung, mentale Fitness und finanzielle Unabhängigkeit zur Win-win-win-Situation. Der zweite Aufbruch zielt letztlich aber vor allem auf neue Erlebnisse und Erfolge, innere Zufriedenheit und geistige Anregung.

Arbeit und Karriere

Silverpreneure lieben ihre Arbeit und die daraus resultierenden Erträge. Im Berufskontext fühlen sie sich rundum aufgehoben – echte Erfolge, finanzielle Unabhängigkeit, gesunde Leistungsprinzipien. Dabei wissen sie: Nur wer diszipliniert und vernünftig handelt, kann die Freiräume schaffen, die das Leben lebenswert machen. Dass dies ein attraktiver Ansatz ist, zeigt auch eine US-Studie mit dem vielsagenden Titel „80 ist das neue 60“: Jeder zweite befragte wohlhabende Amerikaner will bis 70 oder gar 75 arbeiten (UBS Investor Watch 2013). Vorbilder gibt es genug: vom notorischen Larry Ellison von Oracle (69) über SAP-Gründer Hasso Plattner (70) bis zum Ex-Spiegel-Chefredakteur Stefan Aust (67).

Voraussetzung: Spaß statt Stress

Eine wichtige Rolle für diese pragmatische Arbeitseinstellung spielt auch hier der Aspekt der Kontinuität. Das Ende der offiziellen Erwerbstätigkeitszeit bedeutet für Silverpreneure keinen Bruch mit ihren bisherigen Lebensgewohnheiten. Im Gegenteil: Gerade als Best Ager wollen sie das tun, was sie am besten können. Oftmals engagieren sie sich deshalb in den gleichen Arbeitskontexten wie zuvor, wenngleich tendenziell in reduziertem Umfang. So verbindet sich ein Plus an Zeitsouveränität mit der Freude an der Arbeit auf freiwilliger Basis und einer neuen Leichtigkeit. Wenn eine Aufgabe ihnen keinen Spaß macht, dann übernehmen sie sie auch nicht mehr. Arbeiten ja, aber bitte mit weniger Stress.

Inhaltlich liegen den Silverpreneuren in ihrem zweiten Berufsleben drei Dinge besonders am Herzen: Verantwortung zu tragen, Erfahrungen zu teilen und an sozialen Zusammenhängen teilzuhaben. Silverpreneure wollen weiter mitreden und ihre reichhaltige Welterfahrung einbringen. „Ich wollte gefragt sein und auf dem Laufenden bleiben“, sagt Hans-Peter Rauschert, 70, der nun seinen früheren Arbeitgeber Bosch als Qualitätsmanager unterstützt. „Ich kenne die Abläufe – externe Berater nicht“, sagt er selbstbewusst. Dieser Erfahrungsschatz wird im Wirtschaftssystem zunehmend wahrgenommen. So bietet etwas das Online-Portal „Erfahrung Deutschland“ eine Schnittstelle, um das Expertenwissen ehemaliger Führungskräfte weiter nutzbar zu machen.

Der Erfahrungsvorsprung strahlt auch positiv aus auf die gesamte Persönlichkeit: Silverpreneure sind souverän, kompetent und umsichtig. Ihre Erfahrung, gepaart mit ihrer neuen Zeitsouveränität, ermöglicht eine entspanntere, umfassendere Sicht, sowohl auf berufliche Kontexte als auch auf gesellschaftliche  Themen. Zugleich motiviert diese neue Perspektive dazu, Neues ausprobieren, quer zu denken und begeisterungsfähig zu bleiben. All das macht Silverpreneure lebensklug, unabhängig und gelassen – Kompetenzen, die gerade in Krisenphasen wertvoll sind.

Gelassener sind Silverpreneure auch in finanziellen Belangen, etwa bei der Neugründung eines eigenen Unternehmens. Ältere Gründer haben deutlich weniger Finanzierungsprobleme als junge, weil sie während ihrer beruflichen Laufbahn ein größeres finanzielles Polster anlegen konnten und zugleich konservativer in der Risiko-Abschätzung sind. In den USA startete 2012 bereits rund ein Viertel der 55- bis 64-Jährigen eine eigene Firma – Tendenz steigend.

Konsum und Freizeit

Silverpreneure sind auch entspannt, was ihr Verhältnis zum Konsum betrifft: Sie konsumieren gern, aber gemäßigt – und stets mit Bedacht. Gerade weil sie beruflich noch immer stark involviert sind, ist es ihnen auch wichtig, die klassischen „schönen Seiten des Lebens“ zu genießen, vom guten Hotel bis zum edlen Accessoire. Dabei gilt stets das Leitmotto: Qualität vor Quantität. Silverpreneure sind kritische Verbraucher, die nicht unbedingt aufs Geld schauen müssen, es aber dennoch sehr selektiv investieren.

Gutes Essen und Trinken spielt eine wichtige Rolle im Leben der Silverpreneure, 71 Prozent bezeichnen sich sogar als „Genießer“. Generell achten Silverpreneure verstärkt auf eine gesunde, ausgewogene Ernährung und bevorzugen Produkte aus regionaler Herstellung.

Haben Silverpreneure sich einmal mit einer Marke angefreundet, bleiben sie ihr treu. Und umso schwieriger ist es, sie für neue Marken und Produkte zu begeistern. Beim Thema Pflege und Beauty etwa – ein wichtiger Punkt für Silverpreneure, die viel Wert auf ihr äußeres Erscheinungsbild legen –, sind nur 16 Prozent offen für Produkte mit neuartigen Pflegestoffen. Folglich sind sie auch nur schwer empfänglich für Werbebotschaften, insbesondere für grelle, marktschreierische Kampagnen. Silverpreneure lassen sich nichts vormachen, sie achten vor allem auf Qualität und Zuverlässigkeit.

Zeitwohlstand prägt Konsumverhalten

Spendabel sind die fitten Dauerleister immer dort, wo es um immaterielle Werte geht, um Erfahrungen, die für sie persönlich wertvoll sind. Eine entscheidende Rolle spielen dabei Bildungsangebote. Gute, vielseitige Bildung ist fast allen Silverpreneuren wichtig. Zumal sie aus ihrem „ersten“ Berufsleben wissen, dass es sich auszahlt, auf dem Laufenden zu bleiben. Wer immer versucht hat, sich kontinuierlich weiterzubilden, scheut sich auch nicht, mit 50 noch einmal ein BWL-Studium anzufangen. Schließlich lernt man nie aus. So ist es für Silverpreneure nur logisch, auch im neuen Lebensabschnitt aufgeschlossen für Bildung und Weiterbildung zu sein, sei es, um neue Horizonte zu erschließen oder um einen lange aufgeschobenen Wissensdurst zu stillen.

Die Zeit dafür ist zunehmend vorhanden, je weiter das Alter voranschreitet. Silverpreneure praktizieren eine Art individuelles Gleitzeitmodell, das sukzessive immer mehr Spielräume für Freizeitaktivitäten eröffnet.

Neue Medien für die neuen Alten

Beim Medienkonsum steht für die neuen Unruheständler das Fernsehen an erster Stelle, gefolgt von Tageszeitung und Radio. Natürlich nutzen Silverpreneure auch neue Techniken und Medien, schließlich sind sie im Berufsleben mit gesellschaftlichen und technischen Entwicklungen gewachsen. Allerdings ist nur ein Viertel täglich online, nur rund ein Drittel nutzt regelmäßig Social Media oder Blogs, und nur 14 Prozent sehen Soziale Netzwerke als wichtig für ihren beruflichen Alltag. So pragmatisch und unaufgeregt das Verhältnis der Silverpreneure zum Internet und zu Techniktrends ist, so konsequent ist ihre Haltung beim Thema Sicherheit: Für drei Viertel ist der Schutz ihrer persönlichen Daten im Netz „äußerst wichtig“.

Von großer Bedeutung ist für Silverpreneure der Nachrichtenkonsum. Gut informiert und auf dem Laufenden zu bleiben, auch über regionale Ereignisse, ist ihnen extrem wichtig. Entscheidend sind für Silverpreneure auch hier wieder Qualität und Beständigkeit: 94 Prozent legen großen Wert auf vertrauenswürdige Quellen, 77 Prozent haben feste Nutzungsgewohnheiten.

Trendprognose: Silverpreneure

  • Silverpreneure verbreiten ein neues, positives Bild des Alterns: die „dritte“ Lebensphase als eine Zeit voller neuer Chancen und Bestätigungen. Sie werden künftig Altersrollen neu definieren.
  • Silverpreneure wollen Verantwortung tragen und wertvolle Erfahrungen weitergeben, das macht sie in einer alternden Gesellschaft unverzichtbar, nicht nur, weil die Zahl jüngerer Erwerbstätiger stark sinkt. Silverpreneure bilden einen Knowhow-Pool für die Gesellschaft der Zukunft.
  • Silverpreneure leben die positiven Effekte von ungebremstem Arbeitsengagement und Wissensdurst vor. Anhaltende berufliche Herausforderungen und Kontakte sorgen für kognitive Stimulation und halten mental fit. Auch das befördert ein neues Altersverständnis – und beeinflusst die Ausrichtung künftiger Gesundheitssysteme.
  • Die Dynamik des demografischen Wandels steht erst am Anfang, unsere kulturellen Vorstellungen vom Alter werden sich noch viel stärker verändern. Silverpreneure machen dabei auf individueller Ebene vor, wie gesellschaftliche Transformation gelingen kann: mit einer Haltung, die selbstbewusst, reflektiert und unaufgeregt ist, aber offen bleibt für neue Aufbrüche und Wagnisse.