Megatrend Wissenskultur

Die Welt wird schlauer: Der globale Bildungsstand ist so hoch wie nie und wächst fast überall weiter. Befeuert durch den Megatrend Konnektivität verändern sich unser Wissen über die Welt und die Art und Weise, wie wir mit Informationen umgehen. Bildung wird digitaler. Kooperative und dezentrale Strukturen zur Wissensgenerierung breiten sich aus, und unser Wissen über das Wissen, seine Entstehung und Verbreitung, nimmt zu. Auszüge aus der Megatrend-Dokumentation und dem Zukunftsreport 2023.

Der Megatrend Wissenskultur verändert, was und wie wir wissen. In dezentralen Strukturen werden enorme Mengen an Wissen generiert, es entstehen neue Formen der Innovation, des Lernens und Forschens. Die Vergesellschaftung der Wissenschaft schreitet voran. Dabei verliert Wissen zunehmend seinen elitären Charakter und wird zum Gemeingut. Zugleich gerät der Geltungsanspruch von Wissen, Fakten und Wahrheit unter Beschuss. Das erfordert einen neuen, reflektierten Umgang mit Informationen und den Mitteln seiner Verbreitung. Weitere große Herausforderungen der nächsten Jahre sind die zunehmende Vernetzung der Bildung und komplexere, unvorhersehbare Anforderungen auf dem Arbeitsmarkt. Diese Entwicklungen verlagern den Fokus: hin zum Lifelong Learning, zur Vermittlung von Methoden – und zu den Soft Skills.

4 Zukunftsthesen zum Megatrend Wissenskultur

  • Lifelong Learning wird eine neue Norm.
    Weiterbildung und Adaption sind unabdingbar, um sich immer wieder an neue Situationen und Kompetenzfelder anpassen zu können. Dabei wird das lebenslange Lernen immer häufiger zum Transformative Learning: Der Umgang mit Krisen, Unsicherheit und Komplexität wird zum Zukunfts-Skill.

  • Open Knowledge und Free Creativity bestimmen den Berufsalltag.
    Kreativität ist nicht erzwingbar und braucht Freiraum – sowohl im Unternehmen als auch in der Schulbildung. Ein neues Verständnis von Kreativität, Playfulness und Open Knowledge führt zu anderen, besseren Ergebnissen und Innovationen – und macht mehr Spaß.

  • Eine zentrale Aufgabe der Bildung ist es, den Digital Divide zu überwinden.
    Bildung ist künftig ohne Digitalisierung nicht mehr vorstellbar. Dafür braucht es vor allem Digital Literacy. Sowohl der Zugang zu digitalen Services und Geräten als auch die Fähigkeit, diese zu nutzen, muss für alle gewährleistet und gelehrt werden.

  • Wissenschaft nimmt einen höheren Stellenwert in der Gesellschaft ein.
    Alt-Science und Fake News sind nur ein kleinerer Gegentrend in der großen Bewegung zu einem ermächtigten, verantwortungsvollen Umgang mit Wissen und Informationen. Kritisches Denken und der richtige Umgang mit Komplexität werden immer wichtiger – und die Gesellschaft ist auf einem guten Weg.

Wissenskultur 2023

Vom Bildungsboom zur Könnenskultur

Mit dem Begriff „Wissenskultur“ waren stets hehre Ansprüche verbunden. Es ging um die Veränderungen der Wissensorganisation, um Open Source und Lifelong Learning, um breiten Zugang zum Bildungssystem und um neue digitale Lernformate. Der Bildungssektor expandierte, und „demnächst“ sollte eine Zeit beginnen, in der so gut wie alle Bürgerinnen und Bürger über eine Art von Hochbildung verfügten. Das Internet versprach eine neue Ära der Wissensverfügbarkeit, die die alten Grenzen des Bildungssystems sprengen sollte. Bildung würde sich in alle Richtungen öffnen, überall neue Anschlüsse erzeugen, auf breiter Front „kulturisiert“ werden, als eine Art lebenslanger Lifestyle. Doch auf dem Weg in diese Bildungsutopie hat sich im Kern des Wissensbegriffs etwas grundlegend verändert.

John Naisbitt formulierte vor 30 Jahren: Wir ertrinken in Information, aber hungern nach Wissen. Heute könnte es heißen: Wissen ertrinkt in Myriaden von Informationen, deren Herkunft und Intentionen uns verwirren. Wissen entsteht langsam, durch Erfahrung, Trial and Error und Interaktion. Wissen kann man nicht einfach copypasten (obwohl das sehr üblich geworden ist). Wissen handelt von Zusammenhängen, Erfahrungen, Kompetenzen. Wie Bildung hat es immer etwas mit Begegnung zu tun. Mit Vertrauen.
Aber dieses Vertrauen wird in einer digitalen Wirklichkeit erodiert, in der es nur noch um das rasende Schürfen von Aufmerksamkeit und Erregung geht. Auf diese Weise frisst die Wissenskultur sich selbst auf: Sie wird überschrieben vom Lärm einer Infodemie, in der die Kontexte des Wissens langsam wegschwemmen und alles, was wir zu wissen glauben, nur noch auf Reiz und Reaktion basiert. Klare Anzeichen dafür sind das „Schwurbeln“ sowie das Aufkommen von Fake News und Verschwörungsnarrativen. Die Erregungskultur hat die Wissenskultur überrollt.

Success Story Trendguide: Schulen der Zukunft

Trendguide für Schulen der Zukunft

Die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit beantwortete mit einer Auftragsstudie des Zukunftsinstituts Fragen rund um die Bildung von morgen.

Und dennoch geht der Megatrend Wissenskultur weiter – allerdings mit veränderten Parametern und Kriterien. Die Akademisierung, die jahrelang die Bildungslandschaft prägte, ist an ihrem Zenit angelangt. Das bietet die Chance, Kopf und Bauch, Hirn und Hand wieder zusammenzubringen. Die Zukunft gehört der Könnenskultur. Eines der ältesten Trendworte des Wissensbereichs könnte dadurch wieder zu Ehren kommen: der Talentismus. Er besagt, dass im Bildungssystem und in der Arbeitswelt die individuellen Talente im Zentrum stehen sollten: die qualifizierende Vertiefung der Neigungen des einzelnen Menschen – und nicht berufliche „Ausbildungen“ nach traditionellen Berufsbildern. Den Kern des Berufslebens bildet in Zukunft die subjektive Motivation, die persönliche Leidenschaft. Die neue Macht des Humankapitals, die schon heute in der Arbeitswelt entstanden ist, wird dieser Transformationsidee neuen Schub verleihen.


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