Dr. Martin Knöll, Leiter der Forschungsgruppe „Digitale Stadtspiele“ an der TU Darmstadt, über die Potenziale von Gamification für die Stadt der Zukunft
Interview: Die Stadt der Zukunft verführt
Die heutigen Städte sind erheblich sauberer, sicherer und bieten eine bessere Versorgung als die Städte vor hundert Jahren. Sind diese Faktoren für eine lebenswerte Stadt nicht ausreichend?
Bewohner von Städten stellen heute eine Vielzahl von ganz unterschiedlichen Anforderungen an ihren Lebensraum. Wir möchten gesundes, regionales Essen, eine schadstofffreie, leise Umgebung, in guten Nachbarschaften wohnen, vielfältige Möglichkeiten zur Erholung, ausreichend Grünraum, gleichzeitig aber auch eine anregende urbane ”Eine lebenswerte Stadt kann nur mit Green Design und Active Design funktionieren” Umgebung, intermodale Mobilität und wirtschaftliche Stabilität. Einfach nur sicher und sauber reicht also nicht. Aber eine lebenswerte Stadt kann nur funktionieren, wenn zwei Faktoren, Green Design und Active Design, zusammenspielen. Bei Green Design handelt es sich um die ökologische Gestaltung der Städte. Während Active Design eine Gestaltung forciert, die mehr körperliche Bewegung und auch soziale Interaktion fördert. Im besten Falle ist eine lebenswerte Stadt eine Synergie aus Active und Green Design.
Und wie würde Ihre Stadt der Zukunft aussehen?
Die Stadt der Zukunft verführt. Sie ist eine spielerische Form der Bürgerbeteiligung. Eine Stadt, die ein Feedback bekommt, da sie bewusster genutzt wird. Denn durch Urban Health Games erkennt der User, welchen Einfluss städtische Räume auf das eigene Verhalten haben. Damit kann der Bürger nun auch eine Aussage darüber treffen, wie Stadt überhaupt aussehen soll. Dahinter steckt die Idee, dass das digital unterstützte Spielen noch ein anderes Potenzial mit sich bringt: nämlich das Zusammenkommen der Bewohner im physischen Raum, um sich zu treffen und zu kollaborieren Die Stadt der Zukunft ist eine spielerische Form der Bürgerbeteiligung – und im besten Fall gemeinsam die Stadt zu verändern.
Dr.-Ing. Martin Knöll leitet die Forschungsgruppe „Digitale Stadtspiele“ an der TU Darmstadt. Interdisziplinär am Fachbereich Architektur sowie Elektrotechnik und Informationstechnik angesiedelt, erforscht die Gruppe wissenschaftlich-technische Grundlagen und Potenziale mobiler Serious Games für die Stadtplanung. Knöll hat in London zu ortsbezogenen Medien und Architektur geforscht und an der Universität Stuttgart über „Urban Health Games“ für die Stadtplanung promoviert.