Megatrend Gender Shift

Die tradierten sozialen Rollen, die Männern und Frauen in der Gesellschaft zugeschrieben werden, verlieren an gesellschaftlicher Verbindlichkeit. Das Geschlecht verliert seine schicksalhafte Bedeutung und bestimmt weniger über den Verlauf individueller Biografien. Veränderte Rollenmuster und aufbrechende Geschlechterstereotype sorgen für einen radikalen Wandel in Wirtschaft und Gesellschaft hin zu einer neuen Kultur des Pluralismus. Auszüge aus der Megatrend-Dokumentation und dem Zukunftsreport 2023.

Beim Thema Geschlechterrollen spitzen sich die Meinungen und Haltungen zu: Während die einen Geschlecht als Identität inszenieren, haben die anderen seine unmittelbare soziale Relevanz überwunden. Die Covid-19-Krise verdeutlicht auf globaler Ebene die Ambivalenzen zwischen Geschlecht als Identitätszwang und Gender als individuellem Freiheitsraum. Die polarisierenden Spannungen zwischen einer längst etablierten Gleichbehandlung und orthodoxen Traditionalisten erreichen ihren Höhepunkt.

4 Zukunftsthesen zum Megatrend Gender Shift

  • Geschlechterrollen verlieren ihre soziale Relevanz.
    In vielen Lebensbereichen legen Menschen altbekannte Geschlechterrollen zunehmend ab. Traditionelle Familienstrukturen ändern sich, und damit verschiebt sich auch die soziale Rolle von Männern und Frauen: Wo Mütter schneller und stärker in die Erwerbsarbeit zurückkehren und Väter häufiger in Elternzeit und Teilzeitarbeit gehen, ergeben sich nicht nur für Frauen, sondern auch für Männer neue Perspektiven der Lebensgestaltung.

  • Diversität wird Normalität.
    Feminismus wird Mainstream und ebnet dem Gender Shift weiter den Weg. Das führt zunächst einmal dazu, dass mehr Frauen in Führungspositionen drängen, die Verhaltensmuster „toxischer Männlichkeiten“ weiter in die Kritik genommen werden und an Bedeutung und Macht verlieren. Insgesamt schärft sich dadurch, begleitet von zivilgesellschaftlichen Bewegungen und Protestkulturen, das Bewusstsein für den Wert von Diversität in Wirtschaft und Politik.

  • Gender Awareness wird zum obersten Gebot.
    Gender Blind Spots und Gender Biases werden unter dem Druck der Gesellschaft immer weiter aufgedeckt werden. Auch der Einsatz von Technologien und Big Data wird dazu beitragen, Vorurteile zu revidieren. Je nach Bereich und Branche wird eine erhöhte Gender-Sensibilität dauerhaft oder mindestens zur Gestaltung eines Übergangs hin zu geschlechtergerechten und -übergreifenden Ansätzen notwendig werden.

  • Identitäten definieren sich jenseits von Geschlecht.
    Das Denken und Handeln der jüngeren Generationen verändert die gesellschaftliche Wahrnehmung von Geschlecht. Angebote und Kommunikation sind gezwungen, sich anzupassen, wenn Menschen sich nicht mehr automatisch über ihr Geschlecht identifizieren. Gender-based Marketing funktioniert dann nicht mehr, jede Form von genderspezifischen Produkten und Ansprachen wird zur möglichen Falle.

Gender Shift 2023

Von feministischer Emanzipation zu neuen Geschlechterkonflikten

Um die Jahrtausendwende hieß der Megatrend Gender Shift noch „Megatrend Frauen“. Überall in den westlichen Ländern siegte die Emanzipation, es wurden neue Gesetze erlassen, die die Frauenrechte stärkten, die Erwerbsbeteiligung der Frauen stieg, und weibliche Karrieren wurden möglich. In den Schwellenländern kam es zu überraschenden Fortschritten in der Mädchen- und Frauenbildung. Die alte Männerherrschaft mit ihrem Machismus und Chauvinismus war auf dem absteigenden Ast. Seit den 1970er-Jahren, dem Jahrzehnt der langhaarigen Männer, schien die Feminisierung der Gesellschaft eine gesicherte (Zukunfts-)Bank.

Doch seit Mitte der 2010er-Jahre ist nun eine doppelte Veränderung sichtbar. Zum einen scheint die weibliche Emanzipation zu stagnieren: In vielen Ländern gewinnen patriarchale, ja sogar reaktionäre Vorstellungen wieder an Boden, Autoritarismus und Populismus beginnen eine neue Kampagne gegen die Emanzipation, bis hin zu den Abtreibungsverboten in den USA. Zum anderen scheint der weibliche Aufstieg in der Erwerbswelt in vielen westlichen Ländern erlahmt zu sein oder sich gar umzukehren. Und auch in der Frauenbewegung selbst gibt es Brüche und Streit.

Emanzipierte Frauen plädieren plötzlich für die entschiedene Mutterschaft, und die Frage, wie viele Geschlechter es gibt, wird zu einem hässlich ausgetragenen Kulturkampf.Tatsächlich ist das Gender-Thema durch seine Erweiterung in den LGBT+-Bereich in eine komplizierte Schleife aus Identitätsideologie und moralischer Panik geraten – was den Rollback gegen die Emanzipation in den kommenden Jahren noch verstärken könnte. Der Megatrend Gender Shift geht damit in eine Rekursionsschleife. Und zeigt, wie Megatrends „steckenbleiben“ können, indem sie sich sozusagen im Kreis drehen.

Der Gender Gap in der Mobilität

Gender Gap in der Mobilität: Wie sich Städte und Verkehr verändern müssen

Frauen fühlen sich oft nicht sicher in öffentlichen Verkehrsmitteln – und sind tatsächlich bei Autounfällen gefährdeter als Männer. Eine inklusive Mobilität erfordert es, dass sich Städte und Verkehrsmittel verändern.

Eine Renaissance der Frauenbewegung, der Aufstieg des Autoritarismus und die Wiederkehr männlicher Gewaltverhältnisse tragen ihre Teile zum Übergang in eine entscheidende Phase bei, mit einer massiven Rückkehr der Geschlechterkonflikte in ihrer Machtdimension, weg von kulturellen Detaildiskursen und sprachlichen Deutungsstreits. Ganz fundamental geht es dabei um die Gestaltung von Gesellschaft, um den Aufbau politischer Strukturen und Wertesysteme. Manche Megatrends brauchen einen zweiten Anlauf.


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