Das Providing-Prinzip

Retail revisited: Matthias Horx über „Nutzen statt kaufen“ als wahre Zukunft des Konsums – auch im ökologischen Sinne.

Von Matthias Horx (04/2016)

© Mudjeans / www.mudjeans.eu

Jeans sind ein Gebrauchsgegenstand, mit dem man nach vielen Jahren als Konsument eher zwiespältige Gefühle verbindet. Das Angebot ist gigantisch, und die Modeindustrie wird nicht müde, uns immer neue Röhren-, Vintage-, Stonewashed-, Zerfetzt-Design-Trends anzudrehen. Aber eigentlich wollen wir Jeans nur mal zum Ausgehen, mal für den Garten, fürs daily life eben – das macht ja das eigentlich das Universelle, das “Kultige” an diesem Kleidungsstück aus, das man zu allen Gelegenheiten tragen kann.

Aber wo kauft man Jeans? Beim Designerbrand, wo man auch nur Billigware zum überhöhten Preis angedreht bekommt? Wenn man ein bisschen ökologisch unterwegs ist, weiß man, dass Jeans ein gigantisches Umweltthema darstellen. Die Baumwoll-Produktion ist wasserintensiv, die Farben oft giftig, die Produktionsverhältnisse fürchterlich. Ok, das kann einem egal sein. Muss es aber nicht.

Eine Gruppe niederländischer Mode-Designer hat sich gefragt, wie man diese alltäglichen Kleidungsstücke im Sinne einer besseren Zukunft anders produzieren und nutzen kann. Die Antwort: Bei MUD Jeans kann man Jeans online leasen. Für 7,50 Euro pro Monat bekommt man ein Beinkleid aus zertifizierter Fair-Trade-Bio-Baumwolle, schonend gefärbt, zu fairen Löhnen produziert, hundert Prozent recycelbar. Man kann die Jeans später reparieren lassen oder sie als Gebrauchtjeans mit einer persönlichen Geschichte an einen Zweit-Träger weitergeben. Oder man schickt sie zurück, dann werden sie upcyclet.

Es gibt inzwischen 50 verschiedene Schnitte und Farben, für jeden Geschmack und jede Lebensphase etwas. Ein wunderbares Beispiel für die kommende Circular Economy – eine Ökonomie, in der es keinen Müll mehr gibt. Und viele Gegenstände genutzt statt gekauft werden. Und man trotzdem das Gefühl haben kann, jederzeit ganz vorne mit dabei zu sein. MUD-Jeans gibt es auch im Laden, aber bei Jeans jeder ohnehin jeder seine Größe – und man kann auch “Heimprobieren” machen. Retail, revisited.

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