Immer mehr Anleger trennen sich von Aktien, Anleihen oder Investmentfonds, die unökologisch oder ethisch fragwürdig sind.
Von Sarah Natalie Rieger (09/2015)
Immer mehr Anleger trennen sich von Aktien, Anleihen oder Investmentfonds, die unökologisch oder ethisch fragwürdig sind.
Von Sarah Natalie Rieger (09/2015)
Über Jahrzehnte hinweg waren die globalen Finanzmärkte radikal auf Profitmaximierung gepolt. Ökologisch oder ethisch fragwürdige Methoden, etwa Nahrungsmittelspekulationen oder Investmentprodukte, die mit Kinderarbeit verbunden sind, wurden dabei gern übersehen – oder bewusst in Kauf genommen. Doch das sinkende Vertrauen in die Praktiken klassischer Finanzinvestoren und ein wachsendes Bewusstsein der Anleger lässt eine Reihe alternativer Investitionsmöglichkeiten entstehen.
Fossil Free nennt sich eine weltweite Bewegung, die ein Ende der klimaschädlichen Geschäftspraktiken einläuten will: Die Aktivisten rufen Institutionen, etwa Universitäten oder Staatsbanken, dazu auf, ihre Anlagen aus den 200 börsennotierten Unternehmen zu ziehen, die aktuell im Besitz des Großteils der verzeichneten Kohle-, Öl- und Gasreserven sind. Der milliardenschwere norwegische Staatsfonds sowie zahlreiche namhafte Universitäten sind diesem Ruf bereits gefolgt und werden ihre Gelder künftig an anderer Stelle anlegen. Das Ziel: klimaschädlichen Unternehmen, die mit Öl, Gas und Kohle Geschäfte machen, soll der Geldhahn zugedreht werden.
Alternativbanken wie die Ethikbank, die Umweltbank, Triodos oder die GLS Bank bieten auch Privatpersonen die Möglichkeit, umweltschädliche Geschäftspraktiken bewusst zu vermeiden und nebenbei Projekte für mehr Nachhaltigkeit zu unterstützen.
Die GLS Bank wirbt zum Beispiel damit, ihr Geld nur in Unternehmen anzulegen, die den sozial-ökologischen Positivkriterien entsprechen und keine Ausschlusskriterien verletzen, die von dem eigenen unabhängigen Anlageausschuss festgelegt wurden. Zur Hälfte vergibt die Bank ihr Kapital für Kredite, vor allem in Bildungseinrichtungen, ökologische Landwirtschaft und erneuerbare Energien. Geführte Aktien werden von der Nachhaltigkeits-Rating-Agentur imug geprüft. Alle Investitionen sind auf der Homepage der Bank transparent einsehbar. Die Triodos Bank dagegen wird als Aktiengesellschaft von einer Stiftung getragen, die soziale, ökologische und kulturelle Nachhaltigkeit durch direkte Investitionen fördert. Als Privatperson kann man sich an dieser Stiftung beteiligen.
Bettervest ist die erste Crowdinvesting-Plattform, über die Bürger gemeinschaftlich individuelle Geldbeträge in umweltfreundliche Energieeffizienz-Projekte von Unternehmen, Kommunen, Vereinen und sonstigen Institutionen anlegen können. Im Gegenzug werden sie finanziell an den erzielten Einsparungen beteiligt.
Immer mehr Menschen versuchen umweltbewusst und nachhaltiger zu leben. Diese Werte fließen auch in ihre finanziellen Überlegungen mit ein. Sie investieren ihr Geld vermehrt in verantwortungsbewusste Modelle und Projekte. Ein gutes Gefühl bzw. ein reines Gewissen wird zu einem wichtigen Faktor für die Attraktivität einer Geldanlage. Die Finanzbranche steht vor einem tiefgreifenden Wandel, der auch traditionelle Banken und Finanzdienstleister zwingt, ihre klassischen Bankenmodelle und Anlageformen zu überdenken.