Nachhaltige Unternehmen: Best Practices für ökologische Transforming Brands

Der Megatrend Neo-Ökologie beeinflusst alle Bereiche unseres Alltags und etabliert ein neues Werte-Set. Dieses Nachhaltigkeitsparadigma richtet unternehmerisches Handeln sowie das gesamte Wirtschaftssystem fundamental neu aus. Unternehmen aus verschiedensten Branchen wie Food, Retail, Mobilität und Architektur stellen Nachhaltigkeit ins Zentrum ihres Tuns und treiben den Wandel weiter voran.

Bild: Unsplash/Jean Wimmerlin

Neo-Ökologie ist der wichtigste Megatrend unserer Zeit: Ausgehend von individuellen Nachhaltigkeitsbestrebungen und befeuert durch die ungebrochene Zunahme katastrophaler Umweltveränderungen hat sich die Dringlichkeit einer gesellschaftlichen Transformation auch auf politischen und wirtschaftlichen Tagesordnungen und in der breiten Gesellschaft verankert – der Green Pressure wächst. Dieser umfassende Wandel führt unterschiedliche Akteure auf unterschiedlichen Maßstabsebenen und mit für ihr spezifisches Ökosystem adaptierten Innovationen zusammen. Die folgenden Unternehmen können durch ihre Lösung einer Herausforderung als Vorbild für Andere gelten und geben einen beispielhaften Einblick in die spannende und facettenreiche Welt des Neo-Ökologie-Wandels. Sie sind leuchtende Beispiele für Transforming Brands.

Nachhaltige Ernährung durch innovative Herstellungsverfahren

Immer mehr Menschen wollen auf eine nachhaltige, fleischfreie Ernährung achten – allerdings möglichst ohne jeglichen geschmacklichen Verzicht. Im Food-Bereich wird deshalb mit außergewöhnlicher Kreativität an Fleischersatzprodukten gearbeitet. Nicht zuletzt dank technologischer Innovationen wird das Sortiment immer weiter diversifiziert und hält Einzug in Gastronomie und Supermärkte.

  • Redefine Meat entwickelt hochkomplexe Fleischersatz-Kreationen, die mithilfe additiver Fertigung hergestellt werden, um so zum Beispiel die Textur eines Rindersteaks imitieren zu können. Das Unternehmen wurde im Jahr 2018 gegründet und hat bereits über 150 Mitarbeitende weltweit – die übrigens fast alle Fleisch essen.
  • Die Produkte des Schweizer Unternehmens The Green Mountain kommen den tierischen Originalen ebenfalls sehr nahe. Einen besonderen Stellenwert hat die Regionalität: alle Produkte werden in der Schweiz entwickelt und mit überwiegend regionalen Zutaten ohne Geschmacksverstärker produziert.
  • Greenforce bietet nicht nur Milch- und Fleisch-, sondern auch Fisch- und Ei-Alternativen an. Diese sind nicht nur als Frische-Produkte in Supermärkten, sondern auch im eigenen Onlineshop in Pulverform erhältlich. Auf diese Weise sind die Produkte lange haltbar und müssen nicht kosten- und emissionsintensiv gekühlt werden, außerdem werden Verpackung und Abfall gespart.
Megatrend Neo-Ökologie

Megatrend Neo-Ökologie

Nachhaltigkeit richtet Gesellschaft, Wirtschaft und Unternehmen fundamental neu aus. Der Megatrend Neo-Ökologie beschreibt die neuen Werte in allen Facetten.

  • Besonders für Flexitarier und Flexitarierinnen interessant ist der Ansatz von Rebel Meat. Das österreichische Start-Up produziert „Halb-Fleisch-halb-Gemüse-Grillgut“ aus Bio-Zutaten, um den Fleischkonsum einfach und unkompliziert zu senken.
  • Die Umweltbelastungen der Ernährungsweise können auch durch kultiviertes Fleisch reduziert werden. Steakholder Foods kann mithilfe von 3D-Bioprinting und Zellkulturverfahren sogar ein Ribeye-Steak produzieren. Das israelische Unternehmen ist einer der Pioniere für kultiviertes Fleisch und möchte mit seinen in vielerlei Hinsicht sparsameren Fleischprodukten auch zur Nahrungsmittelsicherheit beitragen.
  • Eine weitere wichtige Strömung sind Insekten als ökologisch günstigster Lieferant von tierischem Protein. Das österreichische Unternehmen mit dem passenden Namen Zirp ist Pionier in diesem Markt und stellt unter anderem insektenbasierte Lebensmittel wie Burgerpatties, Proteinriegel und Kochmischungen her. Die Insekten werden selbstverständlich extra für den menschlichen Verzehr und in Zuchtfarmen in Europa gezüchtet.

Ökologischer und regionaler Anbau

Nicht nur das Endprodukt, sondern auch der Anbau von Lebensmitteln wird zunehmend nachhaltig gestaltet, indem zum Beispiel regenerative Anbaumethoden genutzt werden. Angestoßen durch nicht-reliable internationale Abhängigkeiten legen die Konsumierenden bei der Auswahl von Lebensmitteln immer mehr Wert auf regionalen und biologischen Anbau. Zahlreiche Unternehmen und Initiativen bedienen diesen Markt.

  • Im Grand Garten im österreichischen Absdorf werden über 150 Gemüse- und 50 Obstsorten biologisch-effizient angebaut und in Kisten entweder an verschiedenen Stationen an die Kunden verkauft oder mit dem Lastenrad bis vor die Haustür geliefert.
  • Auf dem Biohof von Johannes Mühl werden unter anderem Sojabohnen und sogar Reis regenerativ angebaut, um den Boden resilienter gegen Trockenheit und Starkregen zu machen.
  • Dass die Wichtigkeit des regenerativen Anbaus mittlerweile die Nische verlässt, illustriert die Brauerei Humboldt Regeneration Brewery & Farm. Sie braut regeneratives Bier und setzt sich auch für Bildung zu dieser Anbaumethode ein.
  • Das Wiener Start-Up Soilful baut für andere Unternehmen auf den Dächern ihrer Büro- und Fabrikgebäude Gemüse nach regenerativen Methoden an. So können auch Non-Food-Unternehmen zu einer ganzheitlichen Transformation des Ernährungssystems beitragen und Mitarbeitende können sich dort erholen bzw. beteiligen.
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Konnektivitätspotenziale für mehr Nachhaltigkeit nutzen

Der Megatrend Neo-Ökologie ist in Verbindung mit dem Megatrend Konnektivität ein großer Treiber für die Sharing Economy, in der viele neue und nachhaltige Geschäftsmodelle entstehen.

  • Soilify & Co. bietet eine Plattform, auf der sich Landwirtinnen untereinander vernetzen und beispielsweise über regenerative Anbaumethoden austauschen und Wissen teilen können.
  • Besonders kleinere Betriebe können trotz Vernetzung noch nicht ausreichend profitabel sein – die Lösung für mehr Regionalität bietet hier zum Beispiel die E-Commerce-Plattform Myproduct, die Verkauf, Lagerung und Versand für kleine Produzenten übernimmt. Die Zentralisierung sorgt nicht nur für einfachere und günstigere Konditionen bei den kleinen Unternehmen, sondern auch für kosten- und emissionssparendere Auslieferung. Außerdem fällt der intransparente Zwischenhandel weg und Verbraucherinnen und Produzenten rücken im Sinne des Direct Trades näher zusammen.
  • Das Berliner Impact-Start-up Sprk Global geht – wie der Name schon vermuten lässt – die weltweite Vernetzung an. Das Problem, dass der Großteil der Lebensmittelverschwendung bereits entlang der Lieferkette geschieht, soll mithilfe einer KI-gesteuerten Plattform, die die unterschiedlichen Akteure intelligent miteinander vernetzt, langfristig eliminiert werden.

Circular Economy kommt ins Rollen

Im Einzelhandel ist die Verpackung der Produkte ein großer Hebel für mehr Nachhaltigkeit und die Etablierung von kreislauffähigen Systemen. Vor allem in der Textilbranche gibt es viele Beispiele von Unternehmen, die verantwortungsvoll mit Ressourcen umgehen und Recycling wie Upcycling fokussieren – vor allem mithilfe innovativer Technologien.

  • Der Zero-Waste-Onlinesupermarkt Gerne Ohne bietet ein Glas-Mehrwegsystem aus Joghurtgläsern und Milchflaschen, die man unkompliziert bei der nächsten Lieferung tauschen oder bei Pfandautomaten des örtlichen Supermarkts abgeben kann.
  • Nicht immer ist es möglich, auf die Verpackung zu verzichten oder sie durch Glas zu ersetzen. Genau für diesen Fall hat die Initiative Loop des Recyclingunternehmens TerraCycle mit mainstreamfähige Alternative zu Einwegverpackungen entwickelt – die robusten, zurückgegebenen Verpackungen werden sortiert, hygienisch gereinigt und dann zum Wiederbefüllen an die Hersteller gesendet. Mittlerweile gibt es Loop schon in 6 Ländern in Partnerschaft mit mehr als 200 Unternehmen, darunter Walmart, Metro, Carrefour und Tesco.
Nachhaltiges Bauen in der Circular Economy

Nachhaltiges Bauen in der Circular Economy

Cradle-to-Cradle-Ansätze am Bau und wie Kreislaufwirtschaft in diesem Sektor etabliert werden könnte.

  • Auch Paketsendungen können nachhaltiger sein, indem zum Beispiel eine Mehrweg-Versandtasche von Repack verwendet wird. Die Vorteile liegen auf der Hand: es fällt kein Müll an, CO2 und Kosten werden eingespart. Und die Rücksendung erfolgt kostenlos und einfach, indem man den Repack in den nächstbesten Briefkasten wirft.
  • Mithilfe des offenen Datenstandards Circularity ID wird eine intelligente Sortierung von Textilien über gemeinnützige Rücknahmekanäle angestrebt. Der kleine QR-Code im Kleidungsstück wurde von circular.fashion und Fairwertung e.V. entwickelt und gibt unter anderem Aufschluss über die Materialzusammensetzung.
  • Das schwedische Unternehmen Renewcell kann mithilfe innovativer Technologien alte Textilien so recyceln, dass daraus vollständig neue, gleich qualitative Kleidungsstücke hergestellt werden können. Der innovative Renewcell-Stoff wird bereits von Lewis verwendet.

Der Kreis schließt sich

Ansätze für Kreislaufwirtschaft finden sich auch in verschiedenen anderen Branchen. In der Mobilitätsbranche befasst man sich mit Circular Economy zum einen in Form von Materialaufbereitung in der Industrie und zum anderen durch die Etablierung von Sharing-Konzepten wie Mobility Hubs. In der Wohn- und Baubranche manifestiert sich die Kreislaufwirtschaft in Form von Radical Materials – das sind neue Werkstoffe aus ehemals ungenutzten Ressourcen, die für mehr Nachhaltigkeit im Design sorgen. So entstehen Fliesen aus Eierschalen, Möbel werden aus Mais, Essstäbchen oder Geisternetzen hergestellt, und es gibt Stühle aus chirurgischen Abfällen oder Sofas aus alten Matratzen. Zahlreiche Initiativen, Projekte und Unternehmen treiben den Megatrend Neo-Ökologie voran. Durch ihre spezifischen Lösungen für die großen abstrakten Herausforderungen einer nachhaltigen Entwicklung öffnen sie Möglichkeitsräume der Zukunftsgestaltung und sind Vorbild für Andere.


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