China hat seinen großen Plan, bis 2049 die Weltmacht in der Wirtschaft zu erreichen, bemerkenswert durchgeplant. Das Land und seine Regierungsstrategen denken nicht in Quartalen, Jahresabschlüssen oder Wahlperioden – sondern in Generationen. Dabei sind Kreisläufe untrennbar mit der chinesischen Historie verknüpft: Taoismus, Yin und Yang, Feng-Shui, der Kreis der Wandlungen – all das sind fest in der chinesischen Gesellschaft, Geschichte und Kultur verankerte Prinzipien. Zumindest in der Theorie. Denn beim Blick auf nachhaltiges Agieren im Kontext aktueller technischer Trends und Entwicklungen scheint das Ziel der Kreisläufe noch weit entfernt, wie das Beispiel E-Mobilität zeigt. Oder sind die Chinesen uns doch viel weiter voraus, als wir denken?
Rohstoff Kobalt: Ein schmutziger Kampf
Die Batterien, die als Grundlage der Elektromobilität benötigt werden, bestehen hauptsächlich aus Lithium und Kobalt. Insbesondere die Kobaltbestände sind sehr begrenzt. Eines der Hauptvorkommen liegt im Kongo, von wo aus mehr als die Hälfte des weltweiten Bedarfs gedeckt wird. Aufgrund der instabilen politischen Situation in der Region und des wachsenden Bedarfs an seltenen Erden ist die Versorgungssicherheit der Industrie von entscheidender strategischer Bedeutung. Chinesische Investoren konnten sich durch gut strukturierte Rohstoffquellenaufkäufe den größten Anteil sichern, zusätzlich zum Bau der Verkehrsinfrastruktur zu Land und zu Wasser. Hier kann man bereits von einem systemischen Ansatz sprechen.
Die Einheimischen akzeptieren die wirtschaftliche Dominanz der Chinesen aufgrund der finanziellen Verbesserung ihrer Lebenssituation – teilweise jedoch zähneknirschend, denn häufig arbeiten Kinder in den Minen unter gefährlichen Bedingungen. Zudem entstehen rund um die Minen erhebliche Umweltschäden an Böden und Gewässern, und es werden extensive Waldrodungen vorgenommen. Unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit erscheint das Handeln der chinesischen Nation, die sich als natürliche Weltmacht sieht, in zweifelhaftem Licht.
Die sozialen und ökologischen Einschnitte führen auch zu deutlicher Kritik an den Hauptabnehmern – speziell in der deutschen Automobilindustrie. Umso mehr sind diese nun aufgefordert, sicherzustellen, dass ihre Zulieferer für nachhaltige (Arbeits-)Bedingungen sorgen. Während Daimler und BMW erklären, dass sie auf eine nachhaltige Lieferkette Wert legen, gibt es von Volkswagen dazu keine Stellungnahme.