Social Changer geben den Anstoß

Engagement wiegt mehr als Profit: Soziale Unternehmer streben nach einer sinnvollen Beschäftigung, mit der ein Mehrwert für die Gesellschaft geschaffen wird.

Von Maike Simmank (08/2017)

Unsplash / Morgan Sessions / CC0

Die treibende Kraft liegt im Ehrgeiz und der Überzeugung, mit einer innovativen Idee Großes zu bewegen und zu einem gesellschaftlichen Umdenken anzuregen: Beim Social Business geht es nicht ausschließlich um monetäre Beweggründe. Stattdessen basiert das Gründungsmotiv einer sozialen Unternehmung auf der Mission, die Welt ein Stück weit besser zu machen.

Was etwas abgedroschen klingen mag, ist ein längst etablierter unternehmerischer Ansatz. Immer mehr Gründer wagen mit einem Social Business den Weg in die Selbstständigkeit, was nicht nur scheinbar grenzenlose Möglichkeiten für eine sinnstiftende Arbeit verspricht, sondern einen Lebensstil verkörpert. Der Wunsch, einer sinnvollen Beschäftigung nachzugehen, begründet den Unternehmensgeist der Social Changer. Nach dem Prinzip „Jobs follow people“ geht es vielen heute im Beruf darum, sich aktiv in gesellschaftliche Prozesse einzubringen, diese mitzugestalten und einen spürbaren Mehrwert zu schaffen.

  • Ein Konzept, das den lokalen Standort stärkt und das Verkehrsaufkommen entlastet, haben die Gründer vom Wiesbadener Kiezkaufhaus mit ihren Bringdienst regionaler Produkte entwickelt. Wissend um die Bequemlichkeit vieler Kunden, die zum schnellen Kauf über das Internet neigen, bietet das junge Unternehmen eine regionale Alternative zu Amazon und Co. an: Im Onlineshop können Produkte wie Lebensmittel, Bücher oder Theaterkarten aus ausgewählten Wiesbadener Fachgeschäften geordert werden, die anschließend vom Fahrradkurier – gegen eine geringe Gebühr – eingesammelt und noch am selben Tag ausgeliefert werden. Zugunsten von Stadt und Umwelt soll somit das Bewusstsein für die Bedeutung lokaler Anbieter und nachhaltiger Vertriebsketten gestärkt werden.
  • Einer ähnlichen Intention folgt die Plattform WeGreen, die aus dem Anspruch heraus entstand, mehr Transparenz über den Nachhaltigkeitswert von Produkten zu schaffen. Ein systematisches Bewertungssystem soll den Konsumenten bestärken, beim Einkauf auf ökologische und nachhaltige Aspekte zu achten. Hierdurch soll ein gesellschaftlicher Mehrwert entstehen, indem das Umweltbewusstsein in der Gesellschaft zunimmt und letztlich der Konsum nachhaltiger Produkte steigt. Einnahmen werden durch Partnerverträge mit Online-Shops erzielt – ein Geschäftsmodell, das ökologische und unternehmerische Interessen vereint.
  • Mit einer innovativen Geschäftsidee haben sich die Gründer von Bureo mittlerweile auf dem Weltmarkt etabliert: In Chile stellen sie Skateboards und Sonnenbrillen aus dem Plastik recycelter Fischernetze her, die andernfalls im Meer landen und zu erheblichen Umweltschäden führen würden. Auf diesem Weg geht das Unternehmen gegen die zunehmende Verschmutzung der Ozeane vor und macht verbrauchtgeglaubte Ressourcen weiterhin nutzbar. Das Interesse an Verkaufserfolg und Umweltschutz geht auch hier Hand in Hand.

Der gemeinsame Nenner: Die Auseinandersetzung mit sozialen und ökologischen Problemen seitens entschlossener Menschen, die Teil der Lösung sein möchten. Das Potenzial dieser sozialen Bewegungen haben inzwischen auch einige deutsche Universitäten erkannt. An der Universität Vechta kann man Social Business studieren, ein Studiengang, der soziales Engagement und unternehmerisches Denken kombiniert. Auch an der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft sind die Schwerpunkte Social Entrepreneurship und Social Innovation im Studienangebot verankert.

Ein neues Bewusstsein für Nachhaltigkeit und Soziales hat längst in allen Gesellschaftsbereichen Einzug gefunden. Mit der festen Integration sozialer Werte in unternehmerische Wirtschaftsstrukturen, leben Social Businesses ein Konzept vor, das gesellschaftlichen Nutzen vor finanziellen Gewinn stellt.

Mehr zum Thema

„Wandel muss partizipativ sein“ [Interview]

„Wandel muss partizipativ sein“

Die Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen lässt eine neue Partizipationskultur entstehen. Crowdfunding wird dabei als Finanzierungsinstrument immer wichtiger und kann zu einem positiven gesellschaftlichen Wandel beitragen.

Die Macht der Relevanz

Die Macht der Relevanz

Schaffen wir mit der Veränderung der Arbeitswelt den Schritt zu mehr Relevanz und sozialem Wirtschaften?

Sustainable Entrepreneurship als Treiber von Transformation

Sustainable Entrepreneurship als Treiber von Transformation

Die Pionierleistungen der Social-Business-Szene und der Sustainable-Entrepreneurship-Bewegung zeigen: Das oberste Ziel eines Unternehmens muss nicht (nur) in der Profitorientierung liegen.