Wie wird „Social“ zur neuen Business-Norm?

Social Businesses liegen im Trend. Doch wie erreichen wir es, dass ein „Business“ per se zu einer Geschäftstätigkeit mit Gemeinwohl stiftendem Charakter wird?

Von Shai Hoffmann (07/2017)

Was haben Unternehmen wie Einhorn und Lemonaid gemein? Sie integrieren soziale Verantwortung in jeden Schritt ihrer Wertschöpfungskette und lösen somit gesellschaftliche Herausforderungen unternehmerisch. So wird zum Beispiel auf faire Arbeitsbedingungen in den Produktionsstätten geachtet und sich sich für menschenwürdige Behandlung der Mitarbeiter engagiert. Mit jedem Erlös ihrer Produkte, gestalten diese Startups den sozialen Wandel aktiv mit.

Damit gehören sie zu den wenigen Unternehmen, die erkannt haben, dass Gewinnmaximierung allein nicht zum Allgemeinwohl beitragen kann – und dass Wertschöpfung also zu Wert(e)schöpfung erweitert werden muss. Und tatsächlich wächst das Bewusstsein für ethisches und nachhaltiges Wirtschaften. So erfahren soziale Akzelerator-Programme wie Ashoka, Social Impact oder Social Venture Fund hohen Zulauf und immer mehr Visitenkarten schmückt der Zusatz „Social Entrepreneur“.

Doch was macht einen Menschen zu einem Social Entrepreneur? Eine Frage, die komplex ist und nicht abschließend für jedes Individuum geklärt werden kann. Klar ist, dass Einflussfaktoren wie Werte, Ziele, Motive, Wünsche, Normen, Attitüden sowie Faktenwissen zur Bildung eines Mindsets eine wichtige Rolle spielen.

Im Laufe meiner Tätigkeit als Social Entrepreneur (Karma Classics) und Aktivist (CrowdLove), bin ich inspirierenden und wertvollen Initiativen und Programmen begegnet, unter anderem dem Haus der kleinen Forscher, Network for Teaching Entrepreneurship (NFTE) und dem Stipendienprogramm O2 Think Big. Diese haben mir gezeigt, dass ein wichtiger Erfolgsfaktor für zukünftiges Sozialunternehmertum in der frühkindlichen Entwicklung bis jungen Erwachsenenbildung liegt.

Zum Beispiel begeistern Lehrkräfte im „Haus der kleinen Forscher“, bei „NFTE“ oder bei „O2 Think Big“ die Unternehmer und Unternehmerinnen von morgen einerseits für das Unternehmertum und konfrontieren sie gleichzeitig mit globalgesellschaftlichen Fragestellungen. So werden die Kinder und jungen Erwachsenen sukzessive zu einer sozialkognitiven Denkweise angeregt.

Um verantwortungsbewusstes Unternehmertum zur Norm zu machen, wäre es sinnvoll, Erzieher, Erzieherinnen und Lehrkräfte bereits in ihrer Ausbildung bzw. im Studium im Bereich Social Business fortzubilden. Damit käme der Politik eine entscheidende Rolle zu. Diese könnte durch Änderungen von Schullehrplänen und Hochschulcurriculums proaktiv zur Bildung und Förderung eines „Social“ Mindsets beitragen. Denn nur mit einem Staat, der in seiner Marktwirtschaft den sozialen Imperativ impliziert und aktiv in seiner Bildungspolitik zur Bildung eines sozialen Mindsets bei Kindern und Jugendlichen beiträgt, wird perspektivisch aus dem „Social“ vor dem „Business“ ein tautologisches Adjektiv.

Über den Autor

Shai Hoffmann ist Social Entrepreneur und Aktivist. Neben den Karma Classics (fair und nachhaltig produzierte Mode), engagiert er sich in der von ihm mitbegründeten Initiative „Get Engaged“ für zivilgesellschaftliches Engagement. Für seinen Blog „CrowdLove“ schreibt er über nachhaltige, soziale und auch emotionale Themen. Bei den #Nachhaltige100 der Triodos Bank wurde er kürzlich unter die Top 5 Nachhaltigkeits-Influencer gewählt.

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