Augmented Reality: Die erweiterte Welt

Willkommen in der Mixed Reality: Das Zusammenspiel von physischer und computergenerierter Realität ermöglicht die Interaktion mit vernetzten Umwelten. 

Von Marina Lordick (09/2016)

Wie wäre es, wenn Sie über Gesten mit virtuellen Objekten interagieren könnten? Wie Tom Cruise, der in "Minority Report" schwarze Handschuhe anzieht, um damit die vor ihm schwebenden holografischen Bilder zu verschieben, oder wie Tony Stark in "Iron Man", der seinen virtuellen Superhelden-Calculus mit schnellen Handbewegungen verändert. Was lange Zeit wie Science Fiction anmutete, wird langsam, aber sicher zu einem Bestandteil unseres Lebens. Die Technologie, die das möglich macht, heißt Augmented Reality (AR): Die erweiterte Realität revolutioniert, wie wir uns mit unserer Umwelt vernetzten und verbinden.

Augmented Reality schafft eine sogenannte Mixed Reality: eine Kombination aus realer und computergenerierter Wirklichkeit. Im Gegensatz zur Virtual Reality wird bei der erweiterten Realität keine neue Welt erschaffen, die parallel zu unserer Wirklichkeit besteht, sondern die physische Welt wird durch Technik erweitert. Augmented Reality schichtet eine interaktive, virtuelle Ebene auf die uns umgebende Welt und stellt Zusatzinformationen zu den bestehenden realen Wahrnehmungen zur Verfügung. Obwohl AR prinzipiell alle Sinne ansprechen kann, versteht man unter dem Begriff meistens eine visuelle Darstellung von Informationen: Texte, Grafiken, Bilder oder Videos werden über das Bild der Wirklichkeit gelegt und in das Sichtfeld des Betrachters eingeblendet.

Ganz so neu und futuristisch ist diese Technik nicht: Live-Übertragungen von Sportereignissen werden schon lange durch computergenerierte Zusatzinformationen ergänzt, etwa in Form von zu erreichenden Bestwerten beim Skispringen oder Laufwegen von Fußballspielern. Auch für das Smartphone gibt es bereits mehrere AR-Apps: Layar beispielsweise zeigt den Nutzern eingebettete digitale Inhalte in einer Vielzahl von Quellen wie Postern oder Werbeanzeigen und verfügt über ein Geo-Layer-Feature zur Entdeckung nahegelegener Restaurants oder Events. Der Benutzer muss nur seine Smartphone-Kamera auf einen Gegenstand oder eine Straße halten, um auf zusätzliche Inhalte, wie Produktrabattcodes, verknüpfte Videos oder Websites weitergeleitet zu werden.

AR lässt sich über mobile Endgeräte oder Datenbrillen nutzen. Obwohl Google Glass bei der breiten Masse floppte, versucht die Industrie, Datenbrillen stetig weiterzuentwickeln und gesellschaftsfähig zu machen. Die MetaPro Glasses des US-Unternehmens Meta sind mit einem Display ausgestattet, das eine natürliche Interaktion mit virtuellen Objekten ermöglichen soll. Über den in die Brillengläser eingebauten transparenten Bildschirm können virtuelle Objekte in die Umgebung eingeblendet werden. Seit Anfang 2016 können Entwickler das Augmented-Reality-Headset Meta 2 vorbestellen, bei dem eine integrierte Kamera die Hände des Nutzers erfasst, um ein besonders intuitives System zur Steuerung und Bedienung von Hologrammen zu bieten.

Die von Microsoft entwickelte Augmented-Reality-Brille HoloLens nutzt die NASA, um Astronauten virtuell auf ihre Missionen vorzubereiten. Der Automobilhersteller Volvo zeigt seinen Kunden mit Hilfe der Brille detaillierte Hologramme konfigurierter Auto-Modelle. Mit der Holoportation haben die Microsoft-Forscher jetzt sogar eine Möglichkeit geschaffen, Videochat-Gesprächspartner als Hologramm in den Raum zu teleportieren. Die Voraussetzung für eine Interaktion mit dem Hologramm ist, dass beide Gesprächspartner während des Videochats die Augmented-Reality-Brille tragen.

Letztlich macht es Augmented Reality möglich, die richtigen Informationen am richtigen Ort zu erhalten – über die Objekte selbst. "Smarte" Gegenstände werden omnipräsent und helfen den Nutzern, mit offeneren Augen durch die Welt zu gehen. Allerdings reagierte die Öffentlichkeit bisher schlecht auf Menschen, die Datenbrillen tragen. Um massenkompatibel zu werden, muss AR also Vorteile bieten, die so groß sind, dass sie die gesellschaftlichen Vorbehalte überwiegen.

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