Nachdem Schulen, Universitäten und Fortbildungszentren wegen Corona geschlossen werden mussten, setzte in Bezug auf Wissensvermittlung ein Umdenken ein. Vor der Krise waren das „digitale Klassenzimmer“ oder der „Flipped Classroom“ eher theoretische Ziele voller realer und fiktiver Hindernisse. Corona wirkte hier als echter Game Changer, der den Lehrbetrieb zwangsdigitalisierte – und den Weg dafür bereitete, dass E-Learning und unterrichtsbegleitende Online-Angebote künftig immer mehr zum normalen Bestandteil der Lehre werden. Die Krise machte Bildungsinstitutionen unmissverständlich klar, dass sie noch lange nicht in der Gegenwart angekommen waren und bereits bestehende Möglichkeiten ungenutzt gelassen hatten. Immer mehr erkennt das Bildungssystem, dass Digitalisierung eine Voraussetzung für gute und stabile Lehre ist – und dass Schulen und Universitäten bei der bestmöglichen Umsetzung Unterstützung brauchen.
Während der Krise mussten sich alle Lehrenden mit digitalen Technologien auseinandersetzen, auch jene, die am liebsten noch mit dem Overhead-Projektor gearbeitet hätten. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten wurden dabei Berührungsängste abgebaut. Weil digitale Bildung sich als echte Hilfe für Lehrende herausstellte, wird sie nun nicht mehr nur als ein weiteres kompliziertes Thema gesehen, mit dem man sich neben Inklusion, Ganztagsangeboten und straffen Lehrplänen beschäftigen muss. Lern-Apps wie Anton, die Lerninhalte kostenlos zur Verfügung stellen und eine unkomplizierte Zuweisung von Aufgaben ermöglichen, oder Messenger-Apps wie SchoolFox, die die Kommunikation zwischen Eltern und Lehrkräften vereinfachen, werden zunehmend in den Lehralltag integriert – denn sie machen auch im Präsenz-Schulalltag vieles leichter. Gleiches gilt für die Akzeptanz von virtuellen Konferenzen wie Zoom oder Google Meets, die im Zuge der Krise Einzug in Schulen und Universitäten hielten.
Der neue Stellenwert von Technologie in der Bildung
Eine flächendeckende Implementierung digitaler Lösungen ist auch zentral, um zu verhindern, dass die Bildungsschere noch weiter auseinander geht. Eltern, die ihre Kinder engagiert unterstützen können, sowie Privatschulen und -universitäten, die über die nötigen Mittel verfügen, werden digitale Möglichkeiten auch nach der Krise ganz selbstverständlich nutzen. Das Bildungssystem muss nun dafür sorgen, dass auch Kinder aus sozial schwachen Familien sowie öffentliche Bildungsinstitutionen mit diesen Entwicklungen Schritt halten können. Ansonsten besteht die Gefahr, dass das Ungleichgewicht in der Bildung sich nach der Krise sogar noch verstärken könnte.
Insgesamt wird es nun darum gehen, nicht nur Online-Materialien bereitzustellen, sondern digital-interaktiven Unterricht zu gestalten. Eltern, die vor der Krise noch kritisch gegenüber Apps für Kinder eingestellt waren, lernten, dass digitale Bildung nicht noch mehr Medienkonsum bedeuten muss, sondern im besten Fall eine bewusstere Mediennutzung fördert. Gleichzeitig machte die Krise aber auch deutlich: Digitale Technologien können guten Unterricht nicht ersetzen, sondern lediglich ergänzen.