Die Narration der blauen Ökologie läutet den Klimawende-Kipppunkt ein

Schwarz, grün, blau – die 3 Hauptnarrationen des Klimawandels stehen für verschiedene Epochen und Mindsets. Zukunftsweisend ist die Narration der blauen Ökologie. Ein Auszug aus der Klima-Regnose von Matthias Horx.

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Warum ist es eigentlich so schwer, gesellschaftlichen Wandel ins Rollen zu bringen? Ein wichtiger Grund sind die stabilisierenden Narrative. Sie bilden einen Grundkonsens, der dafür sorgt, dass neue Ideen und Gedanken zunächst vom Status quo absorbiert werden. Solche Narrative bringen Ruhe ins Gesamtsystem und sorgen grundsätzlich vor allem für Balance. Sie bilden die Schwerkraft, die den metaphorischen Felsbrocken immer wieder zurück ins Tal rollen lässt. Solche stabilisierenden Narrative nennen wir schwarze Narrative.

Einen wichtigen Gegenspieler zu diesen stabilisierenden Erzählungen bildet das grüne Narrativ: Das Versprechen vom ewigen Wachstum, eines der schwarzen Narrative, ist falsch. Wachstum schadet. Wir müssen uns Grenzen setzen und uns in Demut üben. Einen Meilenstein dafür legte 1972 die Studie „Die Grenzen des Wachstums“ des Club of Rome. Die grüne Narration hat sich der Sisyphosarbeit verschrieben, gegen den gesellschaftlichen Konsens anzuarbeiten. Ihre Aufgabe ist es, den Ball ins Rollen zu bringen und die besseren Argumente und den längeren Atmen zu haben als die Erzählerinnen und Erzähler der schwarzen Narration. Schlussendlich kann ihr Widerspruch zwar nicht genügend Lösungen bereithalten – aber sie bringt den Wandel so weit voran, dass die Gesellschaft irgendwann bereit ist für ein zukunftsweisendes Narrativ.

Die blaue Narration läutet den Kipppunkt ein. Sie kann jetzt, nachdem die grüne Narration den Weg bereitet hat, die Richtung weisen und zu einem Schneeballeffekt führen.

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Welche zentralen Kipppunkte und konstruktiven Durchbrüche die Klimawende ins Rollen bringen. Ein Auszug aus der Klima-Regnose von Matthias Horx.

Die schwarze Narration ...

... ist die Narration, in der es vor allem um die Erhaltung des fossilen Frames geht. Die Welt wird aus dem Blickwinkel ökonomischer Notwendigkeiten und industrieller Gesetze gesehen, die als ewig und absolut gesetzt werden. Da Öl, Kohle und Gas effiziente Energieträger sind und „Menschen immer ökonomisch und egoistisch handeln“, muss die Energiewende scheitern. Die Zukunft entsteht durch weltweite Konkurrenzen um Rohstoffe. Einzig Supertechnologien könnten hier etwas ändern. Katastrophen sind sowieso unausweichlich, und am Ende siegen die Stärkeren.

Schwarze Ökologie:

  • Ressourcen und Energie sind ausschließlich ökonomische Güter.
  • Die Natur ist ein Asset, sonst nichts.
  • Der Mensch beherrscht die Natur mit Macht und Technologie.
  • Menschen sind Effizienzpotenziale.
  • Die Erde ist ein Marktumfeld.
  • Wandel entsteht durch Interessen.
  • Krisen sind Geschäftschancen.


Die grüne Narration ...

... basiert auf einer Naturvorstellung, in der das Natürliche und Ursprünglich-Biologische der einzig wahre Maßstab für das menschliche Leben ist. In dieser Vorstellung sind Mensch und Natur nicht miteinander in Einklang zu bringen. Menschliches Handeln schadet der Natur und ist unnatürlich. Die Handlungsoptionen liegen deshalb ausschließlich im Unterlassen. Das Grundmotiv ist folglich passiv. Die Natur wird als ein Raum der absoluten Harmonie gesehen, in den man nicht eingreifen darf. Es gibt für immer fixierte Grenzen, in denen konsumiert, gereist, gelebt werden darf. Durch natürliche Grenzen ist der Rahmen der humanen Existenz starr begrenzt.

Grüne Ökologie:

  • Ressourcen und Energie sind existenziell knapp.
  • Die Natur ist empfindlich.
  • Der Mensch stört die heilige, empfindliche und harmonische Natur (Gaia-These).
  • Es gibt zu viele Menschen.
  • Die Erde ist ein geschlossenes System (Raumschiff).
  • Wandel entsteht durch Schuld.
  • Krisen sind Zeichen des Untergangs.

Die blaue Narration ...

... fußt auf einem dynamisch-systemischen Weltverständnis. Klimawende bedeutet hier vor allem aktives Handeln zugunsten intelligenter Innovationen in den Bereichen Energie, Architektur, Produktion und Lebensweisen. Die Natur ist kein Ort der Knappheit, sondern eine Domäne der Fülle. Rohstoffe können in vielerlei Weise transformiert und regeneriert werden. Energie ist ubiquitär, sie lässt sich überall generieren, speichern und nutzen – auch CO2-frei, wenn man die richtigen adaptiven Technologien nutzt. Technologie spielt in der postfossilen Wende eine wichtige Rolle, aber nur, wenn sie sich mit sozialen und systemischen Innovationen verbinden lässt. Es geht um die Lebensform der „intelligenten Verschwendung“.

Blaue Ökologie/Ökomodernismus:

  • Ressourcen und Energie sind prinzipiell unendlich.
  • Die Natur ist ein resllientes, dynamisches System.
  • Der Mensch ist Teil der Natur, auch mit seinen Technologien.
  • Menschen sind wunderbar!
  • Die Erde ist ein offenes System (adaptive Selbstorganisation).
  • Wandel entsteht durch Möglichkeiten.
  • Krisen sind Selbstkorrekturen von Systemen.
Die treibenden Kräfte hinter der blauen Transition

Die treibenden Kräfte hinter der blauen Transition

Eine gelingende Klimawende braucht ein tiefes Verständnis für unterschiedliche Werte und Motive der Menschen – und für erkennbare Muster der Gemeinsamkeiten.


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