Sehr häufig arbeiten Unternehmen mit Zukunftsfragen, die sehr allgemein formuliert sind. Sie lauten in etwa so: »Wird es in Zukunft noch Banken geben?«, oder »Wie viele Berufe werden durch die Digitalisierung verschwinden?« Für öffentliche Diskurse mögen diese Fragen interessant sein. Für Ihr Unternehmen ist diese Art der Verallgemeinerung jedoch wenig hilfreich. Besser ist es, wenn Sie am Anfang eine Frage formulieren, die aus der Sicht Ihres Unternehmens gestellt ist.
Achten Sie darauf, dass Sie eine Frage stellen, die wirklich aus Ihrer Sicht formuliert ist
Das ist weniger leicht, als es klingt. Wir neigen dazu, vom Speziellen ins Allgemeine auszuweichen, weil es einfacher ist, vorformulierte Sätze zu verwenden, statt die eigene Situation zu beschreiben. Es ist ein wenig mühsamer, wenn wir tiefer bohren müssen. Wir weichen so der Frage nach unserer Zukunft aus. Daniel Kahneman schreibt dazu in Schnelles Denken, langsames Denken: »Wenn wir mit einer schwierigen Frage konfrontiert sind, beantworten wir stattdessen oftmals eine leichtere, ohne dass wir die Ersetzung bemerken.« Achten Sie also bitte darauf, dass Sie eine Frage stellen, die wirklich aus Ihrer Sicht formuliert ist.
Um Ihnen zu helfen, die eigene Zukunftsfrage zu erkennen, möchte ich Ihnen den Use Case “Die Tankstellenkette” vorstellen. Er soll Ihnen behilflich sein, sich im Future Room bestmöglich zurechtzufinden. Dafür arbeiten wir mit exemplarischen Ausschnitten und stellvertretenden Dialogen. Die darin vorkommenden Personen und Unternehmen sind natürlich fiktiv, es gibt nicht einmal eine Ähnlichkeit mit realen Personen. Die Aussagen und Erfahrungen entsprechen jedoch Einblicken in echte Unternehmen.
Use Case: Die Tankstellenkette
Allgemeine Zukunftsfrage: Gibt es in Zukunft noch Tankstellen?
Die Füße auf dem Tisch, die Hände vor dem Gesicht verschränkt und tief in seinem Bürostuhl versunken, blickt Anton Meier aus dem Fenster seines Büros. Er beobachtet das Treiben draußen auf der Straße: die Fußgänger, die Radfahrer, die Autos. »Autos«, sagt er leise vor sich hin, »wie wird es wohl damit weitergehen?« Herr Meier ist verantwortlicher Geschäftsführer eines mittelständischen Unternehmens mit knapp 300 Mitarbeitern. Das Kerngeschäft: Tankstellen. Plötzlich klopft es an die Tür, und einer seiner führenden Mitarbeiter betritt den Raum. »Anton, was ist passiert? Du siehst so nachdenklich aus. Hab ich etwas verpasst?« »Nein, Markus, noch nicht. Aber schau mal da hinaus. Unser gesamtes Geschäftsmodell baut darauf auf, dass Menschen mit Autos fahren, die mit Diesel oder Benzin betrieben werden. Aber was, wenn das nicht mehr so ist?« Markus Kunz, verantwortlich für das Controlling im Unternehmen, atmet durch. »Und ich dachte schon, es ist etwas Schlimmes passiert. Komm, lass das viele Grübeln. Es läuft doch super.« »Hm … – okay, du hast ja recht.« Die beiden gehen rasch zum Tagesgeschäft über.