Während Bio-Tomaten und Fair-Trade-Kaffee für viele alltäglich geworden sind, überraschen immer mehr Branchen mit ungewöhnlichen grünen Produkten und Dienstleistungen.
Von Sarah Natalie Rieger (09/2015)
Während Bio-Tomaten und Fair-Trade-Kaffee für viele alltäglich geworden sind, überraschen immer mehr Branchen mit ungewöhnlichen grünen Produkten und Dienstleistungen.
Von Sarah Natalie Rieger (09/2015)
Fair und umweltfreundlich produzierte Waren sind für viele Menschen heutzutage mehr oder weniger selbstverständlich. Wer verantwortungsvoll leben will, achtet auf fairen Kakao, regionale Nahrungsmittel und fährt öfter mal Fahrrad anstatt Auto. Immer mehr Menschen jedoch wollen einen Schritt weitergehen und hinterfragen die Nachhaltigkeit alltäglicher Dinge und Geräte, die bisher nicht im Fokus der Debatte standen. Und immer mehr Branchen stellen sich darauf ein.
Mit Ecodesign, also ökologisch und ökonomischer Produktgestaltung, überraschen mittlerweile auch Sparten, an die man beim Thema Nachhaltigkeit möglicherweise zuletzt denkt. So wirbt das 2015 gegründete Startup Einhorn mit nachhaltig und fair hergestellten Kondomen, genauso wie der Onlineshop fairsquared. Auch der erste umweltfreundliche Schwangerschaftstest von Liadiagnostics hat inzwischen seinen Weg in die Supermarktregale gefunden.
Eine umweltfreundliche Alternative für die weitverbreitete Frischhaltefolie bietet Bees Wrap von naturlieferant.de: Das aus Bio-Baumwolle Musselin, Bienenwachs, Jojobaöl und Baumharz hergestellte Wachstuch passt sich an die unterschiedlichsten Formen an, ist immer wieder verwendbar und komplett frei von Plastik.
Wer auf einen rundum ökologischen Wohnstil Wert legt, kann ein nahezu komplett recyclebare Haus nutzen: Beim Bau des futuristisch designten Objekts wird recyceltes Schichtholz verwendet, das zu 98 Prozent wiederverwendet werden kann. Oder man isoliert sein Haus mit Pilzen statt Kunststoffen: Das kleine Unternehmen Ecovative aus New York hat dieses ungewöhnliche Dämmaterial entwickelt und verwendet dafür Reste aus der Landwirtschaft, etwa Maisblätter, gibt eine Pilzkultur dazu, lässt die Zucht eine Woche gedeihen und trocknet sie anschließend. Das feuerfeste, chemiefreie und recycelbare Material ersetzt vor allem den Kunststoff Styropor.
Auch die IT-Branche wird grüner. So rühmt sich die Deutsche Börse mit ‘green IT’, einem energieeffizienten IT-Management, und wer im Internet ökologisch surfen möchte, der findet mittlerweile eine breite Palette an nachhaltigen Suchmaschinen. Selbst E-Mails werden auf nachhaltige Kriterien überprüft. Bei der Untersuchung des ökologischen Fußabdrucks erzielte der Anbieter mail.de die Bestnote.
Auf den Green-Lifestyle-Zug springen aber auch immer mehr Dienstleistungsbranchen auf. Mihatsch&Co in Berlin ist eine Event-Agentur, die nachhaltig ausgerichtet ist und ihre Kunden angeregt, die Veranstaltungen unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit stattfinden zu lassen. Green Weddings sind ebenfalls auf dem Erfolgskurs, immer mehr Wedding Planner bieten umweltschonende Hochzeiten an. Auf Luxus und Schnickschnack muss dennoch kein Brautpaar verzichten. So können etwa die Einladungen auf Recyclingpapier gedruckt werden, statt Reis zu werfen lässt man weiße Tauben fliegen, und für die Eheringe wird alter Schmuck beim Juwelier eingeschmolzen und neu geformt. Und der Brautstrauß besteht natürlich aus regionalen Blumen. Und wer für seinen Hochzeitstag noch einen Friseur braucht: den gibt es mit Maik Baber in Berlin oder dem Friseursalon Haares-Zeiten - Haar-Lounge in Münster, ebenfalls in umweltfreundlich. Dort werden Haare ausschließlich mit Pflanzenfarben wie Salbei, Kamille oder Walnussschale gefärbt.
Der verstärkte Einzug dieser Produkte und Dienstleistungen auf den Markt zeigt eine eindeutige Tendenz hin zu einem Lifestyle, der mit dem eigenen Gewissen vereinbar ist. Auf individuelle Wünsche, Luxus und Genuss muss dabei keinesfalls (mehr) verzichtet werden, denn immer mehr Produkte und Services sind auch auf ökologische, nachhaltige Weise möglich. Gerade Branchen, in denen noch keine grünen Alternativen entstanden sind, können hier punkten, indem sie als First Mover in zukunftsträchtige Öko-Alternativen investieren.