Der Hochzeitsmarkt boomt, und der Aufwand für Hochzeiten wird immer größer: Der Trend geht zur individuellen Eventhochzeit - diverse Medienformate setzen die Maßstäbe hoch
My Big Fat Wedding: Hochzeit als Event
Wie wäre es mit einer richtigen Märchenhochzeit oder vielleicht einer traditionellen Zeremonie im rustikalen Ambiente? Ob auf dem Meer oder in der Luft, die Möglichkeiten, sich das Jawort zu geben, scheinen unerschöpflich und so individuell wie das Brautpaar selbst. In den Medien herrscht Hoch-Zeit für Hochzeiten: Reality-TV-Formate wie „Vier Hochzeiten und eine Traumreise“, „Say yes to the Dress“ oder „Don’t tell the Bride“ geben Einblick in ganz unterschiedliche Hochzeitsformen. Die Eventisierung des Liebesschwurs fördert den Wettbewerbscharakter.
Medialer Konkurrenzkampf
Nachdem sich Sänger und besonders talentierte Menschen in Castingshow-Formaten wie „Popstars“ oder „Das Supertalent“ bereits beweisen konnten, sind jetzt die „Super-Bräute“ an der Reihe. Sie begeistern die Publikumsmassen, Für die Planung des perfekten Tages geben sie im zwischen 8.000 und 12.000 Euro aus indem sie – heiraten. Der persönlich schönste Tag im Leben wird zum Konkurrenzkampf. Tradition, Bräuche, Familie, Persönlichkeit und der ganz eigene Traum vom emotionalen Ritual einer Eheschließung werden dabei in den Wettbewerb geworfen und zur Beurteilung freigegeben. Je mehr Tränen dabei fließen oder je mehr das Brautpaar sich blamiert, umso besser. Der Zuschauer von heute will zusehen, will vergleichen, will verlachen und vielleicht für sich selber lernen, es besser zu machen, gemäß dem Motto: Das kann ich auch!
Der Sender VOX erreicht mit dem Format „Vier Hochzeiten und eine Traumreise“ Traumquoten und einen Marktanteil von rund 10 Prozent. In vier Folgen tritt wöchentlich jeweils eine heiratswütige Braut an, um ihre perfekte Hochzeit zu zelebrieren. Die drei anderen Konkurrenzbräute bilden jeweils die Jury, bewerten Location, Essen, Trauung und Stimmung mit Punkten zwischen 1 und 10. Der Siegerin winkt eine Traumreise, inklusive Taschengeld. Nicht selten verbergen sich hinter den nett in die Kamera lächelnden Gesichtern der Bräute Neid und Missgunst.
Das englische Vorbild „Four Weddings“ (deutsch: “Die perfekte Hochzeit”, SIXX) ging 2009 on air und hat neben dem deutschen Ableger „Vier Hochzeiten und eine Traumreise“ u.a. auch eine australische sowie eine US-Version nach sich gezogen. Andere Reality-Show-Formate, die sich mit dem Hochzeitsthema beschäftigen, setzen auf Individualität und die Nähe zum Brautpaar. In „Say yes to the Dress“ (USA/TLC, in deutscher Übersetzung bei SIXX) werden kurvige Frauen bei der Suche nach dem perfekten Hochzeitskleid begleitet. Die Sendung, die im August 2013 in die zehnte Staffel ging, trifft den Nerv der Zeit, folgt dem Motto „Big is beautiful – Strong is the new skinny“.
In „Don’t tell the Bride“ (UK/Channel Ten, deutsch: Trau dich – Den REST erledige ich!/SIXX) liegt das mediale Augenmerk auf dem Bräutigam. Dieser bekommt ein Budget gestellt und hat vier Wochen Zeit, seiner Braut in spe ihre Märchenhochzeit zu planen. Das Format startete 2007 und ist mittlerweile in der siebten Staffel.
Der gute Geist im Hintergrund
Welches Kleid passt zu mir, welche Frisur passt zum Kleid, und wie war das nochmal mit der Sitzordnung? Brautpaare haben eine Menge Arbeit vor sich. Durch verschiedene Fernsehformate, Magazine und Online-Plattformen liegt dabei die Messlatte entsprechend hoch. Immer aufwendiger werdende Eventhochzeiten verlangen nach einer professionellen Organisation und schaffen damit Raum für eine neue Berufsgruppe: den Hochzeitsplaner.
In den USA werden bereits 70 bis 90 Prozent aller Hochzeiten professionell begleitet, und auch in Deutschland entdecken immer mehr Paare die Vorteile eines Wedding-Planners. Dabei ist der Faktor Geld nicht wesentlich: „Viele deutsche Paare stehen am Tag der Hochzeit seit vielen Jahren im Beruf“, sagt Hochzeitsplanerin Marion Keller. Der deutsche Mann ist bei der Heirat durchschnittlich 33,3 Jahre alt, die Frau 30,5. Für den perfekten Tag geben sie im zwischen 8.000 und 12.000 Euro aus (Quelle: Statistisches Bundesamt Juli 2012). Vielen Paaren geht es in erster Linie um eine stressfreie Organisationsphase sowie einen reibungslosen Ablauf des Hochzeitstages. Ein Hochzeitsplaner steht dem Brautpaar da mit Rat und Tat zur Seite und fungiert als Vermittler zu den unterschiedlichen Branchen.
Der Beruf ist dabei in Deutschland nicht geschützt, Hochzeitsplaner sind oftmals Quereinsteiger. Eine offizielle Ausbildung gibt es nicht. Mit einer Weiterbildung erhält man inzwischen immerhin ein IHK-Zertifikat. Die Ludwigshafener Hochzeitsplanerin Marion Keller bietet solche Weiterbildungen an. Das entsprechende Seminar findet an acht Wochenenden statt und beinhaltet neben Trauungsritualen auch Vertragswesen sowie Existenzgründung. Als Hochzeitsplaner muss man ein gewisses Organisationstalent und vor allem Einfühlungsvermögen mitbringen. Ferner sind Ausbildungen im gastronomischen Bereich oder ein BWLStudium mit Schwerpunkt Eventmanagement vorteilhaft.
Hochzeitsplaner mit Gütesiegel
Am 10. November 2007 gründeten sieben professionelle Hochzeitsplaner aus ganz Deutschland in Frankfurt am Main den Bund deutscher Hochzeitsplaner. Heute zählt die Online-Plattform zwölf professionelle Wedding-Planner, die zwischen Deutschland, Italien und Mallorca Know-how, Kontakte, persönliches Engagement, Erfahrung und Ideenreichtum anbieten. Mitglieder müssen mindestens fünf Jahre erfolgreiche Arbeit aufweisen. Darüber hinaus müssen sie sich vor einem Gremium in einem Interview bewähren und regelmäßige Weiterbildung nachweisen. Dafür erhält der Hochzeitsplaner das „Gütesiegel“ und Brautpaare die Versicherung, mit einem Profi zu arbeiten. Frank „Froonck“ Matthée entdeckte 2002 den Beruf des Hochzeitsplaners für sich und gründete die Agentur „Wedding Agency“, mit der er seit mittlerweile über zwölf Jahren extravagante Hochzeiten mit Glamour verspricht. 2005 organisierte er die spektakuläre Fernsehhochzeit von Popstar Sarah Connor und wurde damit in Deutschland zur Wedding-Planner-Ikone. Nach einer TV-Sendung, in der er „normalen“ Paaren den Traum einer Märchenhochzeit erfüllte, ist Frank Matthée aktuell bei „Vier Hochzeiten und eine Traumreise“ als Kommentator tätig. „Frooncks“ neuester Coup ist, nach über 400 organisierten Hochzeiten, sich selber zur Marke zu machen: Unter dem Namen Monsieur Froonck bringt er jetzt ausgesuchte Hochzeitsaccessoires auf den Markt. Aber natürlich ist all das keine Garantie für eine stabile Beziehung: Matthées Kundin Sarah Connor ist inzwischen wieder geschieden.
Das Besondere wird Standard
Kern einer jeden Hochzeit ist die persönliche Verbindung. Viele Paare suchen entsprechend dem Megatrend Individualisierung bei der Planung nach einem besonderen Thema, das ihnen persönlich wichtig ist. Das kann außergewöhnlich sein – und zuweilen skurril: Ob Zwanzigerjahre, Blumenhochzeit oder Black‘n’White, bei einer Themenhochzeit sind der eigenen Kreativität keine Grenzen gesetzt. In den USA und Großbritannien ist das Besondere längst Standard, und auch in Deutschland wollen immer mehr Paare für diesen Tag nach dem besonderen Etwas suchen. Der organisatorische und finanzielle Mehraufwand wird dabei gerne in Kauf genommen.
Internetseiten wie Themenhochzeiten oder 1001hochzeiten bieten hilfreiche Tipps für die Konzeption und Organisation einer solchen Mottohochzeit. Es gibt Ideen für Mottos, passende Hochzeitsdekoration und spezielle Händler. Zahlreiche Fotos zu verschiedenen Themen beflügeln die Phantasie noch zusätzlich. Gleichzeitig sorgen Online-Plattformen wie Pinterest und Co .für einen immensen Leistungsdruck. „Do it yourself“ ist Trend, doch gleichzeitig sollte es möglichst perfekt und vor allem professionell aussehen.
DIY Professionell
Wer keine Lust auf einen Hochzeitsplaner hat, der plant und organisiert selber. Um dabei möglichst stressfrei zu bleiben, bietet die Leipziger Volkshochschule erstmals einen Hochzeitskurs mit dem bezeichnenden Titel „Heiraten ohne Stress“ an. Interessierte Paare erhalten hier einen Überblick über alles, was bei der Hochzeitsvorbereitung zu beachten ist. Sie bekommen Informationen über Traditionen und Bräuche sowie Tipps zum Ablauf, zu Dienstleistern und Veranstaltungsorten. Als Referentinnen beantworten dabei Karla Geyer und Maria Sharichin von der Hochzeits-Agentur „immertreu“ sämtliche Fragen und erstellen mit den Teilnehmenden einen Ablaufplan.
Wer wiederum keine Lust hat, die Schulbank zu drücken, der kann seine Hochzeit auch mithilfe der sozialen Medien planen. Auf der Webseite wir-sagen-ja.com findet sich eine Facebook-App, die dem Brautpaar die Organisation seiner Hochzeit erleichtern soll. Mit dem Widget bekommen die Eheleuten in spe eine To-do-Liste, ein Gästebuch sowie eine Wunschliste, welche über Facebook administriert werden kann. Paare können damit Informationen rund um ihren Tag direkt allen Freunden mitteilen und diese so up to date halten.
Das Hochzeitsportal „Weddix“ bietet alles für die Hochzeit und macht sie unverwechselbar.
Die im Frühjahr 2000 gegründete Plattform hat mittlerweile 30 Mitarbeiter und Experten aus den Branchen Marketing, IT/Internet und Event. Diese recherchieren laufend neue Beiträge und Trends rund um die eine ganz besondere Hochzeit. Durch einen sehr guten Kundenservice und das vielfältige Angebot im Hochzeitsshop hat sich „Weddix“ als führendes Hochzeitsportal im deutschsprachigen Raum fest etabliert.
Liebevoll und mit individuellen Ideen: Unter zahlreichen Hochzeitsblogs findet sich „Fräulein K sagt ja“: Die Bloggerin Katja Hall hat über die Fotografie ihre Liebe zu Hochzeiten entdeckt. Im Blog sammelt sie alles, was Heiraten noch schöner macht – für Bräute in spe, Trauzeugen und alle, die einfach Spaß an diesem Thema haben.