2025 wird inklusives Design verbindlich: Wie gelingt seine Umsetzung – und wie trägt es dazu bei, Unternehmen zukunftsfähig zu machen? Ein Gastbeitrag von Birgit Maier, Expertin für Digital Product Design und Experience Architecture bei der Strategieagentur und Designberatung diffferent.
Inklusives Design: 3 Prinzipien für eine bessere Zukunft

Claus Kleber spricht im heute-journal mit „Gender Gap“, die Deutsche-Post-Vorständin Melanie Kreis setzt sich für Diversität im Unternehmen ein, Justizministerin Christine Lambrecht hat ihren Gesetzesentwurf für Insolvenzrecht im generischen Femininum verfasst: Themen rund um Inklusion und Diversität liegen im Trend – und werden auch online immer stärker sichtbar. Zugleich aber ist das Internet noch immer kein inklusiver Ort, der allen Menschen den Zugang zu (digitalen) Services und Produkten ermöglicht und aktiv dazu einlädt, sie zu nutzen. Unternehmen, die sich aktiv gegen Diskriminierung einsetzen und Gleichberechtigung bereits im Design ihrer Produkte, Dienstleistungen und Interfaces mitdenken, haben daher die Chance, große Potenziale zu erschließen.
KI als ungewollter Exkludierer
Inklusives Design bedeutet in der Praxis zum Beispiel, dass digitale Angebote sowohl per Touch als auch per Spracheingabe steuerbar sind oder dass Menschen bei der Registrierung auf einer Website nicht gezwungen werden, sich in die binäre Auswahl „männlich/weiblich“ einzusortieren. Der zunehmende Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) erzeugt jedoch immer wieder Effekte, die Vorurteile reproduzieren und bestimmte Gruppen von Menschen systematisch ausschließen.
Zu den prominenten Beispielen zählt etwa eine Gesichtserkennungssoftware, die dunkelhäutige Menschen ausblendete, da die Kamerasensoren Lichtreflektionen nur in Bezug auf weiße Hautfarbe erkennen konnten. Das Problem lag im Entwicklungsteam selbst: Es war mehrheitlich weiß. Ein anderer Algorithmus, der die Auswahl von Bewerberinnen und Bewerbern unterstützen sollte, präferierte männliche Bewerber.
Grund waren die zugrunde liegenden Daten, aus denen die KI bestimmte Muster übernahm. So reproduziert und verstärkt KI ungewollt vorhandene Machtstrukturen. Dass in der Regel nicht die Technik an sich das Problem ist, sondern die diskriminierenden Datensätze, mit denen sie arbeitet, gilt auch für Microsofts rassistischen Chatbot oder Amazons sexistische Rekrutierungs-KI.
Wie inklusives Design gelingen kann
Spätestens wenn Mitte 2025 der European Accessibility Act (EAA) in Kraft tritt, werden die Grundsätze der Diversität und Inklusion in Deutschland rechtlich bindend – und inklusive Konzepte endgültig zum Standard. Um sich darauf vorzubereiten, sollten Unternehmen 3 zentrale Prinzipien berücksichtigen:
- Inklusives Design ganzheitlich mitdenken.
Um sicherzustellen, dass Produkte und Services für alle Menschen nutzbar sind, muss Inklusion im gesamten Entwicklungsprozess mitgedacht werden – der Aspekt der Inklusion kann nicht im Nachhinein ergänzt werden. - Konkrete Erfahrungen und Bedürfnisse einbeziehen.
Je früher und häufiger die diversen Erfahrungen und Bedürfnisse von Nutzerinnen und Nutzern erkannt und in der Produktentwicklung berücksichtigt werden, desto inklusiver kann ein Produkt oder Service gestaltet werden. - Flexible Nutzung ermöglichen.
Menschen mit Behinderung nutzen meist assistive Technologien, um teilhaben und interagieren zu können. Ein digitales Angebot sollte deshalb über mehrere Wege bedienbar sein und etwa auf einen Sprachbefehl genauso reagieren können wie auf eine Eingabe oder Navigation via Tastatur, Maus oder Touchpad.
Mit wachsendem Bedarf an inklusiv designten Produkten erhöht sich auch der Druck auf Unternehmen und Organisationen, Inklusion progressiv mitzudenken. Jetzt ist die Zeit für Pioniere, sich auf diesem Zukunftsfeld zu positionieren – schließlich ist inklusives Design eine wichtige Facette der großen Wandlungsdynamiken, die die Megatrends vorgeben. Insbesondere der Megatrend Gender Shift hat aber in den vergangenen Jahren stark Fahrt aufgenommen – und wird auch die Relevanz des inklusiven Designs weiter erhöhen.