Warum interne Ressourcen für Transformationsprozesse immer wichtiger werden: Ein Beitrag von Lukas Golyszny, Gründer und Geschäftsführer von Service Innovation Labs.
Intrapreneurship: Potenziale nutzen, Zukunft gestalten
Unternehmen stehen heute unter enormem Innovations- und Transformationsdruck – und setzen für Veränderungsprozess meist auf externe Partner. Dabei gibt es in der eigenen Organisation oft unternehmerisch denkende, hoch motivierte Mitarbeitende, die mit ihren Ideen den Weg in die Zukunft mitgestalten können – die sogenannten Intrapreneure. Gelingt es der Führungsebene, unternehmerisch denkende Mitarbeitende darin zu bestärken, sich für neue Ideen zu öffnen und Strukturen grundlegend zu ändern, können neue Produkte und Services aus dem eigenen Unternehmen heraus entwickelt werden – ein wichtiger Schritt, um die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens zu sichern.
Vom Querulanten zum Intrapreneur
Es gibt sie oder ihn in fast allen Unternehmen: Die Kollegen, die lang bewährte Vertriebsprozesse in Frage stellen oder das Vorgehen für die Entwicklung eines neuen Projektes verändern wollen. Sie gelten als unbequem, herausfordernd und fernab der Norm. Doch steckt hinter diesem vermeintlichen Querulantentum oft ein ungeahntes Potenzial an unternehmerischem Denken.
Mit Blick auf unsere heutige volatile, unvorhersehbare, komplexe und mehrdeutige Welt, sollte das Infragestellen von Bestehendem eigentlich auf großen Zuspruch treffen. Die Realität zeigt jedoch, dass das Management oft noch nicht bereit dazu ist, sich mit den so ganz anders anmutenden Ideen der eigenen Mitarbeitenden auseinanderzusetzen. Das Mantra des effizienzgetriebenen Agierens und ein bequemes Verharren im Status quo überwiegen. Um aber im dynamischen globalen Wettbewerb künftig zu bestehen, müssen Arbeitsweisen durch einen grundlegenden Wandel der Organisation aus sich selbst heraus verändert werden.
Intrapreneure können hier die notwendigen Impulse zur Weiterentwicklung geben und der Motor für kontinuierliche Innovationen sein. Sei es, indem sie selbstständig Start-up-Kooperationen initiieren, Abkürzungen für langwierige und komplexe Prozesse finden – oder indem sie für Projekte, die ihnen als besonders wertschaffend erscheinen, fehlende Budgets auftreiben.
Intrapreneure identifizieren
Wie denken und handeln Intrapreneure? Ihre Persönlichkeitsstruktur ähnelt eher der von Unternehmenden als der von Angestellten. Aktuell haben sie sich gegen eine eigene Unternehmensgründung entschieden, da sie sich ihrem Arbeitgeber oder der Marke emotional verbunden fühlen, Kollegen und Kunden schätzen oder sich in einem festen Anstellungsverhältnis sicher fühlen.
Durch ihr ausgeprägtes Markt- und Kundenverständnis sind Intrapreneure in der Lage, künftige Entwicklungsstufen vorauszusehen. Sie können die notwendigen Strukturen und Prozesse aufbauen, um die Arbeits- und Wirkweise ihres Unternehmens zu verändern – und Kollegen auf diesem Weg begeistern. Ihr Antrieb ist der Wille, das Richtige für die Zukunft ihres Unternehmens zu tun.
Intrapreneure, die über eine ausgeprägte Kommunikations- und Sozialkompetenz verfügen, arbeiten häufig an der Schnittstelle zu Kunden, etwa im Vertrieb oder Marketing. Sie nehmen grundsätzlich wahr, wie sich die Welt und ihre Zielgruppe verändert und können daraus neue Bedürfnisse identifizieren. Intrapreneure mit hohem fachlichem Hintergrund leben dagegen schon früh die Trends von morgen und entwickeln aus ihrer Kompetenz heraus neue technologische Möglichkeiten und innovative Geschäftsideen.
Mit Intrapreneurship die Zukunft gestalten
Um Intrapreneure gezielt zu fördern und zu ermutigen, müssen Barrieren abgebaut und neue Perspektiven ermöglicht werden. So kann etwa Raum für neue Ideen entstehen, indem lästige Reporting-Pflichten, das Pflegen von Administrationstool oder sonstige Management-Vorgaben aufgeweicht werden. Auch sind Intrapreneure keine Alleinkämpfer, sondern brauchen für das Erreichen ihrer Visionen ein Team, das alle erforderlichen Fähigkeiten abdeckt. Das erfordert Sozialkompetenz, um jederzeit aus dem Netzwerk die richtigen Leute in das Projekt einzubinden, und die Fähigkeit, politische Weichen im Unternehmen zu stellen.
Die Innovationskraft von Intrapreneuren im Unternehmen zu stärken, ist mit enormen Veränderungen verbunden. Schaffen es Unternehmen aber, diesen Neuerungen offen und methodisch zu begegnen, werden Intrapreneure von Querulanten zu Transformationstreibern, die neue Prozesse anstoßen, eine von innen heraus kulturprägende Transformation in Gang setzen und so das Unternehmen zukunftsfähig machen.
Über den Autor
Lukas Golyszny ist einer der Gründer und Geschäftsführer von Service Innovation Labs. Die Berliner Innovationsberatung entwickelt neuartige Services mit innovativen Geschäftsmodellen und unterstützt Unternehmen bei der Transformation ihrer Organisation.