Achtsamer Konsum und neue Solidarität
Wie wird sich unser Konsumverhalten durch die Corona-Krise verändern? Angesichts der disruptiven Wirkungen, die das Corona-Virus auf Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur ausübte, erscheint es unwahrscheinlich, dass die Zeit nach der Krise von einer Jetzt-erst-recht-Mentalität geprägt sein wird. Vielmehr hat die Krisenerfahrung ein tief liegendes Bedürfnis nach einem bewussteren, sozialeren Genuss freigesetzt – nicht auf Kosten anderer, sondern gemeinsam mit anderen. Dieser neue Fokus ist Ausdruck einer Rückbesinnung auf das, was wirklich zählt und was einem wirklich wichtig ist.
Das bedeutet nicht, dass sich
Die Krisenerfahrung hat ein Bedürfnis nach einem bewussteren, sozialeren Genuss freigesetzt.
der Post-Corona-Konsum in einem radikalen Minimalismus äußern wird – wohl aber in der Erkenntnis, dass ein genussvolles, erfülltes Leben nicht abhängt von der Anzahl der Konsumartikel, die man besitzt oder nutzt. Das Konsumieren um des Konsumierens willen wird daher künftig in den Hintergrund treten. Die Corona-Krise befreite den Konsum ein Stück weit von seiner kompensatorischen Komponente: Die Funktion des Kaufakts als eine Art Frusthandlung, die man primär praktiziert, um sich weniger einsam zu fühlen oder sich selbst zu belohnen, wird zunehmend zum Auslaufmodell.
Kooperativ durch die Krise
Das liegt auch daran, dass sich in der Zeit der Krise eine neue Stufe der Solidarität herausbildete, eine neue, selbstbewusste Wir-Kultur. Menschen halfen sich gegenseitig, gingen für Risikogruppen einkaufen, fertigten an den heimischen Nähmaschinen Mundschutzmasken und Unternehmen produzierten statt alkoholischer Getränke oder Parfüms zeitweise Desinfektionsmittel. Die Corona-Krise führt unmissverständlich vor Augen, dass der Mensch nicht allein als Einzelkämpfer gegen das Virus und seine Folgen ankommt, sondern nur als Teil einer Gruppe, als Teil der Gesellschaft. In Zukunft wird die Konsumkultur immer weniger auf Waren fokussiert sein – und immer mehr auf Resonanzbeziehungen.