Innere Beziehungsbilder sichtbar machen
An dieser Schnittstelle setzt das Verfahren des Relations Mapping an. Ausgerichtet an der Typologie der Lebensstile, macht es die Beziehungen und Relationen zu den Kunden sichtbar und schafft so eine Landkarte der Kundenbeziehung – und zwar buchstäblich, im Sinne einer visuellen Darstellung. Das Grundkonzept stammt aus der systemischen Aufstellung, einer Methode, die eigens dazu entwickelt wurde, um intuitives Wissen zu beobachten. Dabei wird eine räumliche Veranschaulichung von Beziehungen genutzt, um innere Beziehungsbilder zugänglich zu machen und die inneren Muster eines sozialen Systems besser zu verstehen. Im Kontext der Organisationsentwicklung ist diese Methode schon weit verbreitet – im Umgang mit Kunden eher wenig, weil in den meisten Fällen die Basis dafür fehlt. Diese Lücke schließen die Lebensstile und das darauf bezogene Relations Mapping.
Die zentralen Fragen dabei lauten:
- Wer sind unsere heutigen Kunden? Wie lassen sich Kunden besser kennenlernen und beschreiben, wie können Angebote zielgerichteter adressiert werden – und wie wird die eigene Nähe zu jenen Lebensstil-Gruppen erkennbar, die man noch gar nicht “auf dem Schirm hat”?
- Wer sind unsere zukünftigen, potenziellen Kunden? Wie lassen sich neue Kunden und Kundengruppen entdecken und erreichen, und wie kann die Wirkung der Marke auf Gruppen in der Gesellschaft getestet werden?
- Wie entfalten unsere Ideen und Konzepte ihr volles Potenzial? Wie wird erkennbar, für wen neue Produktideen spannend sind, und wie können Werbebotschaften plausibel hinterfragt sowie Produkte von vornherein für Gruppen “richtig” entwickelt werden?
Das Mapping selbst funktioniert dabei in Form eines Spiels: mit Spielkarten (für Lebensstile sowie für das Unternehmen und seine Produkte), auf einem Spielfeld. Am Anfang steht die Frage, für welches System das Relations Mapping durchgeführt werden soll. Das kann ein spezifischer Service sein, ein Produkt, eine ganze Produktlinie, eine neue Produktidee, ein neues Design, eine neue Kampagne – oder ein ganzes Unternehmen. Anschließend wird das Team definiert: Wer ist wichtig, wer bringt welches – implizite oder explizite – Wissen mit? Und dann wird “gespielt”, sehr intuitiv und schnell. Schon 15 Minuten können ausreichen, um spannende Einblicke zu erhalten. Je größer die Gruppe und je komplexer das gewählte System, desto mehr Zeit sollte eingeplant werden. Um das Mapping anschließend gut und solide zu interpretieren, braucht es vielleicht sogar einen halben Tag. Von 15 Minuten bis zu vier Stunden ist alles möglich.
Komplexität spielerisch meistern
Als systemische Methode funktioniert das Relations Mapping auch deshalb so gut, weil es spielerisch ansetzt. Schließlich ist auch das hochkomplexe System des menschlichen Gehirns gewissermaßen aufs Spielen programmiert, es ist eher ein “Spielzeug” als eine Rechenmaschine. Und gerade in vernetzten Zeiten werden spielerische Kompetenzen immer wichtiger für Individuen wie für Unternehmen, um sich flexibel und beweglich aufzustellen in volatilen und unvorhersehbaren Umwelten. Das Spiel erleichtert den Umgang mit komplexen Informationen – und fördert zudem Motivation und Inspiration.
Daher öffnet das Relations Mapping nicht nur den Weg für einen fundierten und frischen Blick auf die eigenen Kunden und Kundenpotenziale: Es stärkt zugleich die organisationsinternen Resonanzkräfte, indem es auf spielerische Weise das intuitive, implizite Wissen des gesamten Teams sichtbar macht und einen gemeinsamen Richtungssinn erzeugt. Sowohl das Mapping selbst als auch die anschließende Interpretation führen zu einer Neukombination jenes Wissens, das ansonsten in den einzelnen Köpfen verschlossen bleibt – nun aber der gesamten Organisation zugute kommt und die Unternehmenskultur bereichern kann.
In Zeiten, die von fortschreitender Vernetzung und damit auch stetig steigender Komplexität geprägt sind, bietet die Methode des Relations Mapping also einen zukunftsweisenden Zugang zu den emotionalen Welten von Menschen. Maßgeblich sind dabei drei zentrale Einsichten:
- Menschen sind nicht mehr simpel kategorisierbar, sondern vielmehr geprägt von flexiblen und teils auch widersprüchlichen Wünschen und Werten.
- Es gilt deshalb, “quer” zu den herkömmlichen Einordnungsmechaniken anzusetzen: ganzheitlich und systemisch, mit Fokus auf die übergreifenden Trendströmungen und Resonanzgefüge.
- Ein dezidiert spielerischer Zugang kann dabei Wunder wirken, weil er nicht nur die Erschließung impliziter Wissenspotenziale erleichtert, sondern darüber hinaus auch auf die Organisationskultur einzahlt.
In diesem Sinne bietet das Relations Mapping eine komplexe Antwort auf die Komplexität unserer Zeit – und veranschaulicht zugleich, wie einfach und leicht der Umgang mit Komplexität sein kann, wenn die richtigen Parameter gesetzt sind. Oder: wie einfach auch ein anspruchsvolles Spiel sein kann, wenn die Spielregeln klug definiert sind.