Die Lebensentwürfe der Generation Y führen zu neuen Werten und Ansprüchen – und etablieren neue Statussymbole in der Arbeitswelt von morgen.
Von Jacqueline Becker (02/2016)
Die Lebensentwürfe der Generation Y führen zu neuen Werten und Ansprüchen – und etablieren neue Statussymbole in der Arbeitswelt von morgen.
Von Jacqueline Becker (02/2016)
Dustin Moskovitz, geboren 1984, gründete zusammen mit Mark Zuckerberg Facebook. Laut "Forbes" ist er der jüngste Milliardär der Welt. Er wohnt in einer kleinen Wohnung in San Francisco, fährt mit dem Fahrrad zur Arbeit und bucht Economy-Tickets. Monatlich legt er Geld zu Seite für seine eigene Stiftung. "Gegenstände können dir kein Glück garantieren", sagt Moskovitz.
Die Generation Y, zu der auch Moskovitz gehört, ist in materieller Sicherheit aufgewachsen. Besitz, vor allem der von klassischen Statussymbolen, hat für sie eine andere Wertigkeit. Denn sie erleben auch die negativen Folgen der Wohlstandsgesellschaft, die ihre Eltern erarbeitet haben: wenig Zeit für Selbstverwirklichung, zerbrochene Ehen, Burnout. Die Generation Y will sich nicht mehr aufopfern, um irgendwann in ferner Zukunft den Traum vom eigenen Haus oder dem Luxusklasse-Wagen erfüllen zu können. Ihr Lebensentwurf soll anders aussehen, und Selbstverwirklichung kann nicht auf später verschoben werden. Das erfordert eine neue Art und Weise des Arbeitens – und krempelt das traditionelle Statusdenken in der Arbeitswelt um.
Die Generation Y beansprucht mehr als Geld und Macht nach dem Prinzip “schneller, höher, weiter”. In ihrer Arbeitswelt gewinnen deshalb immaterielle Dinge und emotionale, persönliche Werte an Bedeutung, während extrinsische Motivationsmechanismen – ein fetter Firmenwagen, ein eigenes Büro, der Senatorstatus – nicht mehr funktionieren. Durch die Erwartungen der Generation Y verändert sich, was in der neuen Arbeitswelt als Statussymbol gilt – und was nicht (mehr).
Junge, selbstbewusste Arbeitnehmer wollen teilhaben an Wissen und Ressourcen, und sie wollen die Früchte ihrer Arbeit genießen. Diese Wünsche äußern sich in neuen Statussymbolen: Selbstverwirklichung, verantwortungsvolles Handeln und Kompetenz lauten die obersten Ziele einer ganzen Generation. Ehrenamtliches Engagement, beruflicher Freiraum, genügend Freizeit, körperliche Fitness, mehrere Sprachen zu sprechen oder ein Team erfolgreich zu führen – das sind die Statusanker der Generation Y.
Sie dienen als neue Mittel der Abgrenzung in einer materiell gesättigten Welt, in der sich ein Wandel vollzieht: von der Geldelite, die nur noch für 35 Prozent der Deutschen attraktiv ist, hin zu einer Wissens- und Bewusstseinselite. Die neuen Statussymbole stehen damit auch für eine neue Konsumideologie, die sich in Phänomenen wie dem Carsharing-Trend oder dem Bike-Boom manifestiert – ein diametraler Gegensatz zum althergebrachten Statussymbol des eigenen Firmenwagens.
Auch der Faktor Zeit avanciert zum Statussymbol in der neuen Arbeitswelt. Ständige Überstunden als Zeichen von Fleiß und Ehrgeiz haben ausgedient. Für viele jüngere Mitarbeiter ist dagegen Zeit zur Selbstverwirklichung, etwa in Sabbaticals, besonders erstrebenswert. Auch die flexible Zeiteinteilung durch Arbeiten im Home Office, im Café oder in Coworking Spaces ist ein wichtiger Anker, denn sie steht auch für freies und vielseitiges Arbeiten.
Stark an Wirkkraft verloren hat hingegen die formelle Bildung sowie hierarchische Titel und Positionsbeschreibungen, insbesondere in jungen Unternehmen. Viel wichtiger ist eine zur Unternehmenskultur passende Persönlichkeit, das Brennen für die “Mission” und die Einbindung in “wir-kulturelle” Teamgefüge. In einer Umfrage der Non-Profit Organisation Ashoka und der Unternehmensberatung McKinsey gaben 39 Prozent der Befragten an, nicht in einem Job arbeiten zu wollen, der nicht sinnstiftend ist. Und der Kelly Global Workforce Index fand heraus, dass die Hälfte der 18- bis 29-Jährigen eine schlechtere berufliche Stellung akzeptieren würden, wenn ihr Job dafür einem größeren gesellschaftlichen Ziel dient.
Die Lebensentwürfe der Generation Y führen dazu, dass die klassischen Statussymbole von neuen, immateriellen Werten abgelöst werden. Künftig geht es in der Arbeitswelt immer mehr um Sinn, Zeit und wertvolle Erfahrungen. Erwartet und gefordert wird mehr Sein als Schein(e).