Auf „FuckUp Nights“ wird ein innovativer Umgang mit Misserfolgen vorgelebt: Die Zeit ist reif für neue, fehlerfreundliche Unternehmenskulturen.
Von Simon Henkel (09/2015)
Auf „FuckUp Nights“ wird ein innovativer Umgang mit Misserfolgen vorgelebt: Die Zeit ist reif für neue, fehlerfreundliche Unternehmenskulturen.
Von Simon Henkel (09/2015)
Als Unternehmer gescheitert und darüber ganz offen und ehrlich vor einem großen Publikum sprechen? Für die meisten undenkbar. Doch genau das ist das Konzept der FuckUp Nights, die seit einigen Monaten auch in deutschen Städten immer populärer werden. Das Event-Format zeigt, dass Scheitern in der Kreativökonomie neu definiert wird: nicht als etwas Anstößiges, sondern als notwendige Erfahrung auf dem Weg zum Erfolg.
Die Sprecher, die bei einer FuckUp Night auf der Bühne stehen, vereint vor allem eines: der wirtschaftliche Niedergang ihres Unternehmens oder Projektes. Das Event ist für sie auch eine Art Katharsis. Es bietet die Möglichkeit, Erfahrungen zu teilen und Mut zu machen. Für das Publikum sind diese Erfahrungen Gold wert, denn kaum etwas so lehrreich wie Fehler - und wer fremde Fehler kennt und vermeidet, kann umso besser aus den eigenen lernen.
Zugleich wird damit ein Tabuthema der Unternehmenskultur aufgegriffen: Eigene Fehler werden in der Regel freiwillig nicht angesprochen, um das Image zu wahren. Dabei wäre gerade eine fehlerfreundliche Kultur hilfreich für die Arbeitsatmosphäre - und für die Innovationsfähigkeit. Das hat auch das Berliner Startup Dark Horse erkannt und einen ganz eigenen Weg gefunden, mit diesem Thema umzugehen: Ein intern vergebener „Fail Award“ kürt regelmäßig die größte Fehlentscheidung eines Mitarbeiters.
FuckUp Nights und Fail Awards sind Signale für einen Bewusstseinswandel, der auch die traditionell auf Perfektionismus getrimmten Organisationsstrukturen größerer Konzerne erreichen wird. Je volatiler und vernetzter die ökonomischen Verhältnisse sind, umso wichtiger wird es für Unternehmen, eine konstruktive, offene Fehlerkultur zu entwickeln. Scheitern ist keine Schande, sondern eine Chance: Auch dies ist eine entscheidende Lektion, die größere Unternehmen von Startups lernen können und müssen.