Auch wenn man oft den entmutigenden Eindruck gewinnen könnte, dass die Zukunft schon geschrieben ist – das ist sie nicht. Künstliche Intelligenz (KI), autonome Fahrzeuge und ein verändertes Weltklima werden Teil unserer Zukunft sein, keine Frage. Aber: Was wann genau kommt und wie wir als Gesellschaft damit umgehen, ist noch sehr undeutlich. Daher braucht es Mut, sich der Zukunft in all ihrer Offenheit zu stellen. Mut ermöglicht es, sich über die Konventionen des zeitgeistigen Denkens hinwegzusetzen und ein neues Denken anzunehmen und einzuüben. Mit Mut können wir zu Zukunftsgestaltern werden!
Es gibt zunächst zwei Arten von Zukunft: die abwesende und die anwesende Zukunft. Die abwesende
„Dabei ist Mut nichts Heroisches, Großartiges. Mut ist etwas sehr Persönliches.“
ist jene Form der Zukunft, die in den meisten Fällen gemeint ist, wenn es um Zukunft geht. Wir sprechen ja auch von einer Zukunft, die „auf uns zukommt“. Wir spekulieren darüber, was diese Zukunft bedeuten wird und wie wir schon heute darauf reagieren können. Dann nehmen wir einen beliebigen Zeitraum an, etwa das Jahr 2030, und imaginieren. Diese abwesende Zukunft ist und bleibt abstrakt und distanziert. Wir schreiben fort, was wir gerade erleben. Und wir klären, was wir über diese Zukunft schon wissen können. Doch ein großer Teil dieser abwesenden Zukunft ist unbekannt. Das erzeugt Unsicherheit.
Es gibt aber auch Gewissheiten über die abwesende Zukunft: So wird es weiterhin Tag und Nacht geben, wir werden mit Entscheidungen aus der Vergangenheit leben müssen, und wir können uns vieler systemischer Bedingungen nicht entledigen, von der Erwärmung des Weltklimas bis zum aktuellen technologischen Fortschritt. Dieser „bekannte“ Teil der abwesenden Zukunft ist es, dem sich ein Großteil der Zukunftsforschung widmet.
Was lässt sich nun demgegenüber unter der anwesenden Zukunft verstehen? Auch sie verfügt über bekannte und unbekannte Variablen. Auf der bekannten Seite befindet sich zum Beispiel das Wissen über unser Potenzial, das wir jederzeit einsetzen können. Oder unsere Fähigkeiten: Wir wissen, dass wir die andere Seite der Straße erreichen können, wenn wir uns aufrichten, den Verkehr beachten und losgehen. Auch die bewusst wahrgenommenen Emotionen zur Zukunft gehören dazu: Hoffnung (auf etwas hin) oder Angst (vor etwas) sind die stärksten. Hoffnung treibt uns in der Gegenwart an, Angst hält uns in Schach und verengt. Auch unsere Denkmodelle, unsere Leitbilder und Mind Frames zur Zukunft zählen zur bekannten Seite der anwesenden Zukunft: Wie treffen wir Entscheidungen, worin sind wir sicher?