Rechtskonservative Populisten und Proll-Professionals stellen sich mit ihrem öffentlich vermittelten Weltbild – ob bewusst oder unbewusst – gegen die Werte des Megatrends Gender Shift.
Von Lena Papasabbas
Rechtskonservative Populisten und Proll-Professionals stellen sich mit ihrem öffentlich vermittelten Weltbild – ob bewusst oder unbewusst – gegen die Werte des Megatrends Gender Shift.
Von Lena Papasabbas
Natürlich verzeichnet der Megatrend Gender Shift auch Gegenbewegungen. Dutzende Menschen wurden zum Beispiel im September 2017 in Ägypten festgenommen, weil ihnen Sympathien für die LGBTQ-Bewegung vorgeworfen wurden. Die Behörden nutzten dabei unter anderem Informationen aus Dating-Apps. Obwohl die Ehe für alle 2017 auch in Deutschland akzeptiert wurde, gibt es noch vehemente Gegner. Antifeminismus und Gender-Kritik erfahren gegenwärtig vor allem durch die Zunahme rechtsnationaler Weltanschauungen und deren stark polarisierende Feindbild-Politik einen wachsenden Zuspruch.
Die Angriffe auf feministische Errungenschaften sind provokativer und organisierter geworden. Sie kommen nicht nur aus religiös-fundamentalistischen Kreisen, sondern vor allem aus nationalkonservativen Parteien wie der AfD, aus neurechten Strömungen wie Pegida oder der „Identitären Bewegung“. Die Aktivisten dieser Bewegungen stellen die klassische Geschlechterordnung und heterosexuelle Orientierung als die natürliche und wertvollste Lebensform dar und bekämpfen feministische und andere emanzipatorische Anliegen. Allerdings verfechten sie dabei nicht mehr – wie noch in den 1960er-Jahren – die Vorherrschaft der Männer. Stattdessen argumentieren sie mit einer Opfer-Rhetorik: Der Kampf für Gleichberechtigung und Offenheit würde Männer unterdrücken und familiären und gesellschaftlichen Zusammenhalt gefährden.
Auch auf der Alltags- und Konsumebene findet sich eine Gegenströmung zum Gender Shift. Mit ProllProfessionals beispielsweise bezeichnen wir den Lebensstil von Menschen, die ehrliche Freude an primitiven Vergnügungen, materiellem Luxus und gestylter Körperlichkeit haben, die nicht nur in Reality-Shows öffentlichkeitswirksam zur Schau gestellt wird. Sie inszenieren ihren Lifestyle mit Bling-Bling-Accessoires, dicken Autos und Dauerspaß. Sie tun dies durchaus mit hoher Leistungsbereitschaft und professionellem Habitus. Der Hang zum konventionellen Luxus ist oft gepaart mit einem gut sortierten Weltbild, das vor allem Mann und Frau klare Rollen zuweist.
Geschlechterklischees werden von den Proll-Professionals kultiviert, zelebriert und dank ästhetischer Inszenierung auf die Spitze getrieben: Mädels tragen pink, lieben Schuhe und sind vorzugsweise blond. Jungs sind muskulös, rau und zeigen selten Emotionen – außer beim Fußball natürlich. „Blond sein ist für mich ein Lebensgefühl“, bekennt offen die Proll-Professional-Queen Daniela Katzenberger. Viele Menschen fühlen sich nach wie vor sehr wohl mit dieser einfachen Rollenaufteilung, die ihnen Orientierung und Stabilität in einer sonst so komplexen Welt bietet.
Dieser Text ist ein Auszug aus der aktuellen Megatrend Dokumentation.