Um uns auch im Rahmen des Displays orientieren zu können, müssen wir lernen, die Muster der Welt neu zu interpretieren. Dabei wird eine Vielzahl neuer Fragen aufgeworfen: Welche Konturen zeigen uns, wer und wo wir sind, wenn das Ich zunehmend über Bildschirme erfahren werden kann? Wie erkennen wir die Gegenwart, wenn sie sich nur mehr als Fragment digitaler Berechnungen zeigt – und zu einer Melange aus Vergangenem und Fiktivem verschwimmt? Welche Instrumente können uns helfen, unsere Weltwahrnehmung neu zu trainieren? Noch mehr Daten und Zahlen, noch mehr News und Bilder, noch mehr Storytelling und Design Thinking?
Eine wichtige Antwort auf dieses Fragen lieferte bereits Alexander von Humboldt. Auf seinen Reisen sah sich der Naturforscher zunehmend gezwungen, die vielen neuen Landschaftseindrücke nicht nur zu vermessen, sondern auch darzustellen. Dafür entwickelte er die Panoramatechnik: In aufwendigen Zeichnungen wurden Höhenschnitte skizziert, die Übergänge darstellen, etwa vom Meer über den Strand bis zu den Bergen Teneriffas. Längst hat sich diese Technik zur Identifizierung und Vermittlung von Übergängen in unseren Alltag fortgeschrieben: als das Prinzip der Karte, das uns Orientierung im Raum ermöglicht.
Karten als Werkzeuge der Zukunftsgestaltung
Auch für die Zukunft benötigen wir Karten. Allerdings keine Landkarten, sondern eine neue Form von Weltkarten: Karten, die Menschen, Organisationen und Gesellschaften helfen, die Welt zu verstehen, indem sie die relevanten Übergänge – und Brüche – aufzeigen. Was diese Weltkarten einmal zeigen werden, wenn die großen Transformationen unserer Zeit vonstattengegangen sind, lässt sich nicht im Vorhinein definieren. In Bezug auf die Zukunft helfen keine Worthülsen, keine linearen Berechnungen. Umso mehr sollten wir aber heute kartografieren und erkennbar machen, worauf es hier und jetzt ankommt.
Dafür brauchen wir Werkzeuge, die uns helfen, die Gegenwart in ihrer ganzen Dynamik zu erfassen. Das heißt: die Übergänge zu identifizieren, die sich darin verdichten. Das Zukunftsinstitut hat mit der Megatrend-Map ein Instrument geschaffen, das diese Funktion erfüllt – auch in Form von individuell angefertigten Megatrend-Maps, die einzelnen Organisationen die relevanten Dynamiken für ihr Vorankommen markieren. Auch dieses Tool weist darauf hin, dass jeder Weg zu einer großen Transformation viele kleine Schritte verlangt. Die wahre Zukunftsherausforderung unserer Zeit besteht darin, sich den kleinen Transitionen zuzuwenden, um die großen Transformationen zu realisieren. Denn die Zukunft lebt von gelungenen Übergängen.