Lust und Angst als Treiber
Die Kognitions- und Hirnforschung sagt uns, dass das Belohnung und Angstzentrum nahe beieinander liegen. Das hat evolutionäre Gründe – die Evolution möchte uns ja zu Aktivität anstacheln. Es heißt aber auch: Wir können Lust erleben, wenn wir Angst haben. Angst kann argumentativ gewendet werden: als Vorwurf an die Umwelt, sich nicht zu kümmern. Nichts anderes spiegelt sich in der Politiker-Verachtung: eine regressive Erwartung an Vorteile, die nicht gewährt wurden! In großen Gruppen können wir unsere Angst in Wir-Glücksgefühle umwandeln – Zorn hilft dabei. In der nächsten Stufe wird dann Angst zu Hass und Aggression, zur Abwertung anderer. Und dann folgt die Gewalt, die immer auch eine Gewalt gegen sich selbst ist.
Es ist dieselbe neuronale Drogenmischung, die den IS-Kämpfer glorios ins Paradies eingehen lässt, die den rassistischen Hetzer auf die Straße treibt. Beides funktioniert nach dem
Achtsame Menschen wissen, dass sie selbst es sind, die die Welt konstruieren.
Prinzip der Über-Kompensation: Das eigene Ohnmachtsgefühl wird in Gloriosität übersetzt. Nur durch Abwertung, Entmenschlichung anderer, kann man sein kaputtes Erwartungssystem (scheinbar) reparieren. Nur durch Feinde kann man sein eigenes Gleichgewicht, seine Homöostase, aufrechterhalten. Was die Konsequenzen sind, wenn dieser Drift massenhaft wird, konnten wir schon mehrmals in der Geschichte besichtigen.
Wie kann man diesen fatalen Mechanismus auflösen? Durch Achtsamkeit (mehr dazu im Zukunftsreport 2016). Achtsamkeit heißt, dass wir nicht hilflos unseren Wutgefühlen ausgesetzt sind. Dass wir unsere Angst betrachten, unsere eigenen Erwartungen reflektieren, dass wir uns selbst beim Beobachten beobachten. Achtsame Menschen wissen, dass sie selbst es sind, die die Welt konstruieren. Dass Krisen dazu da sind, uns Neues zu lehren – und dass genau darin die Idee der “Zukunft” besteht: Wandel durch Selbstwandel. Dazu braucht man kein Hochschulstudium, nur eine tiefere Humanität.
Der andere Teil der Übung besteht im Überprüfen unseres Welt-Wissens. Die Medien bombardieren uns täglich mit einer Flut von negativen Nachrichten, die von Kontrollverlust und Katastrophen künden. Aber stellen Sie sich einmal vor, die Zukunft würde nicht von Verarmung, Chaos, Untergang, Umweltverschmutzung, Artensterben und Hunger geprägt.
Sie wäre ganz anders. Statt der so genannten X-Events – also jener Groß-Katastrophen, die sich unser Angst-Hirn ständig ausmalt – gäbe es Y-Events: verblüffende Lösungen, positive Entwicklungen, positive Trends. Wenn Sie sich in dieser Richtung produktiv irritieren wollen, empfehlen wir Ihnen unseren Trend Report Y-Events. Und schon sieht die Welt ganz anders aus.
Glücklichen Rutsch!
Matthias Horx