Vom Zusammenbruch des Internets bis zur Zerstörung der Welt durch Antimaterie: Ein Überblick über die wichtigsten X-Events.
X-Events: Acht apokalyptische Szenarien
1. Digital Darkness: Das Internet bricht zusammen
- Das Szenario: Am Tag X beginnt eine unheimliche ständige Verlangsamung aller Daten-Transaktionen, die man zunächst nicht lokalisieren kann. Nach einigen Tagen wird klar, dass es sich um eine gewaltige, unaufhaltbare Virusinfektion, eine Art digitale Pest des gesamten Internets handelt. Der Mega-Virus zerstört nicht nur Dateien, sondern alle Quellcodes und greift schließlich auch auf Hardware-Komponenten über. So werden alle Server und Knotenpunkte zerstört. Jeder Computer ist unrettbar verloren, ganze Produktionsketten weltweit brechen zusammen, ebenso der Flugverkehr, die Handelswege und die Kommunikationsstrukturen. Eine weltweite Rezession beginnt, deren Ende nicht abzusehen ist.
- Die Kaskade: Ein dauerhafter Internet-Zusammenbruch hätte in der Tat so etwas wie das „Ende der Zivilisation“ zur Folge – es käme mit hoher Sicherheit zu einem Totalzusammenbruch der Weltwirtschaft. Weitere Folgen von sozialen Unruhen bis hin zu Kriegen, Bürgerkriegen und Hungerkatastrophen wären dann unvermeidlich.
- Der Resilienzfaktor: Das Internet ist selbst das Produkt einer Resilienz-Technologie: Seine Ursprünge gehen auf robuste Kommunikation im Falle eines Atomschlages zurück. Aber das macht es keineswegs immun gegen massive Störungen. Der Erfolg des „Stuxnet“-Virus zeigt, dass man selbst in Teilsystemen des Internet durchaus „tödliche“ Wirkung erzeugen kann. Aber: Der Resilienzfaktor des Internets steigt womöglich gerade mit seiner andauernden Verletzlichkeit: Wie bei organischen Systemen entwickelt sich eine Art „Immunsystem“, das durch unentwegte Hacker-Angriffe trainiert und gestärkt wird. Bei einem Versagen würden wohl auch schnell wieder analoge, mechanische Systeme wiederbelebt oder neu entwickelt. Und wenn es sich um Rauchzeichen oder Brieftauben handelt...
2. Food Doom: Die weltweite Nahrungsmittelkrise
- Das Szenario: In einer Kombination von politischen Krisen und Naturphänomenen kommt es zu einem Zusammenbruch der globalen Nahrungskette, die bald auch auf die Industrieländer übergreift. Boden-Erosion, Knappheiten von Dünger, Schädlingsplagen und mehrjährige Dürren oder Überschwemmungen reduzieren die Ernten immer weiter, während die Erdbevölkerung weiter wächst. Nahrungsmittel werden zum Objekt knallharter Spekulation und bald von Mafia-Organisationen gebunkert oder mit militärischen Mitteln verteidigt. Rationierung und Plünderungen sind an der Tagesordnung, es kommt zu Hungerrevolten – Millionen von Menschen flüchten aus ihren Ländern, ganze Kontinente verwandeln sich in Flüchtlingslager, in denen der Hunger grassiert.
- Die Kaskade: Paul Ehrlich, der Prophet der weltweiten Nahrungsmittelknappheit, schrieb in den 70er Jahren: „Die Schlacht um die Ernährung der Menschheit ist spätestens in den 80er Jahren vorbei!“ Hunderte Millionen Menschen, so Ehrlichs Prognose, würden bis zu den 80ern verhungern. Woher bezog Ehrlich diese Gewissheit? Aus „Erfahrungen“. An einem „stinkend heißen“ Abend in einem Taxi in New Delhi hatte Ehrlich seine Initiation als Hunger- und Menschenflut- Apokalyptiker.
- Der Resilienzfaktor: Ehrlichs Thesen sind heute so falsch wie immer noch medial begehrt. Das Wachstum der Weltbevölkerung hat sich deutlich abgeschwächt; die neuesten Modelle rechnen mit einem Maximum von kaum über 9 Milliarden Menschen Mitte dieses Jahrhunderts. Die Grüne Revolution führte dazu, dass heute 7 Milliarden Menschen problemlos ernährt werden können. Der hohe Prozentsatz von 40 Prozent weggeworfener Lebensmittel in den Industriestaaten lässt sich mit Sicherheit reduzieren, etwa 20 Prozent mehr agrarische Fläche sind realistisch, auch Produktivitätssteigerungen in der Agrikultur sind noch nicht beendet. Bleibt eine weltweite Nahrungsmittelknappheit durch Panik-Spekulationseffekte, großflächige Pflanzenkrankheiten oder „Gen-Unfälle“ größeren Ausmaßes. Ein weltweites Sterben der Bienen etwa. All diese Events sind prinzipiell nicht ausgeschlossen. Doch an der Resilienz der Welternährung arbeiten heute große Organisationen wie Weltbank und UNO. In den nächsten Jahren werden z.B. viele Länder strategische Nahrungsreserven einführen.
3. Jeder gegen jeden: Das totale soziale Chaos
- Das Szenario: Mit der Spaltung der USA in Nord-USA und Süd-USA kulminiert ein soziokultureller Zerfallsprozess, der sich lange schon abzeichnete: Die gesellschaftlichen Spannungen zerreißen die moderne Zivilisation. Die zunehmende Spaltung von Reich und Arm führt zu bürgerkriegsähnlichen Unruhen. Der Zerfall des gesellschaftlichen Vertrauens und der demokratischen Institutionen ist die Folge. In Europa kommt es im Chaos der zerbröckelnden EU zur Sezession von Regionen, zu faschistischen Regimen und Massakern an Minderheiten. Nationalismus und Autoritarismus erleben eine Renaissance, als in den meisten Ländern militante Populisten von links und rechts die Macht übernehmen.
- Die Kaskade: Die innere Zerstörung der Zivilgesellschaft ist in der Geschichte der Menschheit nichts Neues. Im 20. Jahrhundert führten gesellschaftliche Spaltungen und polarisierte Ideologien zu einem „Winter der Welt“ (der gleichnamige Roman von Ken Follett) durch Faschismus und Krieg. Länder wie Afghanistan, Kongo und Somalia zeigen heute, was passiert, wenn die fundamentalen Institutionen zerstört werden und die Zivilgesellschaft aufhört zu existieren. Sehen wir nicht jeden Tag Unruhen im Fernsehen, Aufruhr, Bürgerkriege? Und spricht nicht vieles dafür, dass alte Radikalismen eine Renaissance erleben, vom Islamismus über die linken Ideologien bis zum Neonazismus?
- Der Resilienzfaktor: In vielerlei Hinsicht waren die 70er Jahre mit ihren Klassenkämpfen in Westeuropa und den blutigen Auseinandersetzungen in den Frontstaaten des Kalten Krieges womöglich gefährlicher als die neue Welt-Unordnung von heute. In den Schwellenländern haben sich heute Mittelschichten gebildet, die ein Interesse an Konfliktdämpfung und Stabilität haben. Protest hat zudem immer einen Evolutionseffekt: Im Zuge menschlicher Selbstorganisation entwickeln sich aus sozialen Protestbewegungen neue soziale Strukturen, die sich schließlich verstetigen – das zeigt die Geschichte der Jugendrebellion der 70er Jahre, aus der die Grünen hervorgingen. Auch die moderne Demokratie stammt ursprünglich aus Aufruhr und Rebellion. Deshalb kann es neben zu viel Aufruhr auch zu wenig geben: Erstarrte Gesellschaften sind viel zerbrechlicher als solche, in denen ständiger Protest und Widerspruch herrscht. Soziale Unruhen können auf paradoxe Weise soziale Stabilität befördern, statt sie zu zerstören.
4. The Last Blast: Kriege und Globalkonflikte kehren zurück
- Das Szenario: Mehrere Konfliktherde der Weltgeschichte explodieren gleichzeitig oder direkt nacheinander: das Pulverfass Naher Osten durch einen heißen Krieg zwischen Iran und Israel, die arabischen Staaten durch die Folgewirkungen; China entwickelt eine aggressive Politik gegenüber seinen Nachbarn, die schließlich in einem asiatischen Großkrieg endet. Kleinere Atomkriege werden auf regionaler Basis ausgefochten, mit katastrophalen Verwüstungen, die sogleich in neue konventionelle Kriege und Bürgerkriege übergehen. Die UN zerfallen, und die globale Kooperation kommt generell zu einem Ende.
- Die Kaskade: Wenn die Türkei nach Syrien hineinschießt, fühlen sich sofort andere Mächte, wie etwa der Iran, angegriffen. Destabilisierte Länder können ganze Kontinente destabilisieren, und Konfliktpunkte gibt es auf der Welt genug. Könnten steigende Konflikte im Nahen Osten nicht zum Einsatz von Atomwaffen führen? Und werden die aufstrebenden Supermächte China und Indien nicht bald einen nationalistischen Krieg entfesseln, so wie das auch die europäischen Großmächte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts getan haben, um ihre inneren Konflikte zu verschleiern?
- Der Resilienzfaktor: Wer sich heute in seiner zweiten Lebenshälfte befindet, kann sich noch an die Atomkriegsangst der 70er und 80er Jahre erinnern. Heute haben wir eine Entwicklung von Staatskriegen zu asymmetrischen Kriegen und grausamen Bürgerkriegen. Aber auch hier zeichnet sich eine interessante Trendentwicklung ab. In seinem Buch „Gewalt“ beschreibt der Evolutionspsychologe Steven Pinker, wie alltägliche, aber auch kriegerische Gewalt im Verhältnis zur Erdbevölkerung über die letzten zigtausend Jahre abnahm. Große Kriege zwischen Staaten haben in einer globalisierten Ökonomie hingegen wenig Aussichten auf strategischen Erfolg. Mit einem realen Krieg würde China heute seine Ökonomie zerstören, und die Kosten für eine Besatzung sind, wie die US-Kriege der letzten Jahre zeigen, astronomisch. So entzieht die Vernetzung der Welt dem Krieg zunehmend seine Rationalität. Der Spieltheoretiker Bueno des Mesquita hält deshalb viele der heutigen Konfliktpanoramen eher für Bluff-Szenarien: Wenn man nicht gewinnen kann, bleibt der Krieg eher im symbolischen Raum stecken.
5. Bad Matter: Die Zerstörung der Erde durch menschengemachte exotische Partikel
- Das Szenario: Die Gefahren der Nanotechnik wurden schon in Michael Crichtons Romanen „Micro“ und „Prey“ drastisch geschildert. Doch heute kommen neue Gefahren hinzu: Durch Teilchenbeschleuniger mit gewaltigen Energiepotenzialen könnte Antimaterie oder Schwarze Materie oder eine andere Form exotischer Teilchen auf der Erde entstehen, deren Wirkungen vollkommen unberechenbar sind. Oder Nanoteilchen führen zum „Grey Goo“ – der Dekadenz von komplexen Molekülen. Jedenfalls löst eine unvorhergesehene Nebenwirkung wissenschaftlicher Forschung eine „Anomalie“ aus, die die Erde verseucht oder zerstört.
- Die Kaskade: Die Erzeugung von „seltsamen Teilchen“ oder einem Schwarzen Loch auf der Erde oder einer nanotechnischen Seuche, die zum „Grey-Goo“-Effekt führt, wäre in der Tat ein schnelles und gründliches Ende von allem. Aber sie ist eher eine „Wild Card“, über deren Wahrscheinlichkeit wenig ausgesagt werden kann. Ob man so etwas für wahrscheinlich hält, liegt primär am eigenen Gemüt oder dem Thriller, den man gerade gelesen hat.
- Der Resilienzfaktor: Womöglich lenkt die Fixierung auf hochtechnologische Superkatastrophen den Blick vom eher Wahrscheinlichen ab. Tschernobyl und Fukushima gelten heute als die wahrhaften Mega-Katastrophen. Es verdichten sich jedoch die Anzeichen, dass die mittel- und langfristigen Folgen solcher Events überschätzt werden – die Region um Tschernobyl ist heute ein blühendes Naturparadies ohne große Langfristschäden. „Schleichende“ Techno-Unfälle könnten hingegen weitaus fatalere Folgen haben. Wenn zum Beispiel ein Gen-Strang aus genverändertem Mais oder Soja in andere Pflanzen überspringt und dann „Superweeds“ erzeugt, die man nicht mehr bekämpfen kann, könnte dies langfristig zu einem höheren Schaden führen als obskure Schwarze Löcher. Die gefährlichsten X-Events sind vielleicht die anfangs ganz harmlosen.
6. Contagion World: Die große Seuche
- Das Szenario: Unerklärliche Outbreaks von Viren und resistenten Bakterien häufen sich, töten Menschen und Tiere. Unklar bleibt, ob es sich dabei um Beschleunigungen von Mutationsprozessen handelt oder ob Biotechnologie eine Rolle spielt. Denn bald ist es möglich, Rekombinationen von Mikroorganismen zu kreieren, gegen die es keine Mittel mehr gibt – den Ebola- Virus mit einem Schnupfenvirus zu kreuzen und dabei noch zu „schärfen“. Wird eine religiöse Terrorgruppe, die sich der „freiwilligen Apokalypse“ zur Rettung der Erde vor der Menschheit verschrieben hat, die große, finale Weltseuche auslösen? Wir werden es nie erfahren, denn es gibt nur wenige, durch genetische Immunität überlebende Menschen...
- Die Kaskade: Tödliche Seuchen gehören zum kollektiven Gedächtnis der Menschheit – allen voran die Pest-Epidemien vom 14. bis ins 17. Jahrhundert, denen ein Drittel der europäischen Bevölkerung zum Opfer fiel. Im Jahr 1994 erschienen Warnungsbücher wie „The Coming Plague – Newly Emerging Diseases in a World out of Balance“ von Laurie Garett und im selben Jahr „The Hot Zone“. Der Film „Contagion“ spielte dann den Ernstfall durch: Eine Epidemie weltweiten Ausmaßes tötet die halbe Menschheit. Eine der möglichen Ursachen: Das Überspringen von Viren und Bakterien von Tier zu Mensch, wie es immer wieder vorkommt.
- Der Resilienzfaktor: Sind die Megaseuchen möglicherweise ein Hype – und ein gutes Geschäft? In den Achtzigern war es der Rinderwahn. Bis zu 100.000 Tote allein in England wurden vorausgesagt. Es waren 176. Die Schweinegrippe erwies sich eher als normale Grippe-Epidemie, aber allein Deutschland gab 100 Millionen Euro für nie benutzte Grippe-Impfungen aus. Das alte Spiel zwischen Keimen und Menschen wird niemals ein Ende finden – aber wird es auch gefährlicher? Mikroorganismen sind von der Natur dazu programmiert, um zu überleben. Wenn sie jedoch ihren Wirt sofort töten, würden sie nicht überleben. Selbst wenn eines Tages eine Kombination von Schnupfen- und Mördervirus hergestellt wird, würde die hohe Mutationsrate von Mikroorganismen dazu führen, dass sich der Super-Killer-Virus in der freien Wildbahn selbst entschärfen würde. Die Wahrscheinlichkeit einer planetaren Super-Epidemie könnte heute sogar eher geringer sein – trotz der wachsenden Verkehrsverbindungen. Denn die Seuchenforschung macht heute gewaltige Fortschritte.
7. Dry and Dark: Der Zusammenbruch der Wasser- und Energieversorgung
- Das Szenario: Global Warming beschleunigt sich rapide, und während der Durst nach Erdöl immer größer wird, kommt es zur Knappheit der zentralen Ressource: Wasser. Die Wasserknappheit der letzten Jahre weitet sich aus, und die Energienetzwerke werden zunehmend von Blackouts erschüttert. Der Preis von Erdöl steigt auf 300 Dollar, und damit wird Benzin rationiert. Bald leben mehr als 2 Milliarden Menschen in der „Roten Zone“, in der unmittelbare Gefahr durch Verdursten besteht. Schließlich zerstören Fluten des steigenden Meerwassers die Süßwasserzufuhr vieler Küstenstädte. Daraufhin brechen die kontinentalen Stromversorgungsnetze zusammen.
- Die Kaskade: In der TV-Serie „Revolution“ (2012) wird das Szenario durchgespielt: In ganz Amerika fällt für immer der Strom aus. Der Kontinent verwandelt sich innerhalb weniger Jahre in ein grünes Öko-Paradies, durchzogen von marodierenden Banden, in denen wie gehabt die Superbösen gegen die Superguten fechten. Amerikaner haben Erfahrungen mit großen Stromausfällen. Das kontinentale System versagte 1977 gründlich, ein Blackout legte praktisch den ganzen Kontinent für Tage lahm. Pro Jahr gibt es in den europäischen Stromnetzen rund 60.000 Ausfälle, die meisten von ihnen kurzfristig. Mit Sicherheit werden sich im Zuge der Energiewende die Ausfälle häufen. Könnten dann nicht Rohstoffkrisen zur dauerhaften Überlastung und damit dem Ende der Stromversorgung führen?
- Der Resilienzfaktor: Gegen den großen Ausfall spricht die allmähliche Entwicklung des Energy Grid – ein immer höherer Anteil von Dezentralisierung und Kleinteiligkeit in der Stromversorgung. Kombiniert mit dem Wachstum von Speichersystemen, wird dies Robustheit und Resilienz des Stromsystems eher erhöhen. Zudem reicht das fossile Gas noch 200 Jahre lang. Stromausfälle könnten deshalb eher zu einem technologischen Sprung bei der Energieeffizienz und den natürlichen Energien führen. In der Wasserversorgung gibt es eine ähnlich paradoxe Entwicklung: Der angeblich knappste und prekärste Stoff der Erde steht heute immer mehr Erdenbürgern zur Verfügung. Das Millenniumziel, nach dem bis zum Jahr 2015 85 Prozent der Menschen auf der Erde Zugang zu sauberem Wasser haben sollten, wurde nach oben übertroffen. Wasser ist weder eine knappe noch eine ausgehende Ressource. Sie ist nur auf dem Planeten extrem ungleich verteilt. Deshalb werden Wasserknappheiten regionale Phänomene bleiben – durch den Klimawandel allerdings an Orten, an denen man das vorher nicht gewohnt war.
8. Financial Doom: Der endgültige Zusammenbruch der Finanzmärkte
- Das Szenario: Der Euro zerfällt nach vielen Jahren vergeblicher Bemühungen, ihn zu retten. Dies sendet eine Schockwelle in die Finanzmärkte der ganzen Welt. Obwohl Amerika den Goldstandard wieder einführt, gelingt es nicht, das amerikanische Bankensystem zu retten, da auch die amerikanische Verschuldung durch die Decke geht. Eine Mischung aus Deflation und Hyperinflation zerstört das Währungsgefüge, auch Chinas Ökonomie kollabiert in einer Blase. Handelskriege brechen aus, und der globale Kapitalmarkt trocknet aus, weil sich das Kapital aus allen Überseeländern zurückzieht. Tausende von regionalen Währungen entstehen, die Welt wird wieder in autonome Länder und Regionen zerteilt.
- Die Kaskade: Wie fragil ist das globale Bankensystem? Die Geschichte hat bereits eine Teilauskunft gegeben: Unter bestimmten Voraussetzungen ist der Kapitalstrom hochriskant. Finanzmärkte neigen zur zyklischen Überhitzung, die Gesellschaften, die davon betroffen sind, zur panikhaften Hysterie. Wenn Menschen Angst haben, erzeugen sie erst den wahren Crash – durch Bankruns und Panikverkäufe. Im Zeitalter der Globalisierung sind die dann folgenden Krisen nicht mehr regional und können auf alle Wirtschaftssysteme übergreifen.
- Der Resilienzfaktor: Die Kapitalmärkte haben inzwischen selbst am meisten Angst vor der nächsten Krise – und werden sich verändern. Das Spektrum reicht von Verzögerungstechniken, die das Handeln in Echtzeit behindern, über Transaktionssteuern bis zur Zerschlagung von Großbanken. Die kurzfristige Zähmung der Bestie wird jedoch nicht lange anhalten. Die gewaltigen globalen Wirtschaftsentwicklungen, die in den nächsten Jahrzehnten zum größten langzyklischen Boom führen werden, werden erneut riesige Massen von Kapital in die Märkte spülen. Blasenbildung ist so alt wie das Finanzsystem selbst – und wohl unauflöslich mit ihm verbunden. Allerdings gibt es auch hier Autonomisierungsprozesse, die das ganze System stabilisieren können. In Zukunft könnte dies in einer Kombination aus Erst- und Zweitwährungen bestehen – einer offiziellen Währung steht eine regionale „Gebrauchswährung“ gegenüber, die womöglich auf Kaurimuscheln oder Goldindex basiert. Menschen sind erfinderisch. Märkte reagieren spontan. Besonders wenn es sich um jene Ressource handelt, die die Welt regiert wie keine andere. Das Geld.
Zukunftsinstitut, 12/2012
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