Future People: Die positiven Populisten

Welche cleveren Köpfe inspirieren und weisen uns den Weg in die Zukunft? Wer sind die Helden für ein besseres Morgen? Lernen Sie die Future People kennen! In diesem Teil: Die positiven Populisten. – Ein Auszug aus dem Zukunftsreport 2019.

Illustration: Benedikt Eisenhardt

„Populismus“ ist ein viel genutztes und häufig missverstandenes Wort. Politik kann durchaus populär sein, sie muss es sogar. Zu unterscheiden ist jedoch zwischen bösartigem und konstruktivem Populismus.

Letzterer versucht, gesellschaftliche Konflikte nicht durch Spaltung, sondern durch Verbindung und Win-win-Synthesen zu erzeugen. Das knüpft an die These der neo-progressiven Politik an. Die Neo-Progressive sind Populisten der anderen Art und konnten bereits beweisen, dass die Spalter und Hass-Prediger nicht das letzte Wort haben müssen. 

András Fekete-Győr

Der 1989 geborene Ungar ist der Kopf der Bürgerbewegung „Momentum Movement“. Die Partei ist weder links noch rechts, dafür direkt, bürgernah und proeuropäisch. Vor allem kämpft sie gegen die rechtspopulistische Partei von Viktor Orbán. Vor einem Jahr gelang es ihr, mehr als 250.000 Unterschriften für eine Volksabstimmung über die ungarische Olympiabewerbung zu sammeln. Mit Erfolg: Die Regierung befürchtete eine Niederlage und zog ihre Bewerbung zurück.  

Ruth Dreifuss

Das erklärte Ziel des „War on Drugs“ der 1970er-Jahre war eine drogenfreie Welt. Ein Krieg, der mehr Leid erzeugt als er verhindert hat. Die Weltkommission für Drogenpolitik unter Ruth Dreifuss setzt dieser noch heute verbreiteten Politik der Verbote einen progressiven Ansatz entgegen: Regierungen sollen Konsumenten nicht pauschal kriminalisieren und das Geschäft mit den Drogen nicht länger kriminellen Banden überlassen – sondern selbst regulieren.

Robert Habeck

Vom Schriftsteller zum Parteivorsitzenden: Der neue Star der Grünen will die Partei zur führenden Kraft der „linken Mitte“ in Deutschland machen. Gemeinsam mit seiner Co-Vorsitzenden Annalena Baerbock setzt er auf eine Politik der Weltoffenheit, Heimatverbundenheit und ökosozialen Zukunftspolitik. Mit „radikalem Realismus“ kämpft er gegen nationalistischen Rechtspopulismus und zukunftsvergessene Volksparteien.

Jacek Jaśkowiak

Der Bürgermeister von Posen boxt gern, geht für Schwulenrechte auf die Straße und redet öffentlich über seine Liebe zu einem Mann. Im heutigen renationalisierten Polen ist er der Hoffnungsträger einer gesellschaftlichen Öffnung und Reliberalisierung. In seiner Stadt hat er es geschafft, die verschiedenen Gruppen in Richtung Zukunft zu vereinen. 

Bart Somers

Das belgische Mechelen war eine heruntergekommene Industriestadt mit den üblichen Spaltungsproblemen, bevor ihr Bürgermeister Bart Somers eine neue Politik der „radikalen Inklusion“ begann. Er beschreibt sie im Interview mit Spiegel Online so: „Es gibt keine Freiheit, wo es keine Sicherheit gibt. Deshalb ist konsequente Kriminalitätsbekämpfung auch eine sehr liberale und soziale Politik. Die ersten Opfer von Kriminalität sind die mittellosen Bewohner sozialer Brennpunkte, sie profitieren von harter Law-and-Order-Politik. Parallelgesellschaften verhindert man, indem man dafür sorgt, dass sich die Bewohner armer Viertel als gleichwertige Bürger fühlen. Wer Teil einer Gemeinschaft ist, greift sie nicht an.“

Ein Auszug aus dem Zukunftsreport 2019.

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Dieser Artikel ist in folgenden Dossiers erschienen:

Megatrend Individualisierung

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Im Megatrend Individualisierung spiegelt sich das zentrale Kulturprinzip der aktuellen Zeit: Selbstverwirklichung innerhalb einer einzigartig gestalteten Individualität. Er wird angetrieben durch die Zunahme persönlicher Wahlfreiheiten und individueller Selbstbestimmung. Dabei wird auch das Verhältnis von Ich und Wir neu ausgehandelt. Es wächst die Bedeutung neuer Gemeinschaften, die der Individualisierung künftig ein neues Gesicht verleihen.

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